OLED, 32 Zoll, 4K, 240 Hertz: Hat Asus gerade den perfekten Monitor präsentiert?
Asus stellt an der Gamescom drei neue Gaming-Bildschirme vor. Einer davon behebt zwei Nachteile bisheriger QD-OLED-Panels. Er könnte der Vorbote einer neuen Monitor-Generation sein.
«Schön und gut, aber wo bleiben 32-Zöller mit OLED und 4K?» Kommentare wie diesen las ich in den vergangenen Monaten jedes Mal, wenn ein Hersteller mal wieder einen Ultrawide-Monitor mit OLED vorstellte. Denn tatsächlich gab es bisher keine mittelgrossen OLED-Bildschirme mit 16:9-Format und hoher Auflösung.
Das ändert sich nun: Asus hat an der Gamescom den ROG Swift PG32UCDM vorgestellt – ein flacher 32-Zöller mit OLED-Panel, 4K-Auflösung und 240 Hertz Bildfrequenz. Das Design richtet sich klar an Gamerinnen und Gamer. Anschlüsse gibt es zweimal HDMI 2.1 sowie je einmal DisplayPort 1.4 und USB-C. Letzterer liefert 65 Watt, um Laptops aufzuladen.
Im Gaming-Monitor steckt ein QD-OLED-Panel von Samsung. Bei HDR-Content soll das Display punktuell eine Spitze von 1000 Nits erreichen. Die Vollbild-Helligkeit liegt bei 250 Nits. Für OLED ein guter Wert. Wenn dir das bekannt vorkommt: solche QD-OLED-Panels stecken schon in diversen Ultrawide-Bildschirmen. Du darfst die gleichen Kontraste und Farben erwarten wie zum Beispiel hier:
Zwei wichtige Dinge sind aber neu beim Asus ROG Swift PG32UCDM:
- Die Pixeldichte: 4K auf 32 Zoll bedeutet 137 Pixel pro Zoll (ppi). Die bisherigen Bildschirme mit QD-OLED kommen nur auf 108 ppi. Das ist ein markanter Unterschied und sorgt für ein schärferes Bild.
- Das Subpixelmuster: Wie der YouTube-Kanal HDTVTest berichtet, behält das neue Panel zwar die dreieckige Subpixel-Anordnung bei, die einzelnen Subpixel sind aber rechteckiger als bisher. Das verringert laut Asus die typischen Farbsäume von QD-OLED an kontrastreichen Kanten. Dinge wie Text sollten weniger ausgefranst wirken.
Der perfekte Allround-Bildschirm?
Das sind grossartige Nachrichten für alle, die einen Bildschirm für gemischte Anwendungen suchen: Gaming und Office. Einerseits hat der ROG Swift PG32UCDM die perfekten Schwarzwerte, schnellen Reaktionszeiten, tollen Farben und ausreichende Helligkeit von QD-OLED. Andererseits liefert er als erster Monitor mit dieser Technologie eine hohe Pixeldichte und reduziert die nervigen Farbsäume bei Text – zumindest, wenn sich Asus' Versprechen als wahr herausstellt.
Und was ist mit Burn-In? Alle OLED-Bildschirme sind anfällig für Geisterbilder, wenn sie permanent die gleichen Menüleisten oder Fensteranordnungen anzeigen müssen. Je wärmer sie werden, desto eher nutzen sich die einzelnen Pixel unterschiedlich schnell ab. Weil eine hohe Pixeldichte für mehr Hitze sorgt, wäre die Burn-In-Gefahr beim neuen Asus grundsätzlich hoch. Dem soll ein grosser Heatsink auf der Rückseite entgegenwirken, der die Wärme abführt. Wie gut das funktioniert, werden erst Langzeit-Tests zeigen.
Ein Rätsel ist mir bei dieser Framerate und Auflösung der DisplayPort-1.4-Anschluss. Er kann 4K nicht in 240 Hertz übertragen. Dafür wäre die neuere Version 2.1 notwendig, auf die Asus leider verzichtet. Wer also die volle Leistung des Monitors ausschöpfen will, muss ihn zwingend per HDMI 2.1 anschliessen.
