Parasiten im Gehirn: So schützt du dich vor Toxoplasmose
Ratgeber

Parasiten im Gehirn: So schützt du dich vor Toxoplasmose

Anna Sandner
23.5.2023

Was haben rohes Fleisch und ein Katzenklo gemeinsam? Sie können potenzielle Ansteckungsquellen für den Parasiten Toxoplasma gondii sein.

Eine Schwangerschaft bringt so einige Unannehmlichkeiten mit sich. Dem Parasiten Toxoplasma gondii verdanke ich allerdings auch etwas Angenehmes in dieser Zeit: Ich musste neun Monate lang das Klo unserer Katze nicht sauber machen. Warum, erkläre ich dir jetzt.

Der weltweit verbreitete Einzeller Toxoplasma gondii ist der Verursacher einer Zoonose (vom Tier auf den Menschen übertragene Krankheit) namens Toxoplasmose. Er ist ein Parasit, der sich in unsere Zellen einnisten kann – genauer: in Muskeln und unserem Gehirn. So gruselig das klingt, für die meisten, die sich im Laufe ihres Lebens infizieren, hat das keine Folgen. Viele merken noch nicht einmal, dass sie sich den Erreger eingefangen haben. Gefährlich kann es aber für Menschen mit Immunschwäche werden und für ungeborene Kinder, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft mit Toxoplasmose ansteckt.

Infektionsweg: Wie steckst du dich an?

In der Schweiz nimmt die Zahl der Menschen, die Antikörper gegen Toxoplasma gondii haben, seit den Achtzigerjahren kontinuierlich ab, von damals über 50 Prozent der Bevölkerung auf heute unter 30 Prozent. Die Werte in Deutschland liegen mit durchschnittlich 50 Prozent bei Erwachsenen deutlich höher. In den USA hat sich wiederum durchschnittlich nur jeder Zehnte bereits mit dem Erreger infiziert.

Es gibt hauptsächlich zwei Wege, wie es zu einer Ansteckung mit Toxoplasmose kommen kann:

  1. Da die Erreger häufig in Schlachttieren wie Schweinen, Schafen oder auch Geflügel vorkommen, kannst du dich beim Verzehr von rohem oder ungenügend behandeltem Fleisch oder Fleischprodukten infizieren, wenn es lebende Zellen von T. gondii enthält. Eine Frostung (-21°C) oder ein 20-minütiges Erhitzen auf mindestens 50°C töten den Erreger aber ab.

  2. Auch in der Natur kommt der Parasit vor, sodass du dich zum Beispiel bei der Gartenarbeit anstecken kannst. Das liegt daran, dass Zellen des Erregers mit dem Kot von Tieren ausgeschieden werden. Einmal im Erdboden angekommen, können sie dann bis zu fünf Jahre überdauern. Wenn du eine Katze hast, kannst du dich auch beim Säubern des Katzenklos anstecken. Das ist der Grund, warum ich während der Schwangerschaft das Beseitigen des Katzenkots mit gutem Gewissen anderen überlassen durfte.

In manchen Fällen infizieren sich Ungeborene bereits im Mutterleib, wenn die Mutter selbst während der Schwangerschaft mit Toxoplasmose in Berührung gekommen ist. War die Mutter allerdings schon vor Schwangerschaftsbeginn infiziert, ist der Embryo durch die Antikörper der Mutter geschützt.

Parasit im Hirn und du merkst es nicht

80 bis 90 Prozent aller Toxoplasmose-Infektionen verlaufen ohne Symptome. Selbst wenn welche auftreten, bemerken aber viele nicht, dass sie mit Toxoplasmose infiziert sind, da die Symptome einer Grippe ähneln. Schwerwiegendere Folgen kann allerdings eine sogenannte pränatale Toxoplasma-Infektion haben, also wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft ansteckt und die Erreger auf das ungeborene Kind überträgt. Passiert das im ersten Drittel der Schwangerschaft, kann es den Embryo schwer schädigen oder zum Abort führen. Bei einer späteren Übertragung können die Auswirkungen unterschiedlich sein: Unter anderem kann es zu einer Netzhautentzündung, verkalkten Hirngefäßen oder anderen Veränderungen im Gehirn kommen. Neben ungeborenen Kindern sind auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem von schweren Folgen, wie etwa einer Enzephalitis (Entzündung des Gehirns), bei einer Infektion mit T. gondii gefährdet.

Wie schützt du dich vor einer Infektion?

Das Robert-Koch-Institut gibt folgende Tipps, um einer Ansteckung mit dem Parasiten vorzubeugen:

  • Keine rohen oder nicht ausreichend erhitzten oder gefrosteten Fleischprodukte (z.B. Hackepeter oder kurz gereifte Rohwürste) essen.
  • Rohes Gemüse und Früchte vor dem Verzehr gründlich waschen.
  • Händewaschen vor dem Essen.
  • Händewaschen nach dem Zubereiten von rohem Fleisch, nach Garten-, Feld- oder anderen Erdarbeiten und nach dem Besuch von Sandspielplätzen.
  • Beim Halten einer Katze innerhalb der Wohnung in der Umgebung von Schwangeren sollte die Katze mit Dosen- und/oder Trockenfutter ernährt werden. Katzenklos, insbesondere von frei gehaltenen Katzen, sollten täglich durch Nicht-Schwangere mit heißem Wasser gereinigt werden.

Wenn du es noch genauer wissen willst, findest du weitere Infos zum Beispiel beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit oder im Ratgeber des Robert-Koch-Instituts.

Titelfoto: Sandyman/Shutterstock

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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