Meine Oropax-Odyssee: Ist ein Kissen mit Loch die Lösung?
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Meine Oropax-Odyssee: Ist ein Kissen mit Loch die Lösung?

Der Beziehungsstatus zwischen Ohropax und mir ist kompliziert: Ich kann nicht mit, aber auch nicht ohne. Dies ist der Auftakt meiner Serie zur Suche nach dem bequemsten Gehörschutz für die Nacht.

Wäre ich eine Technologie, wäre ich ein Frühwarnsystem. Ob in der Vitrine des Nebenzimmers eine neue Uhr tickt oder drei Strassen weiter die Sanierung von Rohrleitungen beginnt: Ich nehme sofort jedes Geräusch wahr. In der Steinzeit wäre eine hervorragende Wächterin aus mir geworden. Heutzutage bin ich dadurch meist nur genervt oder müde.

Weil mich gefühlt jeder Milbenfurz aufschrecken lässt, trage ich in der Nacht Ohrstöpsel. Nicht herkömmliche aus Schaumstoff – die halten oder dämpfen Geräusche nicht genug – sondern massgefertigte eines Hörakustikers. Das Problem: Die Dinger drücken und jucken abgöttisch. Manchmal entzünden sich deswegen sogar meine Ohren.

Meine massgefertigten Ohrstöpsel schützen zwar, aber drücken und jucken.
Meine massgefertigten Ohrstöpsel schützen zwar, aber drücken und jucken.
Quelle: Darina Schweizer

Da ich nicht auf die Stöpsel verzichten kann, habe ich schon alles probiert: verschiedene Kissen und, um der Entzündung vorzubeugen, Vita-Merfen, Linola, Aloe Vera, Mandel-, Jojoba- und sogar Olivenöl. Erstaunlich, dass ich bei allem, was ich mir ins Ohr träufle, überhaupt noch was höre. Genützt hat alles nur halbwegs. Deshalb starte ich eine Serie, um die optimale Lärmschutz-Lösung – oder eine Alternative – zu finden.

Ein Loch soll's richten

Den Startschuss gibt das Kissen Sanapur Med Swiss+. Weshalb ich darin Potenzial sehe? Es hat in der Mitte ein kleines Loch. Auf den ersten Blick sieht es wie ein Sitzkissen für Hämorrhoiden-Geplagte aus. Ähnlich wie die Analknoten könnte damit auch mein aufliegendes Ohr in der Luft «schweben» und keine Druckstellen durch den Ohrstöpsel mehr bekommen. Klingt gut. Skeptisch bin ich trotzdem. Als Bauchschläferin waren mir bisher alle Kissen entweder zu hoch oder weich. Schlafe ich ohne, drückt die Matratze. Ja, ich bin ein echter Härtefall.

Umso grösser ist die Begeisterung, als ich das Sanapur-Kissen auspacke und erkenne, dass sich die Höhe anpassen lässt. Und zwar dank drei Einlegeplatten aus Schaumstoff. Eine ist dicker und fester, zwei sind dünner und weicher – diese kehren nach dem Draufliegen besonders schnell in die Ursprungsform zurück. In der ersten Nacht lasse ich alle Platten im waschbaren Kissenbezug drin.

Aller guter Dinge sind drei? Je nach Liegevorliebe nicht unbedingt.
Aller guter Dinge sind drei? Je nach Liegevorliebe nicht unbedingt.
Quelle: Darina Schweizer

Kein Hochstapler im Bett

Das ist ein Fehler. Zumindest als Bauchschläferin ist das Kissen mit allen drei Einlegeplatten zu hoch. Mitten in der Nacht zippe ich deshalb den Bezug auf. Die Platte zu entfernen ist – besonders im verschlafenen Zustand – ein ziemliches Gewurschtel. Denn dazu muss ich erst den Bezug durch das kleine Kissenloch ziehen. Etwas später mache ich dasselbe nochmals. Die zweite dünne Platte muss auch weichen. Dafür habe ich nun den Dreh mit dem Bezugswechsel raus.

