

Trägheitssensoren bei Grafikkarten zeigen, dass der Leistungshunger moderner Grafikkarten überbordet

Mit dem «Equipment Installation Check»-Feature der ROG-Astral-Grafikkarten überprüfst du, ob deine GPU richtig sitzt. Dies ermöglicht eine eingebaute Trägheitsmesseinheit. Was sinnvoll klingt, ist Symptom eines grösseren Problems bei Grafikkarten.
Moderne Grafikkarten sind wahre Monster. Die ROG Astral RTX 5090 etwa wiegt um die drei Kilogramm und misst knapp 36 Zentimeter. Mit ihrem massiven Kühlkörper erreicht sie zudem eine Dicke von knapp acht Zentimeter. Ein derart massives Möbel musst du im PC entsprechend befestigen – die Schraube hinten am I/O-Slot reicht nicht, sonst verbiegt sich die Karte und kann dadurch nicht nur selbst Schaden nehmen, sondern auch den PCI-Slot zerstören. Deshalb sind letztere meist verstärkt und die Hersteller liefern Halterungen mit, um die Grafikkarten zusätzlich zu stabilisieren.
Aber selbst das reicht heute nicht mehr in jedem Fall aus. Deshalb hat Asus in den Astral-Karten einen Trägheitssensor verbaut, wie er auch in Smartphones und Sportuhren zum Einsatz kommt. Dieser meldet dir über das Software Feature «Equipment Installation Check», ob die Karte noch richtig «sitzt». Diese Option hat Asus Anfang April nachgeliefert, weshalb es zum Launch der Karten von kaum jemandem erwähnt wurde.
Das ist grundsätzlich ein sinnvolles Feature. Aber wieso braucht es das überhaupt? Schuld sind die modernen, leistungshungrigen Grafikkarten. Die 575 Watt der RTX 5090 führst du nicht mit einem mickrigen Lüfter und Kühlkörper ab, wie noch vor elf Jahren bei der GTX 980, die eine thermische Verlustleistung von 165 Watt hatte. Heutzutage braucht es etwa bei der Astral RTX 5090 vier Lüfter. Das führt dazu, dass die Karten immer grösser und schwerer werden. Nicht nur das: Sie werden aufgrund der verbauten Komponenten immer teurer.
Auch der Trägheitssensor trägt zur Verteuerung und Gewichtszunahme bei. Zwar findest du den verbauten Bosch Sensortec BMI323 für knapp drei Franken und er wiegt nur wenige Gramm. Aber es ist die Summe aller Komponenten, die den Preis und das Gewicht ausmachen.
Das Problem wird sich künftig nur verschärfen. Die letzten zehn Jahre konnte eine substantielle Performancesteigerung nur durch die Erhöhung der Leistungsaufnahme – also mit der Brechstange – erzielt werden. Und die Leistungssprünge zwischen den Grafikkartengenerationen wurden in den letzten Jahren gar kleiner. Selbstverständlich ist auch Nvidia und AMD klar, dass es nicht so weitergehen kann.
Eine Alternative, die beide in den letzten Jahren pushen, sind die KI-basierten Upscaling-Technologien wie DLSS und FSR. Wobei auch diese Leistung von den dedizierten KI-Kernen der GPUs einfordern. Eine andere Möglichkeit wäre, wenn sich AMD und Nvidia künftig mehr Zeit bei der Entwicklung neuer Grafikbeschleuniger lassen, damit sie effizienter werden. Dies scheint aber schwierig, weil Games immer leistungsfähigere Grafikkarten erfordern, da wir als Spielerinnen und Spieler immer detailliertere Welten wünschen – und dies möglichst schnell.
Es ist also ein Teufelskreis, der von allen Seiten befeuert wird: Uns Konsumentinnen, die immer mehr wollen, den Entwicklern, die diesem Wunsch nachzukommen versuchen, und den Entwicklerinnen und Herstellern der GPUs, die eine geeignete Lösung anbieten wollen. Klar ist, dass es eine Lösung braucht. Sonst passen in ein paar Jahren die Grafikkarten gar nicht mehr ins Gehäuse.



Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.