LG OLED48CX im Test: Der beste Gaming-Monitor, für den es noch keine Grafikkarte gibt
Produkttest

LG OLED48CX im Test: Der beste Gaming-Monitor, für den es noch keine Grafikkarte gibt

Der LG OLED48CX ist nicht nur als Fernseher eine Wucht, er ist auch der perfekte Begleiter für PC-Spieler. Und ja, er passt sogar aufs Pult. Nur die Grafikkarte dafür muss erst noch auf den Markt kommen. Und Windows bremst das Vergnügen ebenfalls.

Sind 48 Zoll zu gross für einen Büromonitor? Meine Frau weiss schon vor dem Test die Antwort auf diese Frage. «Ja, viel zu gross». Wir sitzen mit dem Rücken zueinander und momentan wird sie von meinem 43-Zoll-LCD bestrahlt. Verständlich, dass fünf Zoll mehr bei ihr keine Begeisterung hervorrufen. Für mich hingegen klingt der LG OLED48CX nach dem feuchten Traum eines Gaming-Monitors: UHD-Auflösung, 120 Hz, G-Sync, HDR, Response Time >1 ms. Auf dem Papier deckt der Fernseher so ziemlich jeden Gamer-Wunsch ab – auch von PC-Spielern. Der Test zeigt, dass es nicht beim Lippenbekenntnis bleibt. Ganz frei von Makeln ist das Spielerlebnis leider nicht.

LG OLED48CX (48", OLED, 4K, 2020)
Energielabel G

LG OLED48CX

48", OLED, 4K, 2020

LG OLED48CX (48", OLED, 4K, 2020)
TV
Energielabel G

LG OLED48CX

48", OLED, 4K, 2020

Ich konzentriere mich bei meinem Test auf die Verwendung als Gaming-Monitor. Falls du das Gerät als Fernseher benutzen möchtest, empfehle ich dir das Review der 65-Zoll-Version von Kollege Luca zu lesen.

  • Produkttest

    LG OLED GX Review: Über alle Zweifel erhaben

    von Luca Fontana

Design und Spezifikationen

  • 48 Zoll UHD
  • HDR10, Dolby Vision
  • G-Sync, Freesync Premium
  • 4x HDMI 2.1-Anschlüsse (eARC, VRR und ALLM via HDMI 2.1)
  • 1x Ausgang für Toslink
  • 3x USB-2.0-Ports
  • 1x LAN-Port
  • Unterstützt AirPlay 2, Google Assistant

Der OLED48CX ist wie die meisten Fernseher oder Monitore von vorne recht unscheinbar. Schmale schwarze Ränder und am unteren Rand steht ein paar Millimeter der Ein-Aus-Knopf hervor. Das Gerät misst an der dicksten Stelle gerade mal 4,7 cm. Mit Standfuss sind es allerdings stolze 25,1 cm. Damit steht der TV auf einem Schreibtisch deutlich vor. Hinzu kommt, dass der Standfuss keinerlei Verstellmöglichkeit bietet wie man es von PC-Monitoren gewohnt ist.

Ich bin vom 43 Zoll grossen Asus ROG Strix XG438Q bereits sensibilisiert, was riesige Bildschirme anbelangt. Bei Neulingen von solchen Dimensionen kann es anfangs durchaus zu einem steifen Nacken führen. Ich rate dir ohnehin zu einer Wandhalterung. Ich hab mich für das Modell von Digitus entschieden. Das ist schnell montiert und damit rückt der OLED in eine relativ angenehme Entfernung, sodass du dir nicht mehr den Kopf verrenken musst.

Mit Standfuss steht der Fernseher deutlich von der Wand ab.
Mit Standfuss steht der Fernseher deutlich von der Wand ab.
Eine Wandhalterung sorgt für Abstand und mehr Platz auf dem Pult.
Eine Wandhalterung sorgt für Abstand und mehr Platz auf dem Pult.

Weil ich bei meinem Test des 43 Zoll Asus diesen anfangs schon zu gross fand, war ich überzeugt, dass 48 Zoll definitiv den Rahmen eines Büromonitors sprengen würden. Aber ich habe mich geirrt. Der OLED48CX ist zwar unbestritten riesig, aber auf meinem 80 cm tiefen Pult fühlt sich die Grösse genau richtig an. Dekadent, ja, aber eben einfach nur geil.

