Pixel Fold im Test: Falt-Erstling macht Lust auf mehr
Mit dem Pixel Fold will Google zeigen, was Falt-Smartphones alles können. Im Test hinterlässt es gute Eindrücke, zeigt aber typische Anzeichen eines Premierengeräts.
Das Pixel Fold schafft es als erstes Falt-Smartphone, mich von der Sinnhaftigkeit seines großen Displays zu überzeugen. Das lässt sich aber auch auf andere Geräte übertragen. Was nicht für die Android-Updates gilt, die es direkt von Google erhält. Während sich das Fold an vielen Stellen als Top-Smartphone erweist, ist beim Scharnier noch nicht alles perfekt. Auch die Akkulaufzeit und das Ladetempo haben noch Verbesserungspotential.
Kein quadratisches Display
Das Pixel Fold ist gedrungener als andere Falt-Smartphones. Zugeklappt sind zum Beispiel das Samsung Galaxy Z Fold 5 oder das Huawei Mate X3 länger und schmaler als das Google-Gerät. Es ähnelt in dieser Hinsicht dem Oppo Fold N2, das aber in Europa nicht offiziell erhältlich ist.
Das 5,8 Zoll große OLED-Display des Pixel wirkt vergleichsweise kompakt. Mit 2092 × 1080 Pixeln bietet es ein scharfes Bild und ist mit 1200 Nits selbst bei Sonnenschein hell genug. Die Bildwiederholrate erreicht bis zu 120 Hertz. Vor Kratzern schützt Gorilla Glass Victus.
Mit einem Seitenverhältnis von 6:5 ist das innere OLED-Display weniger quadratisch als bei der Konkurrenz von Samsung oder Huawei. Auf einer Diagonale von 7,6 Zoll verteilen sich 2208 × 1840 Pixel. Mit 1000 Nits ist es etwas dunkler als das Außendisplay, aber immer noch hell genug. Seine maximale Bildwiederholrate von 120 Hertz passt sich wie außen automatisch an. Die Schutzschicht über dem Display besteht aus Kunststoff und ist weniger robust als beim äußeren Touchscreen.
Mir gefällt das Seitenverhältnis gut. Es erscheint mir für viele Apps sinnvoller als ein quadratisches Display. Es kommt dem näher, was ich von Tablets oder Notebooks gewohnt bin. Öffne ich zwei Apps parallel, habe ich nicht nur zwei dünne Streifen vor mir.
Das Scharnier des Pixel Fold wirkt robust. Durch das kleine Element zwischen den Hälften wirkt es nicht so filigran wie andere Foldables. Ich mag das. Außerdem gefällt mir, dass ich das Scharnier über den gesamten Bewegungsbereich verstellen kann, ohne dass es zuschnappt. Das ist nicht bei allen Falt-Smartphones der Fall und kann von Apps für einen zweigeteilten Modus genutzt werden. Bei Youtube bemerke ich zum Beispiel bereits eine kleine Anpassung, durch die das Video genau in der oberen Hälfte läuft und alle Informationen und Kommentare in der unteren Hälfte.
Eine Sache stört mich beim Scharnier dann doch: Öffne ich das Smartphone, nimmt es nicht von alleine einen 180-Grad-Winkel ein. Es sind nur 179 oder vielleicht 179,5 Grad. Das ist ein minimaler Unterschied, stört mich aber. Mit etwas Nachdruck wird das Display dann richtig eben. Von der Falte in der Mitte abgesehen. Die ist sicht- und spürbar, aber nicht störender als bei anderen Foldables.
Der vergleichsweise breite Rahmen um das innere Display stört nicht, wirkt aber ein wenig veraltet. Andererseits kann ich das Fold halten, ohne den Touchscreen zu berühren. Beim Blick auf die Vorderseite fällt mir mit der Zeit immer mehr auf, dass das Display nicht in der Mitte sitzt. Der Rahmen ist auf der Seite des Scharniers etwas breiter.
Ein kleiner Blick mit Android 14 in die Zukunft
Bereits bei Android 13 sprach Google davon, das Betriebssystem für größere Bildschirme und Falt-Smartphones angepasst zu haben. Diese Entwicklung setzt sich mit Android 14 fort. Neben sichtbaren optischen Anpassungen betrifft das vor allem Werkzeuge und Vorgaben für die Entwickler und Entwicklerinnen von Apps. Die sind aber größtenteils noch dabei, ihre Programme anzupassen.
