Kosmos Familienspiel Cascadia – Im Herzen der Natur
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Jedes Jahr werden das Spiel und das Kennerspiel des Jahres gekürt. Jeweils drei Spiele sind pro Kategorie nominiert. Ich habe alle sechs Spiele getestet und meinen ganz persönlichen Sieger gekürt.
Vor knapp zwei Monaten hat euch Ramon die nominierten Spiele des aktuellen Jahres präsentiert. Seither habe ich zusammen mit meiner Spielegruppe alle Nominierten, ausser die Kinderspiele, ausführlich getestet.
Das Spiel und Kennerspiel des Jahres werden am Samstag, den 16. Juli live gekürt. Dieses Jahr sind vor allem wieder kompetitive Spiele im Trend.
Die nachfolgenden Spiele sind für Kinder sowie Erwachsene, die nach einem einfachen Einstieg suchen.
Willkommen in Cascadia! Hier, im Nordwesten Amerikas, fühlen sich Tiere wohl: Bussarde kreisen in den Lüften, Bären treten paarweise auf, Hirsche machen sich auf die Wanderung und Füchse streifen umher. Und natürlich dürfen auch die Lachse nicht fehlen! Auf ihren Flusswanderungen durchqueren sie weite Landschaften. Die Spieler haben alle Wildtiere im Blick und vergrössern in ihrem Spielzug mit einem neuen Wildnisplättchen ihre bestehende Landschaft. Der leichte Zugang ermöglicht einen schnellen Spielstart und ein neues Zuhause für viele Tiere – mit etwas Glück und der richtigen Taktik. Ein abwechslungsreiches Familienspiel und ein passendes Geschenk für Fans von Legespielen sowie Naturfreundinnen. Mit der Solo-Spielvariante ist es auch alleine spielbar.
So wird gespielt: Nach dem sehr kurzen Aufbau musst du jeweils ein Wildnisplättchen und das nebenstehende Tier von der Spielmitte nehmen, welche du an deinen Park anschliessen musst. Die unterschiedlichen Wertungskarten geben vor, wie die Tiere angesiedelt werden sollten. Mit Tannenzapfenplättchen kannst du weitere Aktionen durchführen. Es wird solange gespielt, bis das letzte Plättchen aufgedeckt wurde. Punkte gibt es anhand der Wertungskarten, Bonuspunkte gibt es für die grössten zusammenhängenden Gebiete in jeder Landschaftsart (Wald, Berg etc). Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt
Meine Einschätzung: Cascadia ist ein tolles Familienspiel, welches von jung bis alt gespielt werden kann. Die verschiedenen Wertungskarten und Herausforderungen erhöhen den Wiederspielreiz. Für mich ist das Spiel seine Nomination wert und wird wahrscheinlich auch gewinnen – mein persönlicher Favorit kommt aber erst noch.
Plötzlich wird dir die Rolle des Zirkusdirektors anvertraut! Du und deine Artisten müssen glänzen und eine bessere Show auf die Beine stellen als eure Rivalen. Wenn deinem Zirkus eine Attraktion fehlt, musst du Artisten scouten, die eine entsprechende Darbietung leisten können. Manchmal reicht es, einen einzigen Artisten zur Truppe hinzuzufügen, der die anderen motiviert und eure ganze Show unschlagbar macht. Egal, ob du mit dem alten Team dein Bestes versuchst oder wartest, bis du die perfekte Truppe neu zusammengestellt hast: Es gibt nichts Besseres, als wenn dein Plan aufgeht!
So wird gespielt: Jede Spielerin kriegt eine bestimmte Anzahl Karten (variiert je nach Spieleranzahl), die sie NICHT sortieren darf. Danach musst du entscheiden, mit welcher Seite du spielen willst. Entweder mit den Zahlen oben links oder den darunterliegenden Zahlen, welche im schwarzen Feld angezeigt werden. Die Startspielerin legt los: Du spielst eine Show, indem du eine oder mehrere Karten ausspielst. Eine Show besteht entweder aus einer Strasse oder aus mehreren gleichen Zahlen, also Zwilling oder Drilling. Der nächste Spieler muss nun entweder eine stärkere Show spielen (die ausgelegte Show gibt für ihn Punkte) oder eine deiner ausgespielten Karten scouten (Der Showleger kriegt einen Punkt), welche er auf die Hand nehmen muss. Diese kann er so platzieren, wie es ihm passt und so vielleicht eine starke Show für den nächsten Zug vorbereiten. Das geht so weiter, bis die ausgespielte Show zurück zum Direktor findet oder jemand keine Karte mehr auf der Hand hat. Es werden so viele Runden gespielt wie Spielerinnen teilnehmen und am Schluss gewinnt die Spielerin mit den meisten Punkten.
