Lüftervergleich: Ist AMDs-Stock-Kühler wirklich «Gülle?»
Kaufst du einen Ryzen-Prozessor der 3. Generation, gibt’s bei den meisten Modellen einen CPU-Lüfter dazu. Sogenannte Stock-Kühler haben einen schlechten Ruf. Berechtigterweise?
Für die Verwendung des AMD-Wraith-Prism-Kühlers in meinen Reviews werde ich immer wieder kritisiert:
JazzSamSandro88Hier mein Lieblingskommentar:
XxgenoxGülle? Ist er wirklich so schlecht?
Wraith Prism vs. Noctua, Be Quiet, Cooler Master und Corsair
Ich besorge mir drei Single-Tower-Kühler: Den Hyper 212 Black Edition von Cooler Master, den Pure Rock von Be Quiet und den Noctua NH-U12A.
Als Bonus und Referenzwert verwende ich die Corsair-AIO-Wasserkühlung, die ich üblicherweise für Grafikkartentests verwende.
Ich entscheide mich bewusst für Single-Tower- und nicht Top-Down-Kühler – wie der Wraith Prism einer ist –, damit der Stock-Kühler eine richtige Herausforderung hat. Die Tower-Lüfter haben den Vorteil, dass sie je einen 120-Millimeter-Lüfter dran haben im Vergleich zu den 90 Millimetern beim AMD-Lüfter. Der Noctua kommt mit zwei Lüftern. Damit der Vergleich fair ist, montiere ich nur einen. Zu den Vor- und Nachteilen von Top-Blowern gegenüber Tower-Kühlern hat PC Games Hardware bereits einen Test gemacht.
Die Testmethodik
Die Tests führe ich auf unserer Testbench durch. Ich will die reine Kühlleistung für die CPU unabhängig vom Airflow eines Gehäuses messen. Damit alle Kühler die gleichen Voraussetzungen punkto Wärmeleitpaste haben, verwende ich jeweils Kryonaut von Thermal Grizzly.
Hier die Komponenten unserer Testbench:
Als Lüfterprofil wähle ich das Standard-Profil im Bios aus. Ich starte in Heavy Load – einem Stresstest für Computer – den Prozess «Prozessor auslasten». Damit werden alle CPU-Kerne zu 100 Prozent ausgelastet. Den Test lasse ich 20 Minuten laufen und zeichne mit dem Programm Core Temp die durchschnittlichen CPU-Temperaturen aller Kerne und Taktfrequenzen auf.
Sobald sich die Temperatur stabilisiert hat, messe ich mit meinem dB-Messgerät die Lärmemission der Kühler aus zehn Zentimetern Distanz.
Die Ergebnisse
Yes, so schlecht ist der Stock-Kühler definitiv nicht, aber schau selbst:
Schaust du dir die Ergebnisse an, ist der Wraith Prism alles andere als «Gülle». Er liegt mehr oder weniger gleich auf mit den Kühlern von Be Quiet und Cooler Master. Einzig der Noctua vermag den Stock-Kühler klarer zu distanzieren. Weit vorne liegt die Corsair AIO. Der Fairness halber muss ich sagen, dass ich den Noctua-Tower nur mit einem Lüfter getestet habe. Der Unterschied zur AIO – deren Radiator von zwei Lüftern gekühlt wird – wäre mit zwei Lüftern wohl geringer.
Bei den Taktfrequenzen bietet sich ein ähnliches Bild. Je kühler die Temperaturen, desto höher die Taktfrequenz. Der Unterschied beträgt aber lediglich etwas mehr als maximal ein Prozent.
Bei der Lärmemission sieht’s etwas anders aus: Mit 55 dB ist der Stock-Kühler klar lauter als die Konkurrenz und deutlich hörbar. Von den Luftkühlern schneidet erneut der Noctua am besten ab: Zehn dB weniger sind von diesen Lüftern zu hören. Danach folgen der Cooler Master mit 47 dB und der Be Quiet mit 48 dB. Am leisesten ist die AIO: Die zwei Lüfter schlagen mit 42 dB zu Buche.
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul
Bei der Kühlleistung schneidet der Wraith Prism ähnlich gut ab wie Lüfter, die zwischen 40 und 50 Franken kosten. Der Noctua kühlt zwar besser, kostet aber mit mehr als 100 Franken deutlich mehr. Dasselbe gilt für die AIO.
Klar kann es für Endnutzer Vorteile haben, den Stock-Kühler auszutauschen. Der Stock-Kühler ist unter Last sehr laut. Hinzu kommt, dass ich nur die Kühlleistung der CPU gemessen habe und das auf einer Testbench. In einem Gehäuse könnte das ganz anders aussehen. Dennoch: Den Kühler gibt’s gratis mit dem Ryzen 3900X und er liefert ordentliche Kühlwerte. Da gibt’s nichts zu meckern.
Willst du einen Vergleichstest der fünf Kühler in einem Gehäuse mit weiteren Temperaturmessungen von RAM und Co.? Dann schreib’s in die Kommentarspalte.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.