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P’achakuna: Mit dem Lama über die Anden

Das Brettspiel P’achakuna besitzt neben einem wunderschön gestalteten Artwork auch eine fesselnde Spielmechanik. Ideal, um an einem kalten und grauen Wintertag mentale Ferien in Südamerika zu machen.

Die Sohlen meiner Wanderschuhe fallen bald auseinander. Die Blasen an meinen Füssen schmerzen so sehr, dass ein Weiterlaufen fast unmöglich erscheint. Steil geht’s bergauf und ebenso steil wieder hinunter ins nächste Dorf. Zum Glück begleitet mich ein Lama auf diesem gefährlichen Weg durch die Anden. Es schleppt all meine Vorräte und transportiert die Farbstoffe, mit welchen ich Handel betreibe.

In der Realität findet das alles an meinem Küchentisch statt, zusammen mit einem Freund spiele ich P’achakuna. Das Brettspiel schafft es, mich mental auf einen anderen Kontinenten zu befördern.

Die Schachtel von P'achakuna und dessen Inhalt.
Die Schachtel von P'achakuna und dessen Inhalt.

Kompetitiv 1 gegen 1

P’achakuna ist ein kompetitives Brettspiel für zwei Personen. Die Hauptaufgabe besteht darin, mit natürlichen Farbstoffen und weisser Wolle Handel zu betreiben. Dafür musst du mit Lamas durch die Anden wandern und die Farbstoffe an verschiedene Dörfer ausliefern. Erreichst du ein Dorf, darfst du nach dem Handel das gefärbte Garn behalten und erhältst einen neuen Farbstoff, welchen du in ein weiteres Dorf transportieren musst. Wer zuerst alle sieben farbigen Garne gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Im weissen Dorf in der Mitte des Spielfeldes startet die Partie.
Im weissen Dorf in der Mitte des Spielfeldes startet die Partie.

Das Spielfeld besteht aus mehreren sechseckigen Geländeplättchen, welche während des Spiels gedreht werden dürfen. Die grüne Seite eines Plättchens ist ein Tal und die schwarze Seite das Gebirge. Zu Beginn haben dein:e Mitspieler:in und du je ein Lama. Die Farbe des Lamas dürft ihr selbst auswählen. Das weisse Lama kann sich dabei nur in den Tälern fortbewegen und das schwarze nur im Gebirge. Später im Spiel könnt ihr euch mit gefärbtem Garn weitere Lamas dazukaufen. Ihr startet beide in der Mitte des Spielfeldes im weissen Dorf.

1. Drehen
Bevor du dein Lama bewegst, kannst du ein einzelnes Geländeplättchen drehen. Später im Spiel kannst du dir mit gefärbtem Garn zusätzliche Drehungen kaufen. Es dürfen jedoch nur Plättchen gedreht werden, auf denen kein Lama steht.

Die sechseckigen Geländeplättchen dürfen gedreht werden.
Die sechseckigen Geländeplättchen dürfen gedreht werden.

2. Gehen
Nun gehst du mit deinem Lama auf Wanderschaft. Dabei musst du mindestens ein Geländefeld weit laufen. Du darfst dein Lama so weit fortbewegen, wie eine ununterbrochene Verbindung des Geländes besteht. Gelangst du auf deinem Weg in ein Dorf, muss dein Lama Rast machen.

3. Handeln
Im Dorf darfst du Handel betreiben. Dabei ist wichtig, dass der transportierte Farbstoff die gleiche Farbe besitzt wie das Banner im Dorf. Hast du dieselbe Farbe wie die untere kleine Flagge, erhältst du die gehandelte Ressource in deinen persönlichen Vorrat. Stimmt die Farbe mit der oberen grossen Flagge überein, kriegst du die Ressource doppelt in deinen Vorrat.

Die Farbe der Ressource auf dem Lama passt zu der Farbe auf dem Banner.
Die Farbe der Ressource auf dem Lama passt zu der Farbe auf dem Banner.

Hast du die gehandelte Ressource noch nicht in deinem Vorrat, kannst du sie in eine der sieben Aussparungen vor dir stecken. Zusätzliche Ressourcen derselben Farbe kannst du für das Drehen von Geländeplättchen verwenden oder neue Lamas kaufen. Ein Lama kostet dich dabei vier Ressourcen und du darfst maximal drei Lamas besitzen.

Besitzt du alle sieben verschiedenfarbigen Ressourcen, ist das Spiel vorbei.
Besitzt du alle sieben verschiedenfarbigen Ressourcen, ist das Spiel vorbei.

4. Nachfüllen
Nachdem dein Lama die transportierte Ressource in einem Dorf abgeladen hat und der Handel abgeschlossen ist, erhältst du eine neue Ressource in der Farbe des jeweiligen Dorfes. Danach kommt dein:e Mitspieler:in an die Reihe.

Ende des Spiels
Wer von euch zuerst von allen sieben Ressourcen mindestens eine vor sich stecken hat, gewinnt das Spiel.

Fazit

Bereits vor der ersten Partie hat mich das Artwork von der finnischen Designerin Johanna Tarkela beeindruckt. Die realistischen Naturszenen versetzen mich mental nach Südamerika in die Anden und lassen mich während des Spiels komplett in diese Welt eintauchen. Den Schönheitswettbewerb hat P’achakuna daher schon mal gewonnen.

Entwickelt wurde P’achakuna von zwei Schweizer Game Designern während ihres Bachelorstudiums an der ZHdK: Stefan Kraft und Moreno Vogel. Dank ihnen kann sich neben dem Artwork auch die Spielmechanik sehen lassen. Das Spielprinzip mit dem Drehen der Plättchen und dem Handel in den Dörfern ist einfach verständlich. Jedoch nicht simpel. Denn ich habe oft und lange an einem Zug überlegt, bevor ich ihn ausgeführt habe. Zum einen, weil ich so schnell wie möglich alle gefärbten Garne sammeln, zum anderen aber auch mit dem Drehen der Plättchen meiner Konkurrenz den Weg versperren will. Um zu gewinnen, musst du daher mehrere Schritte vorausdenken. Diese strategischen Überlegungen verleihen dem Spiel Tiefe, woraus sich spannende und hart umkämpfte Duelle ergeben.

Ich werde P’achakuna beim nächsten Spieleabend erneut auf den Tisch legen. Und mir im Sitzen kaputte Sohlen an den Wanderschuhen und Blasen an den Füssen holen.

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