Samsung DeX auf dem Galaxy Note20 Ultra im Test: Das Smartphone als Computer-Ersatz – ein Selbstversuch
Produkttest

Samsung DeX auf dem Galaxy Note20 Ultra im Test: Das Smartphone als Computer-Ersatz – ein Selbstversuch

Jan Johannsen
25.9.2020

Samsung sagt, das Note20 Ultra sei nicht nur ein Smartphone, sondern auch ein Computer. Deswegen lasse ich im Homeoffice den Laptop zugeklappt und schließe das Galaxy an meinen Monitor an. Der Plan: Eine Woche Smartphone statt Notebook.

Mit Samsung DeX hat das Galaxy Note20 Ultra eine Software an Bord, die dem Android-Smartphone eine Desktop-Benutzeroberfläche verpasst. Grundsätzlich funktioniert das überraschend gut. Ich würde aber mein Notebook nicht dauerhaft gegen ein Smartphone eintauschen. Dafür gibt es noch zu viele Unterschiede, die mir die Arbeit erschweren.

Samsung DeX: Der einfache Weg zur Desktop-Oberfläche

DeX ist eine Software, mit der Samsung seine Smartphones und Tablets über große Bildschirme steuerbar machen will. Die herkömmliche Benutzeroberfläche von Android ist dafür denkbar ungeeignet. Deswegen geht DeX optisch in die Richtung von Windows und macOS. Du kannst mehrere Fenster nebeneinander anordnen – und das sinnvoller nutzen als bei den Smartphones oder Tablets, die diese Option ebenfalls bieten.

Mehrere Fenster neben oder übereinander sind mit DeX kein Problem.
Mehrere Fenster neben oder übereinander sind mit DeX kein Problem.

Die Benutzung von DeX ist denkbar einfach. Einfach das Galaxy Note20 per USB-C-Kabel mit dem Monitor verbinden, das Smartphone erkennt dann den externen Bildschirm und bietet an, DeX zu starten. Das Angebot mit einem Klick bestätigen und schon läuft das Smartphone auf dem großen Bildschirm. Das Note20 ist das erste Smartphone von Samsung, bei dem DeX auch drahtlos funktioniert. Allerdings nur auf Fernsehern, die Miracast unterstützen.

Der Touchscreen des Note20 wird mit dem Start von DeX zum Touchpad, über das ich den Mauszeiger bewege. Zum Arbeiten reicht das aber nicht. Deswegen ist es gut, dass ich meine Maus und Tastatur problemlos per Bluetooth mit dem Note20 verbinden kann. Meine Modelle von Logitech haben zudem den Vorteil, dass ich sie mit bis zu drei Geräten koppeln und über Tasten zwischen diesen hin und her wechseln kann. So kann ich schnell zu meinem Laptop zurück wechseln, falls das Smartphone sich nicht zum Arbeiten eignet. Nutzt du das Smartphone nicht als Maus-Ersatz, kannst du es – trotz DeX auf dem großen Bildschirm – ohne Einschränkung weiter benutzen.

Nicht alle USB-C-Kabel sind gleich.
Nicht alle USB-C-Kabel sind gleich.

Kurzer Exkurs: Nicht alle USB-C-Kabel sind gleich. Die Unterschiede sieht man ihnen nicht an. Es gibt allerdings Kabel, die nur Strom und kein Bildsignale übertragen. Damit funktioniert DeX nicht. Also nicht fluchen, falls es nicht klappt und ein anderes Kabel ausprobieren. Das mitgelieferte Ladekabel des Note20 ist zum Beispiel nicht für DeX nutzbar. Aber das USB-C-auf-USB-C-Kabel aus dem Lieferumfang meines Monitors schon.

Android bleibt Android

Mein Arbeitgeber, also Galaxus, nutzt Dienste von Microsoft und zum Glück sind alle relevanten Apps für Android verfügbar. Ich installiere Teams, Outlook, OneDrive und Office aus dem Play Store und melde mich an. Einen Browser benötige ich ebenfalls und nutze den vorinstallierten Chrome.

Ich habe Zugriff auf alle wichtigen Daten, muss mich aber etwas umgewöhnen. Auch auf dem großen Bildschirm sind es immer noch Android-Apps. Da befinden sich Bedienelemente an anderer Stelle als bei der Windows-Version des Programms. Dass sie für die Touchbedienung gedacht sind, lässt sich oft nicht leugnen. So kann ich zum Beispiel nicht einfach den Mauszeiger mit gedrückter Maustaste über den Text ziehen, um ihn zu markieren. Stattdessen reagiert das Smartphone so, als würde ich mit dem Finger über seinen Touchscreen wischen.

Teilweise fehlen sogar Funktionen. Bei Teams kann ich zum Beispiel den Hintergrund nicht unscharf machen und meinen Bildschirm nicht teilen. Dafür habe ich im Videocall mit der Frontkamera die beste Bildqualität unter allen Teilnehmenden. Da kann keine Laptop-Webcam mithalten. Ich müsste jedoch einen passenden Standfuß finden, in dem das Note20 aufrecht stehen und das Kabel angeschlossen bleiben kann. Ich hatte beim Test nur eine Halterung fürs Querformat. So, dass sich das Bild dreht und die Kollegen nicht sehr erfreut darüber waren, mich um 90 Grad verdreht zu sehen. Da blieb nur das Smartphone in der Hand zu halten oder zu improvisieren.

