Produkttest
Der Autosauger aus der Social-Media-Werbung versagt im Test
von Lorenz Keller
Mein erster Autosauger-Test war ein Reinfall. Macht es der mit 100 Franken mehr als doppelt so teure Kica Jet Fan 2 besser? Immerhin hat er einen Drohnenmotor eingebaut.
Nach wie vor bin ich auf der Suche nach einem kleinen Sauger, um Krümel und Staub im Auto wegsaugen zu können. Ein Gerät, das so kompakt ist, dass ich es idealerweise direkt in der Türablage aufbewahren kann.
Beim ersten Test war schnell die Luft draussen: Der selber gekaufte Hermes Akku-Staubsauger enttäuschte in allen Punkten: schlechte Verarbeitung, kurze Akkulaufzeit, instabile Konstruktion, enttäuschende Saugkraft. Ich habe ihn bei uns im Shop zurückgeschickt – und das Geld retour gekriegt.
Auf der Techmesse IFA in Berlin hat mir ein Importeur dann den chinesischen Hersteller Kica empfohlen. Dieser baut nicht nur Massagepistolen, sondern auch den Jet Fan. Das Gerät ist eine Luftpumpe, die mit dem mitgelieferten Zubehör auch zum Mini-Sauger wird – genau das, was ich also gesucht habe.
Was mir sofort auffällt: Die Material- und Verarbeitungsqualität ist erstklassig. Akku und Motor stecken in einem Aluminiumgehäuse, nur die Knöpfe sowie die Aufsätze sind aus Kunststoff. Das wirkt hochwertig, fast schon edel.
Aber der Kica Jet Fan 2 ist auch ein echtes Schwergewicht: Ohne Aufsätze bringt er knapp über 300 Gramm auf die Waage. Das liegt nicht nur am Metall, sondern auch am 1100 mAh grossen Akku, der über USB-C geladen wird.
Der Motor wurde übrigens ursprünglich für Drohnen konstruiert. Maximal schafft er knapp über 100 000 Umdrehungen pro Minute, was einen Luftstrom von 4 bis 20 Metern pro Minute erzeugen soll.
Krümel und Schmutz liegen schon wieder genug im Auto – ideal für den Saugertest. Dafür schraube ich den dafür gedachten Aufsatz auf. Er hat einen waschbaren Filter integriert, damit der Dreck nicht in den Motor gelangt.
Den drehe ich aber gleich auf: Auf der tiefsten Stufe ist er zu schwach, um effektiv Krümel aufzunehmen. Deutlich stärker ist die Saugkraft in der mittleren oder höchsten Stufe. Ich bin begeistert: Schon im ersten Durchgang wird Dreck jeden Kalibers aufgesaugt.
Auch die in Rillen oder Zwischenräumen feststeckenden Stücke lösen sich sofort. Ich brauche die Druckluft-Funktion hier gar nicht. Ich könnte aus dem Sauger einen Bläser machen, wenn ich einen anderen Aufsatz auf die Rückseite schraube. Mit der erzeugten Druckluft kann ich dann bestimmte Bereiche auspusten. Nötig ist das im Auto nicht, da die Saugkraft mehr als ausreichend ist.
Klar, der Kica Jet Fan 2 ist nicht für grosse Flächen gedacht. Den gesamten Fussraum würde ich damit nicht saugen, da das zu lange dauert. Ausreichend stark ist er jedoch, um auch Partikel aus grobem Teppich problemlos zu lösen. Was ebenfalls auffällt: Der Schmutzbehälter ist ziemlich klein und musste bei mir im Test schon nach ein paar Minuten geleert werden. Oder ich habe einfach zu viel Dreck im Auto …
Der Sauger ist so klein, dass er gut im Auto in einem Ablagefach Platz findet und zur Hand ist, wenn ein paar Krümel aufgesaugt werden müssen.
Der Kica ist nicht nur ein Staubsauger, sondern auch ein Gebläse und eine Luftpumpe. Dafür sind drei von vier Aufsätzen gedacht. Nach den ersten Erfahrungen mit den günstigen Geräten bin ich bei allzu grossen Hersteller-Versprechungen jedoch skeptisch.
Ein SUP besitze ich nicht, aber verschiedene Luftmatratzen. Die beiden Aufsätze, die jeweils wie ein Kegel grösser werden, passen sich gut an unterschiedliche Ventile an. Ich starte zuerst auf der tiefen Stufe, drehe dann aber bald die Power hoch. Und tatsächlich, das funktioniert wunderbar. Ohne grossen Aufwand kann ich die Schwimmhilfen aufblasen.
Jetzt im Winter brauche ich die aber nicht, also lasse ich gleich nach dem Test die Luft wieder raus, um sie im Schrank zu verstauen. Auch hier kann der Kica erstaunlicherweise helfen. Mit dem Eigengewicht die Luft aus der Kunststoffhülle zu pressen, ist vor allem gegen Ende sehr mühsam, wenn ich die Luftmatratze sieben Mal falten muss, um noch genügend Druck zu erzeugen.
Als Alternative nutze ich die Absaugfunktion des Kica. Ich schraube dazu den Aufsatz auf die andere Seite und kann so die Luft heraussaugen. Das funktioniert so gut, dass die Luftmatratze fast schon vakuumiert wird und beim Verstauen wirklich nur ein Minimum an Platz benötigt. Allerdings funktioniert das nicht immer, da einige Ventile dieses Absaugen verhindern.
Einen Schwachpunkt finde ich beim Kica Jet Fan 2 dann doch noch: die Bedienung über den Powerknopf und den Schieberegler für die Intensität. Beides reagiert einfach viel zu träge. Ich kann den Sauger zum Beispiel kaum nur mit einer Hand ein- und ausschalten, weil ich den kleinen, im Gehäuse liegenden Knopf fast nicht ertasten kann. Der Schieberegler ist zudem schwergängig, sodass ich die Stärke nicht präzise regulieren kann. Im Alltag habe ich meistens das Minimum oder das Maximum an Saug- oder Blaskraft genutzt.
Der Hersteller verspricht eine Akkulaufzeit von 3,5 Stunden auf der tiefsten Stufe. Ich habe das nachgemessen: Erst nach knapp vier Stunden gibt der Akku den Geist auf. Kica hat also nicht zu viel versprochen.
Ich kann den Jet Fan übrigens auch an der Steckdose oder an einer Powerbank betreiben, allerdings nur auf der tiefsten Stufe. Brauche ich mehr Umdrehungen, benötigt das Gerät mehr Energie, als zugeführt wird. Das liegt auch daran, dass nur mit fünf bis sechs Watt geladen wird.
Nutze ich die volle Power, reduziert das die Akkulaufzeit drastisch. Nach knapp 13 Minuten ist Schluss. Das ist dann doch überraschend wenig.
Überall, wo Luft zugeführt oder abgesaugt werden muss, kannst du den Kica Jet Fan 2 einsetzen: Staubsaugen, Schnee vom Auto blasen, Luft absaugen, Schwimmhilfen aufblasen, Glut entfachen, Tastatur ausblasen – alles ist möglich.
Überzeugend sind die erstklassige und robuste Verarbeitung und das stabile Schraubgewinde, um die Aufsätze festzuschrauben. Verbesserungspotential gibt es bei der Akkulaufzeit auf der höchsten Stufe und der Bedienung über die Knöpfe. Insgesamt ist der Kica Jet Fan 2 dank seiner Vielseitigkeit aber jeden Franken wert.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.