Meine Einschätzung: Die Erfinder von Scout schaffen es, bewährte Spielkonzepte in einer neuen Spielart unterzubringen und so ein neues, innovatives Spiel zu entwickeln. Durch die Einfachheit, die kurze Dauer und die Faszination an dem Spiel spielt man gerne noch eine Runde, um die beste Show anzubieten, und das trotz Glücksfaktor. Für mich der Favorit der Nominierten und somit Spiel des Jahres.
Ihr steht auf dem Deck der sinkenden Titanic. Mit welchem Gegenstand wollt ihr euch retten? Die Antworten auf diese und weitere Fragen in Top Ten werden euch sicher zum Lachen bringen. Aber könnt ihr sie auch in die richtige Reihenfolge bringen, von nutzlos bis sehr nützlich?
So wird gespielt: Top Ten ist ein kooperatives Spiel, bei dem es nur ein Team gibt. In diesem Partyspiel müsst ihr euch Antworten zu einem Thema überlegen und ein Kapitän muss die richtige Reihenfolge erraten. Dazu deckt er eine Themenkarte auf und ihr erhaltet eine Intensität. Nun denkt ihr euch passend dazu eine Antwort aus und sagt sie laut dem Kapitän. Der muss entscheiden, in welche Reihenfolge die Antworten gehören. Bei jeder falschen Reihenfolge wandert ein Marker vom Einhorn-Stapel auf den Kackhaufen, der natürlich nicht zu gross werden sollte. Nach fünf Runden ist der Spass gewonnen, zumindest wenn die Kapitäne gut genug eingeordnet haben und nicht zu viele Marker vom Einhorn weggewandert sind.
Meine Einschätzung: gutes Partyspiel, erinnert ein bisschen an Perfect Match und macht Laune. Die Interpretationen und die Weltanschauung der Mitspieler laden durchaus zur Diskussion ein, was das Spiel noch interessanter macht. Für mich kein Spiel des Jahres, aber durchaus empfehlenswert und zu Recht nominiert.
Kennerspiele richten sich an eher erfahrene Brettspieler. Sie sind komplexer und meist zeitintensiver als die Nominierten des Spiel des Jahres.
Cryptid ist ein einzigartiges Deduktionsspiel, bei dem du dich auf die Suche nach einer mysteriösen Kreatur begibst. Du versuchst, Informationen über das gesuchte Wesen von deinen Mitspielerinnen zu bekommen, ohne selbst zu viel von den Informationen preiszugeben, die du bereits gesammelt hast. Wenn du zu viel verrätst, werden dich deine Gegnerinnen im Wettlauf um die Entdeckung des mysteriösen Tiers schlagen und allen Ruhm für sich beanspruchen!
So wird gespielt: Nach dem Aufbau erhält jede Spielerin genau einen Hinweis, der ihr helfen soll, die gesuchte Kreatur zu finden. Mit dieser Information als Tauschware musst du versuchen, weitere Hinweise von deinen Mitspielerinnen zu erhalten. So erfragst du ein Feld des Plans, worauf dir deine Mitspielerin entweder einen Würfel für «kann nicht sein» oder eine Scheibe für «könnte sein» hinlegt. Bei einem Würfel musst du auch einen Würfel gemäss deinem Hinweis auf dem Plan platzieren. Das geht reihum so weiter. Sobald du eine Vermutung hast, darfst du das Feld, auf dem du die Kreatur erwartest, durchsuchen. Wenn alle Spielerinnen eine Scheibe legen müssen, hast du den Ort der Kreatur gefunden und somit gewonnen.
Meine Einschätzung: Hast du die Zahnräder in deinem Gehirn geölt? Na dann, los geht’s, denn bei diesem Spiel muss man voll dabei sein, sonst verpasst man den Anschluss und die Übersicht. Ein Spiel kann mit viel Glück nur fünf Minuten dauern, aber auch gut über 60 Minuten. Die Nomination dieses Spiels ist für mich gerechtfertigt.