Inputlag-Test

Obwohl OLEDs wie erwähnt als Monitore selten anzutreffen sind, eignen sie sich hervorragend dafür. Denn die organischen Dioden liefern enorm schnelle Reaktionsgeschwindigkeiten, was entscheidend ist bei hektischen Shooter, wo präzise und reaktive Steuerung essentiell ist.

In «Valorant» habe ich das niedrigste Input Lag gemessen.
In «Valorant» habe ich das niedrigste Input Lag gemessen.

Um das Inputlag zu messen, habe ich den Fernseher mit einer 240-FPS-Smartphonekamera gefilmt und anschliessend die Frames zwischen dem Mausklick und der Reaktion auf den Bildschirm gezählt. Den Bildmodus lasse ich für das gesamte Review auf «Game». Ausserdem aktiviere ich «Instant Game Response» für die minimale Bildverzögerung. AMD Freesync lasse ich inaktiv, da der Fernseher auch G-Sync unterstützt und ich eine Nvidia-Karte benutze. Die Auflösung stelle ich auf 3840 x 2160 Pixel.

Die gemessenen Zahlen sind nicht 100 Prozent zuverlässig, da Spiele unterschiedlich reaktive Steuerungen haben. Einen ungefähren Eindruck gibt der Test aber allemal. In «Valorant» habe ich die geringste Verzögerung von 3 bis 4 ms gemessen. In «Call of Duty Modern Warfare» waren es 11 bis 12 ms und in «Counter-Strike: GO» 7 bis 10 ms. Dabei hat es keinen entscheidenden Unterschied gemacht, ob der Fernseher bei 60 Hz, bei 120 Hz oder mit HDR lief. Diese Werte sind hervorragend. Nur sehr sensible Spieler oder Pro Gamer spüren diese Verzögerung. Ich selbst konnte bei meinen üblichen Multiplayer-Partien keinerlei Beeinträchtigung feststellen.

Ein Genuss zum Spielen – besonders mit HDR

«Warframe» sieht in HDR besonders beeindruckend aus.
«Warframe» sieht in HDR besonders beeindruckend aus.

Jetzt wo ich weiss, dass der Fernseher definitiv das Zeug zum echten Gaming-Monitor hat, wird es Zeit, darauf zu zocken. Die Bildeinstellungen belasse ich wie sie sind. Lediglich AI Helligkeit und den Energiesparmodus deaktiviere ich, weil die zu oft ein zu dunkles Bild produzieren.

Ich starte nacheinander alles, was auf dem OLED ein besonderes optisches Feuerwerk verspricht. Kein Titel enttäuscht. Selbst ohne aktiviertes HDR erstrahlen Spiele wie «Borderlands 3», «Doom Eternal» oder «Warframe» in einer völlig neuen Pracht. Schwarze Bereiche sind Pechschwarz, Farben sind kräftig und das ganze Bild versprüht einen nie dagewesenen Glanz. Gerade im Direktvergleich mit meinem bisherigen ASUS ROG Strix XG438Q, der ähnliche Specs besitzt, allerdings ein LCD verbaut hat, ist das Bild deutlich dynamischer.

«Ghost Recon Breakpoint» wirkt deutlich lebendiger mit HDR.
«Ghost Recon Breakpoint» wirkt deutlich lebendiger mit HDR.

Der richtige Spass beginnt, wenn du HDR aktivierst. «Anthem» wird damit zwar nicht spielerisch besser, dafür wirkt die Welt lebendiger. Auch «Modern Warfare» sieht damit einiges knackiger aus. Besonders beeindruckt hat mich «Warframe». Daran kann ich mich gar nicht sattsehen. Die Farben leuchten richtig intensiv ohne jedoch übersättigt zu wirken. Und in «Ghost Recon Breakpoint» wirkt der Jungle erstmals wie ein richtiger Jungle mit saftigem Grün und undurchschaubarem Schwarz, wo in jedem Moment ein wildes Tier rausspringen könnte – was nicht passiert weil «Breakpoint» ein geradliniger Militärshooter ist.