Zu sehen gibt es deswegen mit der aktuellen Beta von Android 14 zwar weitere kleine Anpassungen, ganz große Veränderungen bleiben aber noch aus. Dass Youtube sich an einen halb geöffneten Bildschirm anpasst, erwähnte ich ja bereits. Sowas könnte es in Zukunft für mehr Apps geben.
Ansonsten fällt mir vor allem die Multitasking-Leiste auf. Ihre zwei rechten Plätze sind für zuletzt genutzte Apps reserviert und ändern sich deswegen ständig. Der Splitscreen taucht für jede App als Option auf und ist so schnell und bequem zu nutzen.
Bei den Einstellungen oder Gmail nutzt Google einen App-internen Splitscreen. Die zwei Ebenen der App teilen sich auf die zwei Hälften des Displays auf und lassen sich getrennt scrollen. Gerade bei E-Mails erkenne ich Vorteile gegenüber der klassischen Smartphone-Ansicht. Ich kann schneller durch meine Mails gehen und sie anklicken, ohne aus jeder Mail immer zuerst wieder in die Übersicht zurückkehren zu müssen.
Ich entdecke nach und nach weitere sinnvolle Anwendungen für die größere Arbeitsfläche. Etwa bei der Foto- und Videobearbeitung auf dem Smartphone. Hier sorgt das Aufklappen des Foldable für mehr Komfort. Beim Schauen von Videos bleibt dagegen weiterhin ein breiter Rand stehen und der Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Smartphone im Querformat ist minimal.
Beim Zocken kommt es darauf an, ob die Spiele an das Displayformat angepasst sind. Bei «Diablo Immortal» erscheinen der Ladebildschirm und Menüs zum Beispiel mit Balken. Die Steuerelemente sind dagegen angepasst, aber die Spielkarte ist zu sehr vergrößert. Ich sehe zu wenig von der Umgebung.
Als Smartphone von Google sollte das Pixel Fold Android-Updates mit als erstes bekommen. Wie lange genau verrät Google derzeit nicht. Die Rede ist zwar von Pixel-Updates für mindestens fünf Jahre, damit sind aber nur die Sicherheitsupdates gemeint.
Nicht die meiste, aber genug Power
Google stattet das Pixel Fold mit dem hauseigenen Chipsatz Tensor G2 aus. Dieser bietet ausreichend Leistung, kommt aber nicht an das derzeit leistungsfähigste System-on-a-Chip heran. Zudem ist er die Grundlage für verschiedene KI-Features von Google bei Sprachassistent, Bildbearbeitung oder dem Akku. Ihm stehen zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Der interne Speicher ist 256 oder 512 Gigabyte groß und lässt sich nicht erweitern.
Im Pixel Fold schneidet der Tensor G2 besser ab als im Pixel 7 Pro. Zumindest, wenn es um die Leistung des Prozessors geht. Beim Test der Vulkan-Grafikschnittstelle hat das klassische Smartphone die Nase leicht vorne. Der Snapdragon 8 Gen 2 erreicht in dem Test aber klar bessere Werte – vor allem in der leicht getunten Version für Samsung.
Der Akku hat mit 4821 mAh eine für Foldables gute Kapazität. Sein Ladetempo ist mit bis zu 30 Watt aber nur durchschnittlich. Er unterstützt PowerDelivery 3.0 und nimmt drahtlos Strom von Qi-Ladegeräten entgegen. Die Akkulaufzeit ist in Ordnung, aber vor allem im Standby-Modus verbraucht das Pixel Fold mehr Energie als andere Smartphones.
Der Batterietest von PCMark nimmt Smartphones in einen Dauerbetrieb. Bei maximaler Bildschirmhelligkeit erreicht das Pixel Fold mit seinem großen Display eine Laufzeit von 5:32 Stunden und mit dem kleinen Display von 9:24 Stunden. Im Vergleich mit dem Mate X3 von Huawei, dessen Akku ähnlich groß ist, schneidet das Pixel damit etwas schlechter ab.
Bei den gemessenen Zeiten handelt es sich um Mindestwerte in Minuten, die bereits durch eine automatische Helligkeitsregulierung besser ausfallen.
Sehr gute Kameras
Drei der fünf Kameras des Pixel Fold befinden sich auf der Rückseite. Dazu kommen zwei Selfiekameras, je eine über dem äußeren und dem inneren Display.
