Miele Triflex HX1
Saugut gesaugt, Miele Triflex HX1
Miele hat lange zugeschaut, was die Konkurrenz bei kabellosen Staubsaugern so treibt. Um dann mit dem Debüt-Modell Triflex HX1 einen vielseitiges Gerät auf den Markt zu bringen, das unglaublich viele Haare aus Teppichen zieht.
Ich verwandle mich langsam in einen Putzteufel. Ständig zuhause zu sein bedeutet auch, die Staubkörnchen im Frühlingslicht tanzen zu sehen, bevor sie sich auf den vollgekrümelten Boden legen. Bislang hat sich mein iRobot Roomba darum gekümmert. Jetzt habe ich ihn in die Kurzarbeit geschickt, weil ich nicht stundenlang dabei zuschauen will, wie er die schmutzigen Stellen langsam einkreist. Und mein alter Kabel-Sauger ist aus der Zeit gefallen. Er blockiert den halben Putzschrank, spannt eine Stolperfalle durch die Wohnung und verliert ab und zu ein Rad. Kein Gerät, um damit zehnmal am Tag den Kindern hinterherzusaugen. Wir leben momentan an der kurzen Leine, da will ich zumindest maximale Freiheit für den Staubsauger. Seit etwa einem Monat habe ich den Miele Triflex HX1.
Drei Punkte haben mich spontan von diesem Modell überzeugt:
- Er sieht nicht aus wie ein aufgemotzter Handstaubsauger mit verlängertem Griff.
- Er sieht nicht aus wie ein Dyson, bei dem sich die Designer farblich nicht zwischen Kinderspielzeug und Haushaltsgerät entscheiden konnten.
- Er sieht aus wie ein grundsolides Haushaltsgerät. So aufregend, wie man es von einem deutschen Traditionsunternehmen erwarten darf.
Trotzdem will der Triflex mehr sein als ein gewöhnlicher Staubsauger. Nämlich drei Staubsauger. Er lässt sich mit ein paar Handgriffen umbauen. Ausserdem gibt es drei Varianten, die sich im Lieferumfang unterscheiden. Ein bisschen Kundenverwirrung muss schon sein. Es gibt den Triflex HX1, den Triflex HX1 Cat&Dog (mit Licht in der Bodendüse, einer zusätzlichen Handbürste und HEPA Liftetime Filter). Ausserdem den derzeit nicht bei uns erhältlichen Triflex HX1 Pro, der zusätzlich zur Cat&Dog-Ausstattung noch einen Akku mit Ladeschale im Lieferumfang hat. Ich habe das Basismodell bestellt.
Die Saugleistung lässt sich sehen und hören
Da Miele einen Ruf zu verlieren und sehr lange keine Akkusauger hergestellt hat, darf sich der Triflex kaum Schwächen erlauben. Schliesslich konnten die Entwickler sich lange genug anschauen, was die Konkurrenz treibt und welche Features bei den Kunden ankommen. Ganz oben auf der Wunschliste steht bei einem Staubsauger wenig überraschend die Saugleistung. Und die ist sehr gut. Miele gibt an, dass sie ebenso hoch ist wie beim stärksten Kabel-Modell Complete C3 ist.
Diesen Vergleich kann ich nicht ziehen, aber mein altes Gerät schlägt der Triflex locker. Er zieht Staub aus den Fugen und Teppichen, der bislang vor den 2400 Watt meines Kabelsaugers von Siemens sicher war. Und vor allem Haare, Haare, Haare. Einen besseren Lockenwickler habe ich noch nicht gesehen. Das bedeutet leider auch, dass ich die Bodendüse regelmässig davon befreien muss. Das kenne ich zwar vom Roomba, aber nicht in diesem Ausmass.
Die Bürstenwalze hat eine Führungsnut, die dabei hilft, mit einer Schere Haare und Fäden aufzutrennen. Danach kann der Triflex sie einsaugen. Zur gründlichen Reinigung lässt sich die Bürstenwalze seitlich entnehmen. Von der Saugleistung bin ich rundum beeindruckt. Vor allem, weil das Gerät dabei relativ leise bleibt. Der sonore Sound ist selbst auf der höchsten Stufe noch gut erträglich.
Der Akku: Klein, aber austauschbar
Der mitgelieferte Lithium-Ionen-Akku stammt von Varta und ist austauschbar. So muss das sein. Was soll ein fix verbauter Akku an einem Staubsauger? Es ist einfach dumm, wenn so ein entscheidendes Teil nicht ohne Werkzeug gewechselt werden kann. Wenn dem Triflex der Strom ausgeht, kannst du mit zwei Handgriffen einen Ersatzakku anstecken.