Mein aktuelles Highlight ist es jedoch mich mit dem Controller zurückzulehnen und eine Runde mit dem «Microsoft Flight Simulator» zu drehen. Das sieht auf dem OLED mit 3840 x 2160 Pixel einfach zum dahinschmelzen aus.

Zu HDR sei gesagt, dass du die Funktion mit dem CX48 endlich dauerhaft in Windows aktiviert lassen kannst. Bei HDR-Monitoren hatte ich bisher immer das Problem, dass ich es ständig ein- und ausschalten musste. Lass ich es nämlich eingeschaltet, sehen alle Nicht-HDR-Inhalte blass aus – also praktisch alles. Der CX48 wechselt hingegen automatisch in den Bildmodus «Game HDR», sobald du in Windows den HDR-Hebel umlegst. Damit sehen auch SDR-Inhalte normal aus. Du glaubst gar nicht, wie glücklich mich das macht.

Zu gross fürs Büro?

Ein grosses Pult ist definitiv empfehlenswert.
Ein grosses Pult ist definitiv empfehlenswert.

Was die Distanz und Grösse anbelangt, können besonders hektische Shooter durchaus anstrengend für die Augen sein. Der Retro-Pixel-Titel «Project Warlock» beispielsweise ist eine Hommage an «Hexen» und «Doom». Mehr als 20 Minuten Korridor-Geballere schaffe ich nicht am Stück. Dann brauchen mein Kopf und meine Augen eine Pause. Abgesehen davon spielt und arbeitet es sich hervorragend mit LGs OLED auch bei einem Augenabstand von rund 80 Zentimetern.

Mit Controller kannst du dich zurücklehnen.
Mit Controller kannst du dich zurücklehnen.

Das spiegelnde Display hat mich zu keinem Moment gestört und das obwohl ich direkt am Fenster sitze. Auch an der Bildschärfe habe ich nichts zu bemängeln. Etwas, das bei Windows in Verbindung mit UHD und grossen Displays immer mal wieder für Kopfzerbrechen sorgt.

Soundqualität

Der Sound der 40-Watt-Lautsprecher geht in Ordnung. Sie klingen etwas flach und leicht blechern, aber mehr kannst du bei solch dünnen Gehäusen auch nicht erwarten. Ob mit AI-Verbesserung oder ohne macht keinen grossen Unterschied. Meine Creative-Katana-Soundbar liefert den deutlich besseren Sound, aber die besitzt auch einen Subwoofer. Ich spiele meist mit Kopfhörern, daher reichen die Lautsprecher allemal. Falls du aber ausschliesslich über den Fernseher Sound hörst, empfehle ich dir definitiv Geld für anständige Lautsprecher oder eine Soundbar in die Hand zu nehmen.

Alles grossartig? Nicht ganz…

Manchmal meint es LG besonders gut mit der automatischen Helligkeit.
Manchmal meint es LG besonders gut mit der automatischen Helligkeit.

Perfekt ist der CX48 nicht. Zum einen wäre da die automatische Helligkeitsregelung, die OLEDs vor Burn-ins schützen soll. Dadurch dunkelt der Fernseher gewisse Bilder automatisch ab. Etwas, das dir beim Fernsehschauen kaum auffällt, aber beim Arbeiten in mehrheitlich weissen Browserfenstern sofort ins Auge sticht. Besonders wenn du zwei Fenster nebeneinander hast und das eine dunkler ist als das andere. Teilweise hilft es in solchen Momenten ein anderes Fenster oder einen Tab zu öffnen, um das Bild aufzuhellen.

Einmal mit Pixel Shift...
Einmal mit Pixel Shift...
...und einmal ohne.
...und einmal ohne.

Keine wirkliche Lösung gibt es für das abgeschnittene Bild. Pixel Shift ist eine weitere Funktion, die vor Burn-in schützen soll. Dadurch verschiebt sich das Bild von Zeit zu Zeit ganz leicht. Das führt bei Windows dazu, dass das Bild an den Rändern ein paar Pixel abgeschnitten ist. Lösen kannst du das Problem nur in dem du Pixel Shift deaktivierst, was ich nicht empfehle. Alternativ könntest du eine Custom-Auflösung einstellen, die ein paar Pixel weniger breit und hoch ist.