- Hauptkamera: 48 Megapixel, f/1,7, 82 Grad, 1/2 Zoll
- Ultraweitwinkelkamera: 10,8 Megapixel, f/2,2, 121,1 Grad, 1/3 Zoll
- Telekamera: 10,8 Megapixel, f3,05, 21,9 Grad, 5x optischer Zoom (Super-Res-Zoom: 20x), 1/3,1 Zoll
- Frontkamera: 9,5 Megapixel, f/2,2, 84 Grad
- Innenkamera: 8 Megapixel
Die Hauptkamera hat die lichtstärkste Blende und den größten Sensor. Standardmäßig nutzt sie Pixel Binning und liefert Fotos mit zwölf Megapixeln. Die Auflösung ist damit gar nicht so weit von den anderen beiden Kameras auf der Rückseite entfernt.
Farbe
Bei der Farbwiedergabe setzt das Pixel Fold den guten Eindruck der bisherigen Pixel-Smartphones fort. Die zwölf Megapixel nach Pixel Binning genügen völlig für eine detailreiche Aufnahme. Starke Kontraste gleicht die Software in der Bildverarbeitung gut an.
Ultraweitwinkel und Zoom
Das setzt sich bei Aufnahmen mit der Ultraweitwinkelkamera fort. Bei der Detailgenauigkeit liegt nicht ganz auf dem Niveau der Hauptkamera. Das liegt vor allem am kleineren Bildsensor.
Beim Zoom nehme ich das Pixel 7 Pro zum Vergleich in die Hand. Bei zweifacher Vergrößerung ist noch kein Unterschied zu erkennen. Beim fünffachen Zoom liefert das Fold aber deutlich mehr Details. Bei gleicher Brennweite und höherer Auflösung wirkt das 7 Pro im direkten Vergleich wie ein Ölgemälde.
Im «Super-Res-Zoom» bietet das Pixel Fold eine bis zu 20-fache digitale Vergrößerung an. Der Mehrwert gegenüber der fünffachen Vergrößerung ist gering. Im Vergleich mit dem Pixel 7 Pro sehe ich hier das herkömmliche Smartphone vorne – wobei mich auch das nicht komplett überzeugt.
Nacht
In der hellen Sommernacht konnte der Nachtmodus mit seinen längeren Belichtungszeiten bei der Hauptkamera keinen Vorteil gegenüber der Automatik herausholen.
Bei der Ultraweitwinkelkamera sorgt der Nachtmodus dagegen für mehr Helligkeit. Bei der Detailgenauigkeit ist aber keine wirkliche Verbesserung zu sehen.
Selfies
Die Selfies aus der Frontkamera sehen sehr gut aus. Nutze ich das Außendisplay als Sucher und die Hauptkamera für Selfies, werde ich mit einer etwas höheren Detailgenauigkeit belohnt. Allerdings ist die Bedienung des aufgeklappten Smartphones bei Selfies sehr unhandlich.
Die innere Selfiekamera habe ich gar nicht für Fotos benutzt. Zusammengeklappt ist das Fold für Selfies viel praktischer. Für Videocalls ist die Innenkamera mit ihren acht Megapixeln aber völlig ausreichend.
Fazit: macht Lust auf Foldables
Das Pixel Fold ist noch nicht perfekt, hat es aber geschafft bei mir die Lust auf Foldables zu wecken. Daran ändert auch der kleine Makel beim Scharnier nichts. Die Vorzüge dieses Falt-Smartphones liegen nur zum Teil an Google und Android 14. Sobald mehr Apps für Foldables angepasst sind, lassen sich diese Vorzüge auch auf anderen Geräten entdecken.
Darüber hinaus bietet das Pixel Fold gute Displays, sehr gute Kameras und mehr als genug Leistung. Einzig bei Akkulaufzeit und Ladetempo dürfte Google noch etwas zulegen. Der Preis ist ähnlich hoch, wie bei der faltbaren Konkurrenz, die derzeit Samsung mit dem Galaxy Z Fold dominiert.
Das Pixel Fold ist ab einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1899 Euro erhältlich. Da Google seine Smartphones nicht offiziell in der Schweiz vertreibt, gibt es keine Preisempfehlung in Franken. Derzeit gibt es Lieferprobleme und Google rechnet erst Ende August mit neuen Geräten.
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.