Auf- und zuzippen geht schnell und unkompliziert...
Auf- und zuzippen geht schnell und unkompliziert...
Quelle: Darina Schweizer
Den Stoff wie bei einer Taschentuchbox durch das Loch ziehen, ist etwas umständlicher.
Den Stoff wie bei einer Taschentuchbox durch das Loch ziehen, ist etwas umständlicher.
Quelle: Darina Schweizer

Endlich! Die Höhe mit nur einer dicken Einlegeplatte ist für mich, die leicht seitlich auf dem Bauch mit einem Kissen unter dem Arm schläft, optimal. Weich, aber trotzdem stützend. Durch die Einbuchtung auf Höhe des Lochs kommt das Kissen meiner Schulter nicht in die Quere. Zumindest, wenn ich das Kissen leicht nach rechts zur erhöhten Schulter drehe. Den Effekt spüre ich sofort: Der Ohrstöpsel im aufliegenden Ohr drückt nicht mehr.

Vielseitig begabt

«Schön und gut, aber wie viele Menschen schlafen so merkwürdig wie ich?», denke ich mir und teste deshalb auch die Seitenlage. Sofort merke ich: Dafür ist eine dicke Einlegeplatte zu tief. Also kommen die zwei dünnen Schaumstoffe wieder rein. Mit allen drei Platten lässt es sich hervorragend seitlich liegen. Sogar noch etwas bequemer als in der Bauchlage, da es das Gesicht weniger eindrückt und die Schulter besser in die Einbuchtung passt. Natürlich ginge auch die Rückenlage – wer auch immer so schlafen kann.

Herrlich! So lässt sich auch mit Gehörschutz schlafen. Wenn du dich nicht zu viel bewegst.
Herrlich! So lässt sich auch mit Gehörschutz schlafen. Wenn du dich nicht zu viel bewegst.
Quelle: Darina Schweizer

Die Sache mit dem Verrutschen

Nur ein kleines Manko hat das Sanapur-Kissen für Personen mit Ohrstöpsel. Bewege oder drehe ich mich in der Nacht, liegt mein Ohr nicht mehr passgenau auf dem Loch. Vermutlich böte ein Kissen mit grösserem Ohrloch mehr Spielraum. Oder eines, das sich auch für Piercings und Kopfhörer eignet. Die Idee, ein Hämorrhoidenkissen umzufunktionieren, verwerfe ich schnell wieder.

Das stöpselbedingte Druckgefühl habe ich nun teilweise beseitigt. Immerhin beim Einschlafen bietet mir das Kissen spürbare Entlastung. Das Problem mit dem Jucken und den Entzündungen bleibt. Ich tagträume bereits von Bluetooth-Stirnbändern. Oder bin ich doch nur allergisch und hypoallergene Lärmschutzstöpsel würden helfen? Folge mir, wenn du nicht verpassen möchtest, was ich diesbezüglich aushecke.

Hast du Tipps für mich? Mit welchem Gehörschutz und auf welcher Unterlage schläfst du am besten? Verrate es in den Kommentaren.

Fazit

Optimal für Seitenschläferinnen, bedingt für Gehörschutz-Träger

Das Sanapur Med Swiss+ ist ein multifunktionales und stabiles Kissen, das sich in verschiedene Höhen verstellen lässt. Besonders geeignet ist es für Seiten- und Rückenschläfer, aber auch Personen, die auf dem Bauch schlafen, finden mit einer kleinen Stütze unter dem Arm eine angenehme Schlafposition. Das Loch im Kissen bietet Ohropax- und Piercingträgern spürbare Entlastung, könnte jedoch etwas grösser sein, um das Ohr auch bei nächtlichen Bewegungen an Ort und Stelle zu halten. Der abnehmbare Bezug erfordert ein wenig Geschick, und lässt sich bei bis zu 60 Grad waschen.

Pro

  • hohe Qualität
  • höhenverstellbar
  • angenehme Festigkeit
  • waschbar
  • gute Entlastung

Contra

  • etwas kleines Loch für Ohropax-Träger
  • Wechsel des Bezugs etwas umständlich

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Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.


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