Verknotete Traditionen: Wie WKND Lab koreanisches Erbe in modernes Design verwandelt
Knoten sind echte Alltagshelden: Sie verbinden Seile zu starken Netzen und machen aus Chaos Ordnung. Im Design zeigen sie, wie schön und nützlich Verbindungen sein können – das beweist das Duo von WKND Lab eindrucksvoll.
Beim Betreten der WKND Lab Ausstellung fesselten die kunstvoll geknüpften Hocker und eleganten Kerzenhalter sofort meinen Blick. Sie vereinten Tradition mit modernem Design und weckten Neugier auf die Geschichten und kreativen Köpfe dahinter.
Diese Verbindung von Ästhetik und Ethik ist zentral für Eunji Jun und Halin Lee, die Gründerinnen von WKND Lab. Vor sechs Jahren gründeten sie ihr Studio in Seoul, inspiriert von ihrer Studienzeit in der Schweiz und Deutschland. Was als Wochenendprojekt begann, entwickelte sich zu einem Unternehmen, das durch sorgfältige Materialauswahl und umweltfreundliche Methoden soziale Verantwortung betont. Im Interview erklärt Eunji Jun, welche Bedeutung die Knoten in ihrer Kollektion haben.
Wie kam es dazu, dass Knoten eine so zentrale Rolle in eurer Kollektion spielen, die ihr während der letzten Mailänder Designwoche vorgestellt habt?
Eunji Jun: Wir wollten frischen Wind in Gespräche bringen und neue Perspektiven schaffen, indem wir uns auf koreanische Traditionen konzentrieren. Knoten werden oft zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen und traditionellen Feiertagen verschenkt, um Glück und gute Wünsche zu übermitteln. Jeder Knoten erzählt seine eigene Geschichte. Wir haben diese traditionellen Techniken im grossen Stil erkundet, um sie ins Zentrum unserer Designs zu rücken.
Wie werden traditionelle Knotentechniken in eure Entwürfe integriert?
Die schwarzen Hocker auf dem Boden, die du bei deinem Besuch gesehen hast, nutzen beispielsweise Knotentechniken, sind aber auch lustige, funktionale Stücke. Die Kerzenhalter an den Wänden ehren ebenfalls den dekorativen Charakter und sind gleichzeitig funktional.
Wie geht ihr an die Produktentwicklung heran?
Anstatt dem üblichen Prozess zu folgen – bei dem man mit der Form beginnt und später Materialien hinzufügt – machen wir das Gegenteil. Wir starten mit einem traditionsreichen Material oder einer Geschichte und entwickeln darauf aufbauend das Design.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Kannst du euren kreativen Prozess beschreiben?
Wir sind immer am Basteln. Wenn man in ein Café geht, sieht man oft Leute, die mit Servietten oder Strohhalmen hantieren – das sind wir. Oft kommt uns eine Idee, die wir dann teilen. So starten wir meistens ein neues Projekt.
Wer sind deine Heldinnen und Helden im Design, im Leben oder in beidem?
Unsere Freunde, die ebenfalls Designer und Künstlerinnen sind, inspirieren uns am meisten. Sie stehen vor den gleichen Herausforderungen, und es motiviert uns, zu sehen, wie sie diese meistern.
Wenn das Konzept darin bestünde, nur noch mit einem einzigen Material arbeiten zu können, welches würdest du wählen?
Einen Lack, der direkt von einem Baum stammt, der in Korea, Japan, China und Teilen Vietnams heimisch ist. Er ist ein faszinierendes Material, das wasser-, feuer- und insektenresistent ist, ideal für langlebige Objekte. Er kam auch bei der glockenförmigen Lampe und dem Vorhang zum Einsatz.
Was sollten Nicht-Designkundige über die Designbranche verstehen?
Durch die schnelle Kultur und die sozialen Medien werden Designerinnen und Designer oft eher als Content-Creators gesehen. Viele folgen Trends, ohne zu sehen, was wirklich hinter den Objekten steckt. Wir würden echte Wertschätzung gegenüber Menschen begrüssen, die ihr Handwerk beherrschen.
Beende den Satz: «Design sollte …»
… einen Zweck haben.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
In dieser Beitragsreihe beantworten Designerinnen und Designer Fragen rund um das Thema Design und gewähren Einblicke in ihre kreative Welt und Arbeitsweise. Alles im Rahmen eines Interview-Formats.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.