«The Crew Motorfest» im Test: virtuelle Raser-Ferien in Hawaii
In «The Crew Motorfest» kannst du mit Autos, Bikes, Booten und Flugzeugen um die Wette rasen. Die Rennen sind spektakulär inszeniert. Das echte Highlight des Spiels ist aber die wunderschöne Open World.
Hawaii, das Paradies auf Erden. Malerische Strände, majestätische Vulkane und dichte Dschungel prägen das idyllische Landschaftsbild der polynesischen Inselgruppe. Mit Ubisofts neuem Open-World-Rennspiel «The Crew Motorfest» kannst du digital in diese paradiesische Welt eintauchen. Das Game spielt nämlich auf Oahu, der Hauptinsel des hawaiianischen Archipels.
Ich habe meine virtuellen Koffer gepackt und bin über fünfzehn Stunden lang durch die wunderschöne Inselwelt gerast. Obwohl ich kein grosser Rennspiel-Fan bin, hat mich das Game in seinen Bann gezogen.
Ein Festival ohne Rücksicht auf Verluste
Auf den ersten Blick wirkt das Konzept hinter «The Crew Motorfest» wie eine dreiste Kopie von Microsofts «Forza Horizon»-Spielserie. Auf den zweiten Blick auch. Aber das macht nichts, denn das Spielprinzip macht ordentlich Laune.
Auf Oahu findet das Renn-Festival «Motorfest» statt. Auto-Fanatiker aus der ganzen Welt treffen sich auf der hawaiianischen Insel, um ohne Rücksicht auf Verluste um die Wette zu rasen. Auch ich mutiere auf den virtuellen Strassen Honolulus zum Auto-Arschloch. Ich brettere dank Nitro-Boost mit 300 km/h durch die Innenstadt, reisse mit meinem Offroader unzählige Bäume aus dem Boden und verursache üble Verkehrsunfälle. Konsequenzen hat das keine – Oahu ist meine Spielwiese, auf der ich tun und lassen kann, was ich will.
Wahlweise kann ich mich auch auf dem Wasser oder in der Luft wie ein Psychopath benehmen. Wie schon in den vergangenen «The Crew»-Spielen transformiert sich mein Auto per Knopfdruck in ein Boot oder ein kleines Flugzeug. Die Funktion schalte ich schon sehr früh frei und habe so von Anfang an die volle Freiheit beim Erkunden der Insel und der zahlreichen Tätigkeiten, die rund um das Motorfest stattfinden.
Den grössten Teil des Festivals machen sogenannte Playlists aus. Das sind spezielle Rennserien, die mich durch verschiedene Teile der Insel führen oder mir bestimmte Fahrzeugklassen näherbringen. Nicht alle Playlists finde ich spannend. Die getunten Autos und das «Autokultur»-Gelaber in der «Liberty Walk»-Playlist sind mir ziemlich schnurz. Dafür bin ich von der «Hawaiian Scenic Tour» fasziniert, die mich in verschiedenen Gefährten durch die schönsten Orte der Insel führt. Ebenfalls toll ist die «Ocean n' Sky»-Playlist, die mich halsbrecherische Manöver in der Luft und im Wasser fahren lässt.
Neben den Playlists gibt es zahlreiche zeitlich limitierte Aktivitäten, in denen ich gegen andere Festivalgänger antrete. Jede Woche soll es neue Events und neue Strecken zu entdecken geben. So kann ich mich zum Beispiel in «Demolition Royale» in einen Battle-Royale-Modus mit insgesamt 32 Fahrerinnen und Fahrern stürzen. Statt einander abzuknallen, rammen sich die Teilnehmenden mit ihren Autos kaputt. Oder ich versuche mich am «Grand Race». In diesen episch langen Rennen trete ich gegen 27 andere Raserinnen und Raser an. Das ist Chaos pur und macht verdammt viel Spass.
An Aktivitäten mangelt es dem Spiel nicht. Langweilt mich etwas, gehe ich einfach weiter. Insgesamt hätte ich mir aber etwas mehr Events gewünscht, in denen Flugzeuge und Boote im Fokus stehen. Diese nutzen die einzigartige Inselwelt noch besser aus als die normalen Autorennen und haben mir mehr Spass gemacht.
Das Highlight des Spiels ist die Insel Oahu
Um an all die Playlists und Events zu gelangen, muss ich selbst durch die Insellandschaft fahren. Schnellreisen werden erst im späteren Spielverlauf freigeschaltet. So lerne ich Oahu richtig gut kennen. Ich muss gestehen: Manchmal macht das Reisen zum nächsten Event mehr Spass als das Event an sich.
Falls du, wie ich, schon mal auf Hawaii warst, wirst du besonders viel Freude beim Entdecken der Insel haben. Eine Eins-zu-eins-Umsetzung von Oahu solltest du aber nicht erwarten. Das Entwicklerstudio Ivory Tower hat sich bei der Gestaltung der Open World viele Freiheiten genommen. Einige Landschaftsmerkmale wurden gar von anderen hawaiianischen Inseln kopiert, um die Vielfalt des gesamten Archipels abzubilden. Besonders cool finde ich, dass die NPCs während der Rennen nicht nur dummes Zeug labern, sondern mir auch spannende Fakten zur Insel und der hawaiianischen Kultur mitgeben.