Für Videocall improvisierte Smartphone-Halterung.
Für Videocall improvisierte Smartphone-Halterung.

In der mobilen Version des Chrome-Browser kann ich «Tampermonkey» nicht als Erweiterung installieren, um mir mit einem Script die Arbeit zu erleichtern. Das ist sehr auf meine aktuelle Arbeit bezogen, aber auch generell überzeugte mich nicht alles. Ich gehöre zu den Menschen mit vielen offenen Tabs im Browser. Das ist in der Desktop-Version von Chrome deutlich übersichtlicher als in der mobilen Variante. Zudem stört es mich, dass ich nach dem Öffnen eines neuen Tabs nicht wie gewohnt sofort lostippen kann, sondern mit dem Cursor in das Eingabefeld klicken muss. Wenn du ernsthaft überlegst, dein Smartphone als produktives Arbeitsgerät zu nutzen, musst du auf jeden Fall deine Lesezeichen synchronisieren.

Excel, Fotos und die Auflösung

Die Leistung des Note20 Ultra war bei vielen offenen Tabs kein Problem. Das gilt auch für Outlook, Teams oder Texte in Word schreiben. Geht es aber an größere Dateien, hat ein gut ausgestatteter Laptop noch einen Mehrwert gegenüber dem Smartphone. Die größte Excel-Datei, mit der ich momentan arbeite, ist etwa 15 Megabyte groß und braucht auf dem Smartphone knapp 27 Sekunden zum Laden. Auf dem Notebook mit Core i7-8550U und 16 Gigabyte RAM sind es nur etwa 14 Sekunden. Eine gesamte Neuberechnung, die auf dem Laptop bereits mehrere Minuten dauert, habe ich mich dann gar nicht getraut auf dem Note20 durchzuführen.

Hin und wieder muss ich Fotos bearbeiten. Die kann ich von der Speicherkarte der Kamera direkt auf das Note20 Ultra übertragen. Das Smartphone erkennt das Kartenlesegerät, dass ich per USB-Kabel am Monitor anschließe. Allerdings ist Lightroom die mobile Version von Lightroom im Vergleich zur Desktop-Variante sehr abgespeckt.

Eine Sache gibt es noch, die mich auf Dauer stören würde. Mein Monitor hat eine WQHD-Auflösung. Die schafft das Note20 Ultra auf seinem eigenen Display zwar auch, aber nicht auf dem externen Monitor. Deswegen sind die Schrift und Bedienelemente größer als es sinnvoll wäre. Am Laptop kann ich die 27 Zoll besser ausnutzen. Sprich: Für das Note20 als PC-Ersatz sollte der Monitor kleiner sein und eine nicht zu hohe Auflösung haben. Spontan denke ich an 24 Zoll und Full-HD – ohne das Setup ausprobieren zu können.

Das USB-C-Kabel überträgt nicht nur das Bild vom Smartphone auf den Monitor, sondern auch Strom zum Akku des Note20. Du musst also nicht befürchten, dass die Batterie während der Arbeit keine Energie mehr hat oder du zu Feierabend mit leerem Akku dastehst. Trotz der Aufladung und den Berechnungen, die ich dem Galaxy Note20 Ultra abverlangt habe, ist es während des Tests nicht ungewöhnlich warm geworden.

Fazit: Als Notlösung in Ordnung

Das Fazit zieht sich schon durch den ganzen Text: Es funktioniert, ist aber kein 1:1-Ersatz für den Rechner mit Desktop-Oberfläche. Grundsätzlich kannst du mit dem Galaxy Note20 Ultra 5G deinen Computer ersetzen. Allerdings gibt es zu viele kleine Mankos, als dass ich DeX als dauerhafte Lösung empfehlen kann. So bleibt das Smartphone als PC-Ersatz immer noch eine Notlösung. Ich habe keine Woche mit dem Note20 durchgehalten. Nach einem Tag bin ich wieder zurück zum Laptop gewechselt.

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Smartphone
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Samsung Galaxy Note 20 Ultra 5G EU

256 GB, Mystic Bronze, 6.90", Hybrid Dual SIM + eSIM, 108 Mpx, 5G

Samsung Galaxy Note 20 Ultra DE (512 GB, Mystic Bronze, 6.90", Hybrid Dual SIM + eSIM, 108 Mpx, 5G)
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Und noch ein paar Worte zum Smartphone an sich. Das Display sieht sehr schön aus, die Hardware hat viel Power und die Kameras liefern gute bis sehr gute Fotos. In dieser Preisklasse alles keine Überraschung. Natürlich ist das Note20 auch wieder etwas besser geworden als das Note10, das auch schon Samsung DeX an Bord hat. Einen Quantensprung gibt es allerdings nicht. Es bleibt zudem dabei, dass sich die Investition in die Note-Serie nur lohnt, wenn du den S Pen benutzen willst. Andererseits kommst du in der Regel mit der Galaxy S-Serie bei ähnlicher bis fast identischer Ausstattung günstiger davon.

  • Produkttest

    Beim Samsung Galaxy Note 10+ macht der S Pen den Unterschied

    von Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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