Bis der Asus ROG Swift PG32UCDM den Weg auf die Schreibtische findet, dauert es noch: Er kommt frühestens im ersten Quartal 2024. Zum Preis schweigt sich Asus aus.
Weitere Monitore: QD-OLED vs. WOLED
Neben dem 32-Zöller hat Asus noch zwei weitere Monitore an der Gamescom vorgestellt. Der 49 Zoll grosse ROG Swift OLED PG49WCD kommt ebenfalls mit QD-OLED-Panel. Seine Auflösung beträgt 5120 × 1440, die Krümmung von 1800R ist moderat.
Der Panorama-Bildschirm hat genau das gleiche Panel wie der Samsung Odyssey OLED G9, die Bildqualität dürfte deshalb vergleichbar sein. Der Samsung-Monitor hat allerdings 240 Hertz, während der von Asus mit 144 auskommen muss. Dafür dürfte letzterer etwas günstiger sein – die Preisempfehlung in den USA liegt bei 1499 US-Dollar. Beim Samsung waren es zu Beginn 2200 Dollar, mittlerweile sind es 1800. Der ROG Swift OLED PG49WCD wird im Oktober 2023 erwartet.
Als Drittes hat Asus einen 34-Zöller mit konventionellem OLED-Panel (WOLED) präsentiert: den ROG Swift OLED PG34WCDM. Er ist mit 800R sehr stark gekrümmt und hat eine Bildfrequenz von 240 Hertz. Die Auflösung beträgt 3440 × 1440 Pixel.
Beim Panel handelt es sich wahrscheinlich um die neueste Generation von LGs WOLED, die ähnlich hell wird wie die QD-OLED-Panels von Samsung. Die punktuelle Leuchtdichte liegt gemäss Asus bei 1300 Nits, bildfüllend sind laut HDTVTest wohl 250 Nits möglich. Der ROG Swift OLED PG34WCDM kommt im ersten Quartal 2024. Preis: unbekannt.
Blick in die Glaskugel: 2024 wird gut
Die neuen OLED-Bildschirme von Asus klingen ausgereifter als bisherige Modelle anderer Hersteller. Besonders erfreulich sind die hohe Pixeldichte und das bessere Subpixel-Muster des 32-Zöllers. Die Kühlsysteme der Bildschirme dürften derweil Burn-In-Gefahr reduzieren, was ebenfalls wichtig ist.
Das mittelgrosse 4K-QD-OLED-Panel ist das erste seiner Art. Es könnte im kommenden Jahr in verschiedenen Formen und Grössen Einzug in weitere Bildschirme halten. Denkbar sind zum Beispiel 40-Zoll-Monitore im 21:9-Format mit einer Auflösung von 5120 × 2160 Pixeln. Die nächste Generation von 1440p-Bildschirmen mit QD-OLED dürfte ebenfalls das neue Subpixel-Muster adoptieren. Damit reduziert sich einer der Nachteile der Technologie in Office-Anwendungen: die schlechte Textschärfe wegen Color Fringing. Wie gut das funktioniert, will ich allerdings zuerst mit eigenen Augen sehen.
Bei WOLED-Panels scheint die neueste Technologie von LGs TVs den Weg in Bildschirme zu finden. Mit der vergleichbaren Helligkeit versucht LG damit den Anschluss an QD-OLED zu halten. Farbsäume waren hier dank herkömmlichem Subpixel-Muster gar nie erst ein Problem. Dafür musste LG stets auf aggressive Auto Brightness Limiter setzen, um das Burn-In-Risiko im Griff zu behalten. Das ist bei Fernsehern in Ordnung, bei Monitoren jedoch eine Plage. Ich befürchte, das wird mit noch helleren Panels nicht besser.
Abgesehen davon wird 2024 hoffentlich das Jahr, in dem OLED-Monitore viele ihrer Kinderkrankheiten überwinden. Wenn du also wie ich nicht restlos überzeugt warst von den bisherigen Optionen, könnte sich etwas Geduld lohnen.
Titelbild: AsusMein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.