Hintergrund

Patricks Parfüms: «Green Irish Tweed» von Creed oder die Rache des Parfümeurs

Ein Parfüm ist ein Kunstwerk, Parfümeure sind Künstler und ich bin Sammler ihrer Kreationen. Creeds «Green Irish Tweed» erinnert mich dabei an einen Duft aus meiner Jugend. Und das ist kein Zufall.

Die Klassiker. Es gibt sie überall: sei es in der Rockmusik, Literatur oder in der Kulinarik. Beispiele? «Stairway to Heaven» von Led Zeppelin, «1984» von George Orwell oder ganz einfach Spaghetti Bolognese. Und es gibt natürlich auch klassische Parfüms. Düfte, die zeitlos sind. Einer davon ist «Green Irish Tweed» von Creed.

Erst Cool Water, dann Green Irish Tweed

1988 kam «Cool Water» von Davidoff auf den Markt. Ich war damals 19 Jahre alt und fand diesen frischen Duft sofort richtig gut. Kein Wunder, wurde er in der Folge zu meinem Signature Scent. Das blieb Cool Water auch für einige Jahre, bis sich meine Nase weiterentwickelte. Neben den Designerdüften interessierten mich nun auch die Nischenparfüms. Und da landete man früher oder später unweigerlich bei Creed. So auch ich.

Die Geschichte des Traditionshauses reicht bis ins 18. Jahrhundert und ist so bunt wie seine Flakons. Adelige gehörten über die Jahrhunderte ebenso zur Klientel wie Prominente. Zu den bekanntesten zählten und zählen Marlene Dietrich, Frank Sinatra, Romy Schneider, Madonna, David Bowie, Julia Roberts und Michael Jackson. Der King of Pop war angeblich ein grosser Fan von Green Irish Tweed. Unterdessen gehört Creed der amerikanischen Investmentgesellschaft BlackRock. Soviel zum Thema «Nische».

Erst Green Irish Tweed, dann Cool Water

Die Nase hinter diesem klassischen Fougère-Duft mit Pfefferminz, Verbene, Lavendel und Eichenmoos ist Pierre Bourdon. 1985 hatte der Franzose Green Irish Tweed für Creed kreiert und das Haus anschliessend im Streit verlassen. Es ging dabei wohl um die Frage: Wer hat’s erfunden? Creed, namentlich CEO Olivier Creed, stand nämlich im Ruf, sich mit fremden Federn zu schmücken. Kürzlich ist zum Thema auch ein interessantes Buch erschienen.

Der Legende nach soll Bourdon dermassen verärgert über das Verhalten von Olivier Creed gewesen sein, dass er wenige Jahre später mit Cool Water für Davidoff einen praktisch identischen Duft kreierte. Dieser entwickelte sich in den späten 80ern und frühen 90ern zum Kassenschlager und gehört bis heute zum Parfüm-Mainstream. Die Rache des Parfümeurs.

Nach «Aventus» (natürlich) und «Royal Oud» von Creed fand vor Kurzem auch ein Fläschchen «Green Irish Tweed» den Weg in meine Parfümsammlung. 35 Jahre nach der «Kopie» bin ich schliesslich doch noch beim Original gelandet.

Mein Name ist Patrick. Bardelli, nicht Süskind. Wie der Autor des Buches «Das Parfüm». Trotzdem bin ich auch ein Parfüm-Fan und schreibe hier immer mal wieder über gute und schlechte Düfte. Meine textlichen Ausdünstungen sicherst du dir, wenn du mir als Autor folgst. Immer der Nase nach.

Titelfoto: Patrick Bardelli

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