Hisst euer Banner über der weiten Einöde vor euch. Die grossen Häuser des Landsraad lassen ihre Streitkräfte aufmarschieren und setzen ihre Spione ein. Mit wem wollt ihr euch verbünden, wen wollt ihr verraten? Vor euch stehen ein tyrannischer Kaiser, die verschwiegenen Bene Gesserit, die gewiefte Raumfahrergilde und die wilden Fremen der tiefen Wüste. Die Macht des Imperiums kann euch gehören, doch Krieg ist nicht der einzige Weg, um sie zu beanspruchen. Dune: Imperium vereint Deck-Building und Worker-Placement in einem neuen, thematischen Strategiespiel, bei dem das Schicksal des Imperiums von euren Entscheidungen abhängt.
So wird gespielt: Nach dem etwas längeren Spielaufbau erhalten alle Spielerinnen ihr Startdeck, von denen sie fünf auf die Hand nehmen müssen. Sobald du dran bist, darfst du entweder einen Agentenzug oder einen Aufdeckzug ausführen. Du kannst mit deinem Agenten Felder aktivieren, indem du die passende Karte ausspielst und die jeweiligen Ressourcen erhältst oder bezahlst. In einem Aufdeckzug erhältst du weitere Effekte und deine Kampfstärke wird bestimmt. In dieser Phase darfst du neue Karten kaufen, um dein Deck stärker zu machen. In der Kampfphase erhält die Gewinnerin Punkte gemäss der Konfliktkarte. Danach wird aufgeräumt und es fängt wieder von vorne an, bis jemand 10 Siegpunkte hat. Dieser Spieler wird zum Sieger gekürt.
Meine Einschätzung: Das Spiel erinnert ein bisschen an die Ruinen von Arnak, welches letztes Jahr nominiert war. Was generell neu ist, ist der Konflikt, der bei Rundenende entsteht. Für mich persönlich das Kennerspiel des Jahres 2022.
Ein mystischer Wald, Quell der Ruhe und des Friedens, wird von den verheerenden Flammen des Onibi bedroht. In Living Forest schlüpfen die Spielerinnen in die Rollen der Naturgeister Frühling, Sommer, Herbst und Winter und wollen den Wald beschützen, indem sie die Flammen löschen, Bäume pflanzen oder den Wächter des Waldes wecken. Wem wird es gelingen, Onibi in die Flucht zu schlagen?
So wird gespielt: In jeder Runde decken die Spielerinnen – jede für sich – Karten ihrer Decks auf, die unterschiedliche Waldtiere zeigen. Diese hilfreichen Waldwesen bringen diverse Elemente mit. Doch unter den Tieren gibt es Einzelgänger, von denen nicht zu viele auf einmal aufgedeckt werden sollten. Mit den Elementen können die Spieler ein bis zwei Aktionen durchführen und so Bäume pflanzen, Flammen löschen, sich auf dem Steinkreis bewegen, um diverse Boni zu aktivieren, neue Tiere anlocken oder Magiefragmente erhalten. Am Ende jeder Runde müssen sich dann alle Spielerinnen gleichermassen den verbleibenden Flammen im Steinkreis stellen. Können sie diese nicht abwehren, müssen sie Feuerwarane in ihr Deck aufnehmen – Einzelgänger-Tiere, die keine Elemente beisteuern. Das Spiel endet, sobald es eine Person schafft, eine der drei möglichen Siegbedingungen zu erfüllen.
Meine Einschätzung: Der Verlag gibt das Spiel als Familienspiel an, was ich nicht empfehle. Man muss schon eine gewisse Strategie haben, um viele Punkte einzusammeln. Darum ist es zu Recht als Kennerspiel des Jahres nominiert. Gleichzeitig ist es aber kein Expertenspiel. Wer eher schwere Kost möchte, für den ist Dune: Imperium besser geeignet.
Meine persönlichen Favoriten sind klar. Mal schauen, wie sich die Jury des Vereins «Spiel des Jahres e. V.» am Samstag entscheidet. Was meinst du?
Ich organisiere in meinem privaten Umfeld wöchentlich Brettspielabende und bin für jedes Spiel offen. Ausserdem liebe ich Rätsel und Escape Rooms und scheue keine Herausforderung.