Die wichtigsten Wahrzeichen der Insel sind aber im Spiel enthalten – von den Hochhäusern Honolulus über den ikonischen Vulkankrater Diamond Head bis hin zum Surfer-Paradies an der North Shore. Beim Spielen kommt Ferien-Feeling auf. Ich denke wehmütig an meine Hawaii-Ferien zurück und möchte am liebsten in den nächsten Flieger in Richtung Honolulu International Airport steigen.
Oahu überzeugt aber nicht nur durch die natürliche Schönheit der Insel. Die gesamte Map ist voll mit kleinen Challenges, versteckten Schätzen und Fotogelegenheiten. Auf meinem Weg zur nächsten Playlist werde ich ständig von kleinen Nebenaktivitäten abgelenkt.
Die Übersicht behalte ich dank der eindrucksvollen interaktiven Karte. In der kann ich stufenlos aus der Vogelperspektive bis auf die Strassenebene hineinzoomen. Dabei sehe ich in Echtzeit, wie andere Spielerinnen und Spieler in Autos, Flugzeugen und Booten durch die Gegend rasen. Das finde ich auch nach dem hundertsten Mal extrem beeindruckend. Die Insel fühlt sich dadurch richtig lebendig an.
Auf der technischen Ebene überzeugt das Spiel mit einer Ausnahme: den teilweise starken Pop-In-Effekten beim Fliegen. Framerate-Einbrüche erlebe ich nur in den chaotischen «Grand Race»-Rennen, in denen 28 Fahrerinnen und Fahrer aufeinandertreffen. Die Ladezeiten auf der PS5 dauern höchstens ein paar Sekunden – auch bei Schnellreisen. Nervig ist hingegen, dass mich das Spiel jeweils ins Hauptmenü rausschmeisst, wenn ich meine Konsole in den Ruhemodus versetze. Der Grund: «The Crew Motorfest» ist ein Always-on-Spiel, das jederzeit mit den Ubisoft-Servern verbunden sein muss.
Realismus? Was ist das?
«The Crew Motorfest» ist, wie auch dessen direkte Inspiration «Forza Horizon», kein realistisches Rennspiel. Im Gegenteil. Die Fahrphysik ist darauf ausgelegt, möglichst spektakuläre Rennmanöver hinzulegen. So kannst du mit Autos mit minimaler Beschleunigung ohne Probleme Loopings fahren. Auch die Boote und Flugzeuge steuern sich fernab jeglicher Ansprüche an eine korrekte Physik. Ein Schadensmodell gibt es nur im Battle-Royale-Modus – sonst bist du unverwundbar. Baue ich doch mal einen Unfall, kann ich die Zeit bis zu 15 Sekunden zurückdrehen.
Kollege und Rennsim-Fanatiker Simon Balissat verdreht bei solchen Spielereien die Augen. Ich als Casual-Rennfahrer mag dieses Arcade-Feeling. Besonders in Kombination mit dem Dualsense-Controller der PS5. Das Spiel reizt die feinfühligen Rumble-Motoren und die haptischen Trigger des Controllers voll aus. Ständig knarzt und rattert es im Spielgerät und die Trigger geben Widerstand. So macht Rasen Spass!
Autos hinter der Paywall
Wie bei jedem Live-Service-Spiel gibt es auch in «The Crew Motorfest» zahlreiche Möglichkeiten, dein hart verdientes Geld für Microtransactions auszugeben. Einige zeitlich limitierte Autos im Spiel bekommst du nur, wenn du sie im Store mit echtem Geld kaufst. Für einige Playlists und Events sind zudem spezielle Gefährte nötig, damit du an ihnen teilnehmen kannst. Diese kannst du entweder mit der In-Game-Währung oder mit echtem Geld kaufen. Kosmetische Items, wie Felgen oder Beleuchtung, gibt es ebenfalls zu erwerben.
Ich konnte diese lästigen Echtgeld-Angebote in meiner Spielzeit gut ignorieren. Egal an welchem Event ich teilnehme, ich werde ständig mit virtuellem Geld, neuen Autoteilen für Upgrades oder neuen Fahrzeugen belohnt. Zu keinem Zeitpunkt habe ich das Gefühl, etwas richtig Cooles nicht machen zu können, weil ich nicht genug In-Game-Währung habe. Ambitionen in den PvP-Events ganz vorne mitzuspielen, oder mein Auto in den «Custom Show»-Schönheitswettbewerben zur Schau zu stellen, habe ich sowieso nicht.
Fazit: Keine Innovation, dafür ganz viel Spielspass
«The Crew Motorfest» ist alter Wein in neuen Schläuchen. Dieser alte Wein schmeckt aber hervorragend. Und die neuen hawaiianischen Schläuche können sich auch sehen lassen.
Obwohl das Game keine revolutionären Rennspiel-Neuigkeiten bietet, habe ich meine Zeit mit ihm sehr genossen. Es beinhaltet eine hohe Vielfalt an Aktivitäten. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Persönlich hätte ich mir etwas weniger Autos, dafür mehr Flugzeuge und Boote gewünscht.
Das Highlight des Spiels ist die hawaiianische Insel Oahu. Ich fühle mich in meine Ferien zurückversetzt. Es macht unheimlich viel Spass, die lebendige Insel zu erkunden und dabei nahtlos zwischen Autos, Booten und Flugzeugen hin- und herzuwechseln. Ich werde meine virtuellen Ferien verlängern und sicher noch einige Spielstunden auf Hawaii verbringen.
«The Crew Motorfest» ist ab sofort erhältlich für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S und PC. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.