Hintergrund

Umstieg auf Linux: gar nicht mal so schwierig

Kevin Hofer
20.4.2025
Bilder: Kevin Hofer

Nach Jahren des Hin und Hers habe ich es endlich getan: Ich habe Windows den Rücken gekehrt und auf dem neuen Rechner nur Linux installiert. Einen Monat will ich mindestens damit arbeiten und zocken – und wer weiss: vielleicht gehe ich nie mehr zu Microsoft zurück.

Microsoft und die anderen grossen, rein Gewinn getriebenen Tech-Konzerne nerven mich schon seit Langem. Trotzdem nutzte ich aus Gewohnheit jahrelang Windows, Chrome und Co. Zumindest am Desktop will ich künftig nicht mehr von ihnen abhängig sein. Als ich kürzlich einen Test-PC zusammenbaute, war der Zeitpunkt gekommen: Statt Windows installierte ich die Linux-Distribution Bazzite.

Meine ersten Schritte in der Linux-Welt waren mal einfach, mal nervig und stellen mich auch vor (noch) unlösbare Probleme. Arbeiten und zocken kann ich jetzt jedenfalls damit, muss aber einiges neu lernen.

Die Linux-Distri meiner Wahl: Bazzite.
Die Linux-Distri meiner Wahl: Bazzite.

Weshalb Bazzite?

Linux-Distris gibt es unzählige. Dass ich mich für Bazzite entscheide, hat mehrere Gründe: Einerseits machen die Kollegen Martin und Phil, die die Distri auf ihren Handhelds installiert haben, dafür Werbung. Andererseits sind auf Bazzite viele Gaming-Features vorinstalliert, um die ich mich als Linux Noob dann nicht mehr kümmern muss. Vielleicht wäre eine andere Distri – ich habe mir auch PopOS angeschaut –, besser für mich geeignet. Aber es ist ein erster Schritt weg von Windows und etwas anderes ausprobieren kann ich später immer noch.

Die Installation ist ein Klacks

Schon bei der Installation ist Linux erfrischend anders als Windows: Statt ständig irgendwelche Tracking-Optionen wegzuklicken, wähle ich einfach Sprache, Tastaturlayout und Region aus. Das war’s dann auch schon. Kein Online-Konto-Zwang und dergleichen. So macht das Spass.

Privat bin ich gleich nach der Betriebssystem-Installation fürs Erste ausgerüstet. Steam ist bereits installiert – über 90 Prozent meiner Games habe ich auf der Vertriebsplattform erstanden. Aus Erfahrung mit dem Steam Deck weiss ich: Alle laufen unter Linux problemlos.

Zum Zocken bin ich dank Steam bereits nach der Installation optimal gerüstet.
Zum Zocken bin ich dank Steam bereits nach der Installation optimal gerüstet.

Womit ich aber Probleme habe, ist der Controller. Weder per Kabel noch mit dem 2,4-GHz-Dongle kann ich meine Games steuern. Über Bluetooth hingegen klappt es. Da ich keine FPS Games mit Controller zocke, reicht die Übertragungsgeschwindigkeit per Bluetooth. Dennoch möchte ich lieber die Verbindung per Kabel oder Dongle nutzen. Hier muss ich noch nach einem Fix suchen.

Beim Browsen setze ich auf Firefox statt Chrome. Die dahinterstehende Mozilla Corporation ist zwar wie Google gewinnorientiert – und macht den grössten Umsatz durchs Festlegen von Google als Standardsuchmaschine – ist mir aber dennoch sympathischer als Google.

Bei den Tools fürs Büro muss ich noch mehr Hand anlegen.

Ich muss neue Programme lernen

Ich arbeite fürs Geschäft an meinem privaten Rechner. Die meisten Tools sind bei mir browserbasiert. Dennoch gibt es auch Programme, die ich installieren muss. Die meisten sind schnell über das Software Center «Discover» installiert.

 Übers Software Center kann ich viele Apps problemlos installieren.
Übers Software Center kann ich viele Apps problemlos installieren.

Von Teams gibt es eine stabile Version für Linux – auch wenn ich so leider wieder ein Programm von Microsoft auf dem Rechner habe. Aber es ist nunmal leider das Hauptkommunikationsmittel bei uns im Haus.

Bei der Adobe Suite, die ich bislang für Videoschnitt und Bildbearbeitung genutzt habe, gibt es für Linux zahlreiche Alternativen. Bislang habe ich für die Bildbearbeitung hauptsächlich Photoshop genutzt, obwohl für meine Bedürfnisse auch Lightroom vollkommen ausgereicht hätte. Ich war aber zu faul, mich einzuarbeiten. Die offensichtliche Linux-Alternative von Photoshop – GIMP – lasse ich deshalb erstmal links liegen und setzte auf die Lightroom-Alternative Darktable – wenn schon einarbeiten, dann in die richtige Software.

 Statt Lightroom lerne ich jetzt den Umgang mit Darktable.
Statt Lightroom lerne ich jetzt den Umgang mit Darktable.

Beim Videoschnitt geht die Umstellung auf Linux mit der Rückkehr zu DaVinci Resolve einher. Bevor ich bei Digitec Galaxus angefangen habe, war die Software von Black Magic meine erste Wahl. Hier kenne ich mich bereits aus. Leider kann ich die App nicht über das Software Center installieren, sondern nur mittels Terminal-Befehl, den ich nach längerer Suche auf Reddit finde.

Daten zwischen dem Smartphone und dem Rechner habe ich bis anhin per Smart Connect übertragen. Hier finde ich mit Local Send eine gute Alternative für meine Zwecke – ich sende hauptsächlich Fotos und Videos vom Smartphone an den PC.

Mit Localsend teile ich Dateien zwischen Smartphone und PC.
Mit Localsend teile ich Dateien zwischen Smartphone und PC.

Was ich leider noch nicht installieren konnte, ist Fusion 360. Das CAD-Programm brauche ich zwar nicht mehr so häufig wie auch schon, dennoch konstruiere ich zwischendurch gerne Objekte für den 3D-Druck.

Wie geht’s jetzt weiter?

Arbeiten und zocken kann ich jetzt an meiner Linux-Maschine. Sehr wahrscheinlich werde ich noch auf weitere Probleme stossen und nach Lösungen suchen müssen. Mindestens einen Monat bleibe ich jetzt aber dran. Nach meinen ersten Eindrücken gehe ich davon aus, dass ich künftig nicht mehr zu Windows zurückkehre – ich verrate es dir in 30 Tagen.

Falls du Tipps hast für Linux Noobs wie mich: Gerne ab damit in die Kommentarspalte.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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