Produkttest

Tula Mic im Test: Kleines Mikrofon, grosse Leistung

Tula soll die eierlegende Wollmilchsau unter den Mikrofonen sein. Es kann am Computer, unterwegs und sogar mit einem Ansteckmic benutzt werden. Aber stimmt auch die Qualität?

Wie gut kann ein Mikrofon sein, das locker in meine Hosentasche passt und erst noch mit diversen Zusatzmöglichkeiten wirbt? Diese Frage geht mir durch den Kopf als ich die winzige Verpackung öffne, in der gerade mal zwei Zigaretten-Päckchen Platz hätten. Das Tula Mikrofon ist das Debüt-Gerät der Firma Tula Mics, die sich aus Entwicklern und Designern von San Francisco, über Stockholm bis Moskau zusammensetzt. Es soll zum Podcasten, Chatten oder dank interner Speichermöglichkeit sogar für Aufnahmen unterwegs eingesetzt werden können.

Die schnuckelige Box enthält alles, was du brauchst.
Die schnuckelige Box enthält alles, was du brauchst.

Das Tula Mic misst gerade mal 89 x 55 x 21 Millimeter also nicht mal halb so viel wie die meisten Smartphones. Das in drei Farben erhältliche Mikrofon kann entweder im Nieren- oder Kugel-Modus verwendet werden. Je nachdem, ob du alleine davor sitzt oder das Audio aus mehreren Richtungen aufzeichnen willst. Die Aufnahme geschieht entweder am Computer, Smartphone per USB-C-Verbindung oder direkt auf dem Tula mittels acht Gigabyte internem Speicher. Einfach den Aufnahme-Knopf drücken und schon kann es losgehen. Zum Abhören steckst du deine Kopfhörer in die 3,5-mm-Kopfhörerbuchse. Die dient gleichzeitig als Input für ein optionales Ansteckmikrofon. Eine LED auf der Vorderseite zeigt dir an, ob das Gerät eingeschaltet ist und eine weitere mittels grün, gelb und rot, ob dein Mikrofon überschlägt.

Im digitec Podcast Folge 45 hörst du das Tula in Aktion.

Viel Mikrofon auf kleinem Raum

Die Audioqualität überrascht. Hinter der hipp designten Hülle verbirgt sich ein äusserst potentes Mikrofon. Der Sound mit dem Tula klingt angenehm klar und gleichzeitig kräftig. Ich habe schon teurere Geräte benutzt, die schlechter klingen und erst noch ohne Zusatzfunktionen auskommen. Ein Popschutz ist bei kurzer Distanz aber praktisch Pflicht.

Weniger überzeugt mich die Noise-Cancelling-Funktion (NC). Aktiviert, wird hörbar ein Teil deiner Stimme verschluckt. Die Soundqualität ist damit für Podcasts oder Let’s Plays nur bedingt zumutbar. In Situationen mit sehr viel Umgebungsgeräuschen wie einer Messe, wenn es denn jemals wieder welche gibt, ist das Feature aber sicherlich praktisch. Was auffällt, ist, wie erstaunlich wenig Nebengeräusche das Tula selbst ohne NC aufnimmt. Ich kann Musik in normaler Lautstärke über die PC-Lautsprecher abspielen und auf dem halben Meter entfernten Tula ist nichts davon zu hören. Eine beeindruckende Leistung.

Nicht alle Tasten sind eindeutig.
Nicht alle Tasten sind eindeutig.

Vermissen tue ich das Abhören der eigenen Stimme bei der Aufnahme am Computer. Selbst wenn du die Kopfhörer direkt am Tula angeschlossen hast, hörst du dich nur sprechen, wenn du auch gleichzeitig aufzeichnest. Dabei habe ich allerdings das Problem, dass sich die Kopfhörerlautstärke nicht richtig einstellen lässt. Je nachdem, ob ich sie am Computer verstelle oder am Mikrofon selbst, ist entweder meine Stimme zu laut oder das PC-Audio. Etwas, das mit einem Firmware-Update hoffentlich gepatched wird. Die Aufnahme selbst geschieht im typischen WAV-Format bei 24 Bit und 48 Khz. Der Akku hält dabei bis zu 14 Stunden, wonach der interne Speicher ohnehin praktisch voll wäre.

Einige Symbole kommen sogar doppelt vor.
Einige Symbole kommen sogar doppelt vor.

Die Bedienung des Mikrofons fällt bei 13 Knöpfen nicht ganz einfach aus. Zumal mehrere Tasten auf unterschiedliche Arten gedrückt werden können. Noise Cancelling schaltet sich nur bei langem Drücken ein, aber einmal kurz drücken schaltet es aus. Die Kreistaste auf der linken Seite schaltet durch kurzes Drücken zwischen Niere und Kugel um und wechselt bei langem Drücken in den Ansteckmic-Modus. Die Taste auf der rechten Seite mit dem ähnlichen Symbol startet hingegen die Aufnahme. Auch die vier Lautstärketasten haben das gleiche Design. Auf der linken Seite wird damit der Gain verstellt und auf der rechten Seite die Lautstärke der Kopfhörer.

Per Drehverschluss lässt sich zwischen Stativ und Adapter wechseln.
Per Drehverschluss lässt sich zwischen Stativ und Adapter wechseln.

Das kompakte Design hat nicht nur Vorteile. Mit dem mitgelieferten Adapter kann das Stativ zwar kinderleicht per Drehverschluss an andere Stative oder gar einem Stativarm befestigt werden. Für Letzteren ist es das Tula etwas zu leicht. Durch das geringe Gewicht lässt sich das Mic nur schlecht ausrichten, bevor der Arm durch die Feder wieder nach hinten zieht. Auch schaut bei diesem Setup das Kopfhörerkabel störend heraus, das zudem auf keinen Fall berührt werden darf, weil dieses Geräusch direkt ans Mikrofon weitergeleitet wird. Sinnvoller ist wohl ein dezentes Tischstativ.

Fazit: Liefert, was es verspricht

Sieht aus wie ein Spielzeug, hat aber ordentlich was auf dem Kasten.
Sieht aus wie ein Spielzeug, hat aber ordentlich was auf dem Kasten.

Das Tula ist ein erstaunliches Gerät. Es passt in die Hosentasche und dank interner Speicherfunktion machst du Interviews oder sonstige Aufnahmen unterwegs. Sogar mit einem Ansteckmikrofon ist es kompatibel. Am PC ist das 280 Franken teure Mikrofon klangstark und eignet sich zum Podcasten oder Livestreamen – sofern Noise Cancelling deaktiviert ist.

Verbesserungsbedarf sehe ich bei der nicht sonderlich intuitiven Bedienung, der eingeschränkten Abhörfunktion und der zu aggressiven Noise-Canceling-Funktion. Das sind aber Schönheitsfehler. Wenn du ein Mikrofon suchst, mit dem du sowohl am Computer wie auch unterwegs unkompliziert aufnehmen kannst, dann kannst du mit dem Tula nicht viel falsch machen.

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