Dann wäre da noch das Problem mit HDR in Verbindung mit 120 Hz. Das setzt den HDMI-Standard 2.1 voraus. Leider gibt es noch keine Grafikkarte, die das beherrscht. Die kommen voraussichtlich mit der Nvidia-Ampere-Serie im September. Das bedeutet, dass du in UHD-Auflösung entweder mit 120 Hz ohne HDR zocken kannst oder mit maximal 60 Hz mit aktiviertem. Über Displayport wäre das kein Problem, aber Fernseher besitzen in der Regel nur HDMI-Ports, so auch der OLED von LG.

Ein Adapter solls richten

Für 65 Franken gibt es einen Adapter für Displayport.
Für 65 Franken gibt es einen Adapter für Displayport.

Ein Workaround ist ein HDMI zu DP Adapter. Ich habe exakt ein einziges Modell gefunden.

Damit funktioniert HDR tatsächlich mit UHD und 120 Hz. Dafür entstehen neue Probleme. Zum einen fängt es damit an, dass du regelmässig das Kabel aus- und wieder einstecken musst, sobald du etwas an den Bildeinstellungen änderst. Auch beim Starten und Beenden einiger Spiele kann es vorkommen, dass der TV das Signal verliert. Auch hatte ich Anfangs mit dem Adapter wieder das alte HDR-Windows-Phänomen, dass alle nicht-HDR-Inhalte bei aktiviertem HDR blass aussehen.

Einige Probleme vermeidest du, indem du zu einem hochwertigen HDMI-Kabel greifst. Mit meinem bisherigen Kabeln hatte ich Bildartefakte, deutlich mehr Ausfälle und nicht alle Bildeinstellungen waren möglich. Aber selbst das neue 8K-HDMI-2.1-Kabel muss ich immer mal wieder aus- und wieder einstecken.

Mit diesen Fenster wirst du dich oft rumschlagen, wenn du den Adapter zum Laufen bringen willst.
Mit diesen Fenster wirst du dich oft rumschlagen, wenn du den Adapter zum Laufen bringen willst.

Nach diversen Neustarts von PC und TV, haufenweise Ein- und Ausstecken und Längerem Herumexperimentieren im Nvidia Control Panel habe ich es am Ende geschafft, dass HDR in Windows wieder normal aussieht.

Am Input Lag hat sich durch den Adapter kaum etwas verändert. Bei «Call of Duty Modern Warfare» sank das Lag sogar um 1 ms, dafür stieg es in «Valorant» auf 7 ms. In beiden Fällen ist das Lag so gering, dass beim Spielen nichts davon zu spüren ist.

Leider bringt der Adapter noch ein weiteres Problem mit sich. G-Sync und Freesync funktionieren damit nicht mehr. Laut Hersteller Club3D müssen die Grafikkartenhersteller dafür die Treiber nachliefern.

Fazit: Ein Traum trotz Schönheitsfehler

Das knallbunte «Borderlands 3» sieht mit LGs OLED besonders spektakulär aus.
Das knallbunte «Borderlands 3» sieht mit LGs OLED besonders spektakulär aus.

Ausser dir sind 120 Hz zu wenig, gibt es keinen besseren Fernseher, respektive Monitor zum Zocken. Da kann Kollege Kevin mit seinem 49 Zoll Samsung, dessen Bildformat mir schon beim Zuschauen Kompatibilitätsalbträume macht, lange das Gegenteil behaupten. Kein Monitor liefert so kräftige Farben, so schwarzes Schwarz und ein so dynamisches Bild wie LGs 48-Zoll-OLED. Besonders Spiele mit HDR sahen nie schöner aus. Das einzig Manko ist abgesehen vom stolzen Preis und der manchmal aggressiven automatischen Helligkeit, dass du UHD in Verbindung mit 120 Hz und HDR aktuell nur mit einem störungsanfälligem Workaround erhältsts. Sobald allerdings die ersten Grafikkarten mit HDMI 2.1 erscheinen, zündet der LG OLEDCX48 den Turbo, mit dem er kaum mehr einzuholen sein wird.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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