Mit 650 Gramm und 66 Wh ist klar, dass das im Triflex verbaute Modell ein Kompromiss zwischen Gewicht und Ausdauer ist. Wer genau in die technischen Daten schaut, stellt fest, dass die maximale Laufzeit von 60 Minuten auf Stufe eins nur für die «PowerUnit solo» gilt – also ohne die Bodendüse mit Elektrobürste. Hauptsache, die magische Stundenmarke wird irgendwie geknackt.
Auf der niedrigsten Stufe geht dem Sauger auf Hartböden nach 30 bis 40 Minuten die Luft aus. In der mittleren und höchsten Stufe ist eine Bodenbelagserkennung aktiviert, die die Leistungsaufnahme und damit auch die Nutzungsdauer beeinflusst. Bei voller Power ist im Normalbetrieb mit Düse nach etwa einer Viertelstunde Schluss. Die brauchst du aber nur an speziell verschmutzten Stellen. Um eine Wohnung von 100 bis 150 Quadratmetern anständig zu reinigen, sollte eine Akkuladung reichen. Ich komme auf gut 100 Quadratmetern locker damit klar. Über den Ladezustand informieren drei LEDs nur sehr grob. Sobald die letzte LED blinkt, solltest du nachladen. Die Ladebuchse sitzt am Akku. Du kannst ihn direkt am Sauger, über die separat erhältliche Ladeschale oder einfach so mit dem mitgelieferten Kabel laden. In drei bis vier Stunden ist er wieder voll.
Variante 1: Der Stehsauger
Beim Triflex hast du die Wahl, ob du die PowerUnit und den Staubbehälter in Dyson-Manier oben am Griff oder knapp über dem Boden installieren willst. Mit ein paar Handgriffen lässt er sich umbauen. Das geht einfach, sofern du ganz gerade an den Verbindungen ziehst. Verkantest du ein wenig, scheinen die Teile aneinandergeschweisst zu sein.
Ich bin Fan der Variante mit dem Schwerpunkt knapp über dem Boden. So ist der Triflex extrem wendig, du hast kaum Gewicht in der Hand und das Gerät lässt sich jederzeit senkrecht abstellen. Das ist nicht nur praktisch, wenn der Triflex für alle Fälle griffbereit im Wohnbereich stehen soll. Auch im Putzschrank braucht er wenig Platz. Für mich ist er so in 90 Prozent der Fälle perfekt.
Variante 2: Dyson-Style
Mit der PowerUnit oben verwandelt sich der Triflex in ein Schwergewicht. Dann hast du den Grossteil seiner 3.64 Kilo in der Hand und absolvierst beim Saugen ein Fitnessprogramm. Kollege Simon Balissat hat schon über den gut 500 Gramm leichteren Dyson V11 Absolute gestöhnt. Der HX1 von Miele bringt das Kunststück fertig, vollständig aus Kunststoff zu sein und sich trotzdem sehr hochwertig anzufühlen.
Für mich gibt es kaum einen Grund, auf die Dyson-Bauweise umzustellen. Du kannst damit zwar etwas besser zwischen Stuhlbeinen herumstochern und unter dem Bett saugen, aber besonders gross ist der Unterschied nicht. Richtig flach lässt sich der Triflex nicht machen, der Staubbehälter ist im Weg. Nur um Spinnweben von der Decke zu saugen oder hinter dem Sofa für Sauberkeit zu sorgen, lohnt sich für mich der Umbau.
Variante 3: Die Wuchtbrumme
Wenn du das Saugrohr weglässt, bleibt ein knubbeliges Handgerät übrig. Dann macht der Triflex eine komische Figur. Während normale Handstaubsauger schlank wie Bienen sind, ist er eine Hummel. Sympathisch, aber nur in speziellen Fällen nützlich. So ist er ganz in Ordnung, um grossflächige Polster abzusaugen. Aber zu klobig, um im Auto an alle verdreckten Stellen zu kommen. Die etwas kurz geratene Fugendüse ist dabei auch nicht hilfreich. Wer steile Treppen zu saugen hat, wird diese Kurz-Konfiguration in Verbindung mit der Bodendüse vielleicht lieben lernen. Ich nicht.
Der Staubbehälter: Klein, aber fein gefiltert
Der transparente Kunststoffbehälter bietet Platz für 500 ml Schmutz. Die kommen schnell zusammen und bieten mir die Gelegenheit, das Entleeren und Reinigen zu üben. Um den Staubbehälter vom Sauger zu trennen, genügt ein Dreh am Deckel. Dann lässt er sich abnehmen. Das ist praktisch, denn so lässt sich die Sauerei einfach nach draussen verlagern, ohne das ganze Gerät durch die Gegend zu schleppen.
