LEGO Blumenstrauß
10280, LEGO Botanical, LEGO Icons
Der erste Blumenstrauss von Lego soll laut der Spielzeugmarke nicht nur Deko, sondern auch ein Eisbrecher für erste Dates sein. Damit trifft er bei mir gleich zweimal ins Schwarze. Ich bin Accessoire-Liebhaberin und Single.
Eigentlich dachte ich, dass meine Lego-Zeit mit meinen einunddreissig Jahren vorbei ist. Mindestens zwei Jahrzehnte lang habe ich die Klötzchen nicht mehr angerührt. Bis ich den pastellfarbenen Blumenstrauss aus der «Botanical Collection» gesehen habe. Sein Design spricht mich an. Seine Eigenschaften auch: Er ist langlebig und eignet sich laut Legos Werbevideo dazu, beim ersten Date das Eis zu brechen.
Das Set enthält 756 Elemente, die ich zu Rosen, Mohn, Löwenmäulchen, Astern und Gänseblümchen sowie verschiedene Gräser zusammenstecken werde. Ausserdem befinden sich eine Anleitung und ein Lego-Trenner in der Verpackung.
Viele Elemente bestehen aus Biokunststoff, der aus nachhaltig angebautem Zuckerrohr gewonnen wird. Nachdem sich die dänische Spielzeugmarke letztes Jahr mit Lego Art der Kunst gewidmet hat, kommt mit dieser Blumenpracht jetzt die Pflanzenwelt dran. Neben dem Strauss ist auch ein Bonsai-Baum und bald auch die Pflanze «Bird of Paradise» Teil der Kollektion.
Für Lego-Aficionados und Klötzchen-Kenner*innen sind neue Elemente dabei. Für mich aber ist alles neu. Beim Auspacken überkommt mich deshalb ein mulmiges Gefühl. Muss ich eigentlich strategisch an die Sache herangehen? Oder genügt es, dass die Päckchen nach Nummern sortiert sind? Um sicherzugehen, hole ich mir Schälchen zum Sortieren. Dann zücke ich die Bedienungsanleitung und fange mit der Rose an.
Obwohl es keine Zeitvorgabe gibt und das Ganze der Entspannung dienen soll, möchte ich «effizienter» werden und entscheide mich dazu, parallel die beiden anderen Rosen zusammenzustecken. Ständig frage ich mich, ob ich alles richtig mache. «Klick» klingt gut, aber klickt's bei den richtigen Teilen? Den Peak erreichen meine Zweifel, als Teile übrig bleiben. Auch nach dem dritten prüfenden Blick entdecke ich keine Fehler. Wo zur Hölle gehören die hin?
Das Gefühl beim Lego-Spielen habe ich anders in Erinnerung. Leichter und unbeschwerter. So wie die Plastikteile eben. In all den Jahren habe ich wohl verlernt, einfach mal zu machen. Also lege ich die übrigen Teile einfach beiseite und mache mit den anderen Blumen weiter. Dieses Mal ohne Druck.
Beim Gänseblümchen oder Goldmohn gehe ich gelassener ran. Ich höre Musik. Später telefoniere ich sogar. Dabei bewegen sich meine Hände wie von allein und ich blühe auf. Endlich. Ehe ich mich versehe, bin ich dann auch schon bei der letzten Blume und den Stielen angekommen, die von allen Bestandteilen am wenigsten Feinarbeit benötigen. Schade eigentlich. Am kurzen Prozess bin ich jedoch selber schuld. Hätte ich nicht aufs Parallel-Aufbauen gesetzt, wäre ich vielleicht länger als einen Nachmittag dran gesessen.
Dieses kurze Vergnügen kann an anderer Stelle wie bei den Blind-Dates hingegen von Vorteil sein. Nachdem ich das Set aufgebaut habe, glaube ich, dass sich das Lego-Bauen als gemeinsame Aktivität eignen kann. Die Blumen bieten Gesprächsstoff und geben nervösen Händen etwas zu tun. Ich für meinen Teil brauche statt der Blumen fürs Date jedoch eher das Date für die Blumen. So hätte ich meine kleine Krise zu Beginn vielleicht verhindern werden können. Das nächste Set, ob Bonsai-Baum oder Pflanze, stecke ich lieber mal ab dem dritten Treffen mit jemand anders zusammen. So schrecke ich niemanden mit meinen absurden Fragen ab.
Egal in welcher Form – von einer Blumenpracht bekomme ich nie genug. Daher interessiert mich am Ende vor allem, wie das Ergebnis wirkt. Ich arrangiere die künstlichen Blumen in einer Glasvase und habe dabei von Anfang an Spass. Wie bei echten Blumen passe ich die Position der Blütenblätter und Blumenstiel-Länge der Vase an.
Bei den Blumen sind auch einige Teile beweglich. Deshalb können die Rosen beispielsweise geschlossen oder offen sein. Solche Unregelmässigkeiten und die Art, wie manche Blumen den Kopf hängen lassen, wirken von Weitem authentisch. Doch von Nahem kann auch das nicht über die Künstlichkeit hinwegtäuschen. Das liegt vor allem am harten Material und an den Formen, die bis auf Ausnahmen kantig sind. Viele Klötze gleichen denen aus herkömmlichen Sets und schwächen den natürlichen Effekt. Organische Teile wie die Blütenblätter wirken dagegen schon echter.
Das Material hat aber auch Vorteile: Die Plastikblumen brauchen anders als frische Blumen kein Wasser und verblühen nicht. Sie erinnern mich deshalb an Trockenblumen, die ich seit Jahren als Alternative nutze. Beide haben auch gemeinsam, dass sie mit der Zeit abgestaubt werden müssen. Dafür bleibt mit ihnen jede Vase sauber.
Trotz meiner persönlichen Startschwierigkeiten macht das Blumen-Bauen Spass. Es ist so leicht, dass du dabei gedanklich abheben kannst. Für mich ist das Ergebnis in erster Linie ein Ersatz für frische Blumen und meine bereits eingestaubten Trockenblumen. Mir gefällt, dass ich durch diverse Vasen und Arrangements immer wieder neue Sträusse kreieren kann. Ob im Regal oder auf dem Esstisch – die Blumenpracht ist ein farbiger Akzent und auch ein tolles Geschenk. Optisch können die Blumen nur von Weitem vormachen, natürlich zu sein. Und das ist auch gut so. Diese Blumenpracht präsentierst du stolzer als den gekauften Strauss von der Tanke, weil du sie selber zusammengebaut hast und Blumen besitzt, die nie verblühen.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.