So gesund ist basische Ernährung wirklich
Basische Ernährung heißt grob: Obst und Gemüse ersetzen Fleisch und Milchprodukte. Das ist gesund, keine Frage – aber nur eine Seite der Medaille. Was Basenbäder und Co. bringen und welche Rolle unsere körpereigenen Puffersysteme in puncto Säure-Basen-Haushalt spielen.
Du willst dich gesünder ernähren? Prima. Mit einer basischer Ernährung gelingt das vielleicht. Was das für dich heißen würde? Möglichst viele sogenannte basenbildende Lebensmittel zu verzehren, hauptsächlich Gemüse und Obst. «80 Prozent der Ernährung sollten aus guten basenbildenden Lebensmitteln stammen, 20 Prozent dürfen Säurebildner sein», sagt Ernährungswissenschaftlerin Karin Pauer aus Wien. Zu den Säurebildnern gehören Fleisch, Fisch, Eier, Weißmehl- und Milchprodukte.
Kurz zur Unterscheidung: Wer sich basisch ernährt, passt seine Ernährung auf Dauer an oben genanntes 80:20-Prinzip an. Im Gegensatz dazu wird beim Basenfasten beziehungsweise der Basenkur für ein oder zwei Wochen komplett auf Fleisch und andere Säurebildner verzichtet, nur basische Lebensmittel sind erlaubt. Was das bringen soll? Wir schauen uns an, was dran ist am Trend Basenfasten, an basischer Ernährung generell und was du beachten solltest. Dafür machen wir zuerst einen kleinen Exkurs in den Körper.
Der Säure-Basen-Haushalt erklärt
Im Körper gibt es Säuren und Basen. Wir brauchen beide, damit in uns drin alles reibungslos läuft. Säuren und Basen werden über den pH-Wert gemessen. Dessen Skala reicht von 0 bis 14. Säuren haben einen pH-Wert unter 7, Basen über 7. Die Haut hat im Idealfall einen sauren pH-Wert. Auch im Magen herrscht ein saures Milieu, sonst könnte die Magensäure nicht so gute Arbeit leisten.
Das Blut dagegen ist bei einem Wert von 7,38 bis 7,42 leicht basisch. «Eine Übersäuerung im Blut durch geringe Abweichungen beim pH-Wert in den sauren Bereich ist lebensgefährlich», sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Andersrum gilt das auch: Wird das Blut zu basisch, droht ebenfalls Lebensgefahr. Darum besitzt der Körper eine ganze Reihe sogenannter Puffersysteme. Deren Aufgabe ist es, den pH-Wert im Blut konstant zu halten. Das bekommt der Körper eines gesunden Menschen sehr gut hin. Überschüssige Säuren und Basen werden über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.
Auch die Atmung ist ein Puffersystem. Wer schon mal eine Luftmatratze mit dem Mund aufgeblasen hat, weiß das. Beim Aufblasen atmest du vermehrt Kohlendioxid aus. Dadurch wird das Blut basischer – zu basisch – dir wird schwindelig. Hörst du auf mit Pusten und atmest wieder normal, vergeht auch das Schwindelgefühl. Ziemlicher Mindblow, oder? Über die Atmung können wir also den pH-Wert unseres Blutes steuern.
Was bringt eine basische Ernährung?
Wenn ein Puffersystem ausfällt, versucht jeweils das noch funktionierende System den pH-Wert wieder zu normalisieren. Wenn der Körper den Säure-Basen-Haushalt selber regelt, wozu soll dann basische Ernährung gut sein? Gute Frage! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schreibt dazu auf ihrer Website: «Dass säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stören, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.» Studien, die eine Wirkung des Basenfastens oder der basischen Ernährung eindeutig be- oder widerlegen fehlen also.
Pauer sagt: «Generell hat pflanzliche Ernährung nicht nur mit Säuren und Basen zu tun.» Vielmehr gehe es darum, dass Obst und Gemüse eine hohe Nährstoffdichte besitzen und dem Körper sekundäre Pflanzenstoffe wie Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe liefern. Die brauchen wir für einen gut funktionierenden Stoffwechsel. Dazu kommt: Jede ausscheidungspflichtige Substanz benötigt die Leistung der Niere oder Leber. Diese Organe können wir mit obst- und gemüsereicher Ernährung entlasten. Darum sei laut Pauer für den gesunden Menschen eine basisch orientierte Ernährung prinzipiell sinnvoll.
Basenwasser, Basenbad: Gut für mich oder Humbug?
Basisches Badesalz als Zusatz fürs Badewasser soll eine Basenfastenkur von außen unterstützen, indem es die Ausscheidung von Säuren über die Haut anregt. Gegen Neurodermitis soll das Basenbad sogar wahre Wunder wirken. Belege gibt es dafür laut medizin-transparent.at nicht: «Ob ein Basenbad bei Neurodermitis helfen kann, ist nie untersucht worden.»
Möglicherweise schaden Basenbäder der Haut sogar. Wir erinnern uns: Die Haut hat einen sauren pH-Wert. Den braucht sie auch, denn der Säureschutzmantel der Haut hindert Keime daran, sich dort anzusiedeln. Mittel mit einem hohen pH-Wert könnten die Schutzfunktion stören, schreibt medizin-transparent.at.
Neben Basenbädern werden auch Basenpulver, entsprechende Nahrungsergänzungsmittel und Basenwasser mit einem hohen pH-Wert angepriesen. Sie alle sollen der gefürchteten Übersäuerung des Körpers entgegenwirken.
Sollten wir uns jetzt alle basisch ernähren oder lieber doch nicht?
Das ein oder andere Mal auf Fleisch verzichten und dafür öfter zu Gemüse greifen – das kannst du dir auf jeden Fall vornehmen. Besonders gut sei laut der DGE, möglichst viele verschiedene Sorten Obst und Gemüse in einer Woche zu essen. Es sei dadurch eine größere Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen für den Körper verfügbar. Es gibt laut DGE Hinweise, dass dies mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen verbunden sein könnte. Zudem rät Pauer: «Achte bei der Wahl deiner Säurebildner auf Bio-Qualität und nimm auch pflanzliche Eiweißquellen mit auf in deinen Speiseplan.» Sämtliche Basenprodukte wie beispielsweise das Badesalz darfst du ohne Zweifel und schlechtes Gewissen getrost im Regal versauern lassen.
Auftaktbild: Eva Bronzini via PexelsMich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten!