

«Nintendo Switch 2 Welcome Tour»: Ein gelungenes Switch-2-Tutorial, das kostenlos sein sollte

Mit der «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» lernst du Nintendos neue Konsole kennen. Die Mischung aus Tutorial, Tech-Demo und Minispielsammlung ist grösstenteils gelungen – empfehlen kann ich den kostenpflichtigen Download trotzdem nicht.
Manchmal verstehe ich Nintendo nicht. Mit der «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» hat das japanische Unternehmen ein gelungenes Hardware-Tutorial entwickelt, das jeder neue Switch-2-Besitzer spielen sollte.
Umso unverständlicher ist es, dass Nintendo das «Game» als kostenpflichtigen Download und nicht als kostenloses Pack-In-Spiel zu jeder Switch 2 anbietet. Trotz spannender Ideen ist das Spiel seinen Kaufpreis – 10 Franken oder Euro – nicht wert.
Wie spielt sich die «Nintendo Switch 2 Welcome Tour»?
Die «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» als vollwertiges Game zu bezeichnen, wäre übertrieben. Die Erfahrung lässt sich am ehesten mit einem interaktiven Museumsbesuch vergleichen. Als namenloser menschlicher Spielcharakter erkunde ich eine riesige Switch 2 und Zubehöre wie den Pro-Controller oder die Switch-2-Kamera.
Grafisch ist das Game simpel gehalten, aber durchaus gelungen. Der minimalistische Stil passt gut zum Design der Switch 2. Es fühlt sich surreal an, auf der Hardware herumzulaufen, die ich in den Händen halte. Die kleinen Spielcharaktere sehen wie Ameisen aus, die sich ihren Weg durch die Elektronik der Konsole bahnen.

Im Switch-2-Museum verteilt sind drei Arten interaktiver Stationen: Highscore-basierte Minispiele, interaktive Tech-Demos und Quizfragen. Je mehr Stationen ich absolviere, desto mehr Medaillen erhalte ich. Mit diesen schalte ich weitere Stationen frei.
Ebenfalls gilt es, verborgene Stempelstationen zu entdecken. Die sind meist neben wichtigen Hardware-Elementen wie Knöpfen, Anschlüssen oder Ports versteckt. Nur wenn ich alle Stempel in einem Gebiet finde, kann ich in den nächsten Ausstellungssektor reisen. Das ziellose Herumlaufen auf der Suche nach den unsichtbaren Stempelstationen kann mit der Zeit auf die Nerven gehen.

Die Minispiele schwanken zwischen banal und genial
In den Minispielen lerne ich die einzigartigen Steuerungselemente der Switch 2 kennen. Ich nutze die Joy-Con-2-Controller als Maus, spiele mit den Bewegungssensoren herum oder spüre die Präzision und Kraft der neuen Rumble-Motoren am eigenen Leib.
Die meisten Spiele bestehen aus mehreren Abstufungen. Mit jeder zusätzlichen Stufe, die ich freischalte, steigt die Schwierigkeit und der Komplexitätsgrad. Leider muss ich mich zuerst durch einige ziemlich banale Minispiele kämpfen, bevor ich zu den richtig spannenden Varianten komme. Ebenfalls schade finde ich, dass ein Grossteil der Spiele auf die neue Maussteuerung ausgelegt ist. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht.
Einige Beispiele:
In «Vorsicht, Stachelkugeln» weiche ich als UFO herabfallenden Kugeln aus. Die fliegende Untertasse steuere ich mit der Maus. Was sehr langweilig anfängt (ein UFO, wenige Kugeln), eskaliert später zu einem richtig geilen Hardcore-Bullethell-Minispiel: Ich kontrolliere zwei UFOs mit zwei Mäusen gleichzeitig und muss nebenbei noch Sterne einsammeln. Chaos pur.

«Zehn Finger, zehn Punkte» demonstriert, dass der Touchscreen der Switch 2 bis zu zehn Berührungspunkte gleichzeitig registrieren kann. Im Minispiel muss ich nacheinander verschiedenfarbige Punkte berühren und halten. Quasi wie das Partyspiel «Twister», nur mit meinen eigenen zwei Händen.

In «Zweirad-Akrobatik» steuere ich ein Auto mit dem rechten Joy Con im Maus-Modus. Verschiebe ich den Controller, wechselt das Gefährt die Fahrspur. Neige ich den Controller, fährt das Auto auf zwei Rädern. So weiche ich Hindernissen aus und sammle Boost. Richtig coole Idee!

Im Gegensatz zu den Minispielen geht es in den Tech-Demos gemütlicher zu und her. In diesen begutachte ich Aspekte der Hardware, die sich nicht in eine Highscore-Spielmechanik übersetzen lassen. Ich erlebe die DLSS-Fähigkeiten der Konsole, überzeuge mich mit Kopfhörern vom neuen 3D-Soundchip oder spiele mit dem eingebauten Mikrofon herum. Die Demos sind ein netter Zeitvertreib, der aber nur selten einen «Aha»-Effekt auslöst.

Zwischen «Wow, ist das geil!» und Langeweile
Nintendo ist ein geheimniskrämerisches Unternehmen. Umso mehr erstaunt mich, was für spannende Informationen Nintendo in der «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» preisgibt. An den zahlreichen Quiz-Stationen lässt das Unternehmen in Infotafeln tief in den Entwicklungsprozess der Switch 2 blicken. Wirklich tief.

Besonders beeindruckend finde ich, in was für einem Detailgrad verschiedene Aspekte der Switch-2-Hardware beleuchtet werden. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass mir Nintendo in einem Game mal erklärt, wie der Nvidia-Chip in der Konsole funktioniert, wieso die Magnetanschlüsse der Joy-Con-2-Controller quasi unzerstörbar sind oder wie die Lüftungssysteme im Handheld und Dock funktionieren.
Ich lerne nicht nur viel über das System, sondern lerne auch die zahlreichen technischen Raffinessen und Design-Überlegungen zu schätzen. Ein Wunder, wie moderne Technik funktioniert!

Ebenfalls cool ist es, wie ehrlich Nintendo ist. So entschuldigt sich das Spiel fast schon dafür, dass die Switch 2 eine schwache Akkuleistung hat. Und es gibt zu, dass der OLED-Screen des Vorgängers sattere Farben hat.

Immer wieder gibt es an den Infotafeln bei den Quizstationen auch Abstecher in die Vergangenheit des Unternehmens. Das Spiel referenziert oft klassische Nintendo-Hardware und vergleicht sie mit dem aktuellen Stand der Technik.

Diese spannenden Informationsfetzen werden leider von mühseligen Quizfragen begleitet. Habe ich alle Infos zu einem Aspekt der Hardware gelesen, werde ich mit ziemlich dämlichen Fragen und noch dämlicheren Antworten geprüft. Das ist die ersten paar Male noch lustig, wird dann aber ziemlich schnell langweilig.

Fazit
Eine gelungene Einführung in die Switch 2, die jedoch den Kaufpreis nicht wert ist
Ich habe meine Zeit mit der «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» genossen. Rund acht Stunden lang habe ich mich durch diverse Minispiele und Tech-Demos gezockt und viel Spannendes zur Switch 2 und Nintendos Vergangenheit gelernt. Wenn du nicht wie ich alles lesen musst und nicht jeden Highscore knacken willst, wirst du das Spiel jedoch schon in gut zwei Stunden beenden.
Schade, fühlt sich das Game trotz kurzer Spieldauer mit unspektakulären Minispielen, nervigen Sammelaufgaben und langweiligen Quiz künstlich gestreckt an. Als kostenpflichtigen Download empfehle ich «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» nur Nintendo-Fans, die unbedingt einen Blick hinter die Kulissen werfen wollen. Falls dich die technischen Feinheiten der Konsole nicht interessieren, ziehst du noch einen Stern von der Bewertung ab und machst einen grossen Bogen um dieses kostenpflichtige Tutorial.
Pro
- spannende Infos zum Herstellungsprozess der Switch 2
- simple, aber gelungene Grafik
Contra
- teils banale Minispiele
- unspektakuläre Tech-Demos
- mühsame Sammelaufgaben



Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.