Ein weiterer Dreh am Deckel des Staubbehälters, der erst nach dem Abnehmen möglich ist, öffnet die untere Klappe und der Dreck rieselt heraus. Zumindest in der Theorie. In der Praxis muss ich gelegentlich darin herumstochern, um Klumpen zu lösen. Auch im Inneren sorgen widerspenstige Haare dafür, dass alles hängen bleibt. Und der Staub, den Vorfilter, Feinstaubfilter und Motorschutzfilter abgefangen haben, macht beim Ausklopfen doch noch Bekanntschaft mit meinen Bronchien. Vermutlich sollte ich eine FFP2-Maske tragen. Zumindest bei der gründlichen Reinigung der Filter.
Der Feinstaubfilter lässt sich nur schwer herausziehen, soll aber mindestens einmal im Monat vorsichtig abgeklopft werden. Wenn er entfernt ist, gibt er den Motorfilter frei, der ebenfalls herausgedreht und abgenommen werden kann. Der Motorfilter braucht keine spezielle Pflege, ist aber im Weg, wenn du den Vorfilter erreichen willst, um ihn abzubürsten.
Wo gefiltert wird, fällt etwas Arbeit an. Der Aufwand ist vertretbar und die Idee des abnehmbaren Staubbehälters gut, aber die entscheidenden Stellen sind nicht ganz einfach zu erreichen. Ich leere ihn lieber früher als später. Je voller er ist, desto eher gibt es Verstopfungen.
Das Zubehör: Wozu eine Wandhalterung?
Die grosse «Elektrobürste Multi Floor XXL» ist streng genommen kein Zubehör, sondern gehört zu Grundausstattung. Trotzdem will ich ein paar Worte über sie verlieren, denn sie macht als «Alltagsdüse» einen sehr guten Job. Mit 28 Zentimetern ist sie breit genug, um schnell durch die Wohnung zu saugen. Nur auf extrem kratzempfindlichen Oberflächen könnten ihre relativ harten Borsten Schaden anrichten. Ich habe damit auf Teppich, Fliesen und Parkett keine Probleme und vermisse auch keine LED-Beleuchtung. Zudem ist sie ein solider Standfuss für den Triflex. Nur den letzten Zentimeter an den Rändern bekommt sie nicht sauber.
Zusätzlich sind eine Polsterdüse, eine kurze Fugendüse und ein Saugpinsel im Lieferumfang, die ihren Stammplatz auf einer Plastikhalterung haben und für sich genommen nicht besonders erwähnenswert sind. Kombiniert mit dem umbaubaren Sauger bieten sie trotzdem vielfältige Möglichkeiten. Völlig überflüssig ist für mich die Wandhalterung. Mein Sauger steht auch ohne sie stabil. Und das immer dort, wo ich ihn gerade haben will. Deshalb habe ich kein Bedürfnis, zwei Dübel in der Wand zu versenken, das Plastikteil anzuschrauben und das Ladegerät einzufädeln. Wer sich die Mühe macht, muss sich für eine Höhe und damit für eine bestimmte Konfiguration entscheiden. Ich bleibe lieber flexibel – denn das ist die Stärke des Triflex.
Fazit: Ein sau(g)starkes Debüt
Der Triflex HX1 ist auf das Wesentliche reduziert. Er sieht ansprechend aus, ohne mit fancy Farbkombinationen oder überflüssigen Displays zu locken. Dafür saugt er stark, ist angenehm leise und vielseitig. Mir gefällt die schwere Qualität, trotz Plastik wirkt bis auf das Standard-Zubehör alles sehr hochwertig.
Die Verbindungen rasten sauber ein, der dreistufige Schiebeschalter macht was er soll und der Akku ist einfach austauschbar. Die Laufzeit ist nicht überragend, aber für meine Bedürfnisse völlig ausreichend. Bei mir punktet der Sauger im Alltag vor allem durch die Möglichkeit, ihn senkrecht aufzustellen und immer griffbereit zu haben. In der Waagerechten hat er dagegen Schwächen. Richtig flach machen lässt er sich selbst mit oben angebauter PowerUnit nicht.
Der abnehmbare Staubbehälter ist eine gute Idee, neigt jedoch zu Verstopfungen. Besonders wenn du Teppiche saugst, ist er schnell gefüllt. Die Spezialdisziplin des Miele sind lange Haare, die verschlingt er mit seiner robusten Bürstenwalze massenhaft. Dann braucht er etwas Wartung und ist gelegentlich schwierig zu leeren. Insgesamt macht Mieles Akku-Sauger einen super Job. Wenn dich die wenigen Mängel nicht stören, kann ich den Triflex HX1 empfehlen.
Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.