Jet JT-300: günstige und brauchbare E-Gitarre im Telecaster-Stil
Produkttest

Jet JT-300: günstige und brauchbare E-Gitarre im Telecaster-Stil

David Lee
18.7.2024

Im Test leistet sich die Jet JT-300 keine groben Schnitzer. Was angesichts des Preises keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Jet JT-300 ist eine Gitarre im Telecaster-Stil. Als Leo Fender 1950 die Telecaster entwarf, wollte er eine kostengünstige, einfach zu bauende Gitarre. Was er auch geschafft hat. Die Tele ist eine simple und daher wenig fehleranfällige Konstruktion.

Mit anderen Worten: Die Telecaster-Bauweise eignet sich gut als Vorlage für Billig-Gitarren wie die Jet JT-300. Man kann dabei nicht allzu viel falsch machen. Darum war ich bereits vor dem Test optimistisch, dass diese Gitarre brauchbar ist.

Teilweise siehst du auch die Bezeichnung T-Style 300 anstelle von JT-300. In beiden Fällen spielt das «T» auf Telecaster an. Jet darf seine Gitarren aber nicht so nennen, weil das ein geschützter Markenname der Firma Fender ist.

Falls du mit gewissen Begriffen aus der Welt der E-Gitarren nicht vertraut bist, empfehle ich dir zum Einstieg diesen Beitrag:

  • Ratgeber

    Die Teile einer E-Gitarre im Überblick

    von David Lee

Look: schön, aber nicht wie auf den Bildern

Vieles an der Jet JT-300 erinnert mich an die bereits getestete Jet JS-300. Kein Wunder: Es ist nicht nur die gleiche Marke, sondern auch die gleiche Serie. Die 300er ist die günstigste Linie von Jet Guitars.

Eine dieser Gemeinsamkeiten: Die Gitarre sieht beim Auspacken anders aus als auf den Produktbildern. Auf den Bildern gleicht die Farbe des Korpus der klassischen Butterfarbe der Fender Telecaster, also eine gelb-beige-Mischung. In der Realität ist der Korpus aber kein bisschen beige, sondern hat ein kräftiges Dunkelgelb.

Der Hals ist zumindest bei meinem Exemplar deutlich dunkler als auf den Produktbildern. Er ist auch dunkler als bei der zuvor getesteten JS-300, obwohl der Hersteller beides als «roasted Maple» bezeichnet. Vielleicht ist jedes Exemplar etwas anders. Mir jedenfalls gefällt die gelb-braune Farbkombination. Ansonsten gibt es sie auch in Pink (mit Palisandergriffbrett) und Sunburst.

Verarbeitung: alles in Ordnung

Mein Exemplar ist sauber verarbeitet. Nichts wackelt oder lottert. Die Gitarre ist stimmstabil. Das liegt sicher auch an der Tele-artigen Bauweise. Die Saiten verlaufen in einem günstigen Winkel und ein Tremolo, das Probleme machen könnte, gibt es nicht.

Die Saiten sind unten an der Metallplatte der Bridge befestigt. Meine Fender Telecaster hat dagegen Löcher im Korpus, durch die ich die Saiten ziehen muss. Was besser ist, ist wie so oft eine Glaubensfrage. Ich höre und sehe keinerlei Nachteile, wenn die Saiten direkt am Steg befestigt sind.

Saiten an der Stegplatte: geht auch.
Saiten an der Stegplatte: geht auch.
Quelle: David Lee

Anfangs kratzige Bünde, sonst guter Hals

Wie schon bei der JS-300 kratzen auch bei der JT-300 die Bünde. Das merke ich, wenn ich die Saite über das Metall schleife, um den Ton nach oben zu ziehen. Offenbar sind die Bundstäbchen nicht ganz sauber poliert. Das Problem verschwindet durch Abnutzung nach einigen Stunden des Spielens, ist aber zu Beginn irritierend.

Ansonsten ist der Hals sehr gut, gemessen am Preis der Gitarre. Auch das ist gleich wie bei der JS-300. Die Bundstäbe stehen nicht hervor, der Hals ist gut bespielbar. Die Saiten lassen sich recht tief legen, ohne dass sie zu schnarren beginnen. Im Gegensatz zur JS-300 sehen bei der JT-300 auch die Punkte auf dem Griffbrett gut aus. Mein Exemplar war schon beim Auspacken gut eingestellt.

Die Griffbrettpunkte der JT-300 sehen in Ordnung aus.
Die Griffbrettpunkte der JT-300 sehen in Ordnung aus.
Quelle: David Lee
Bei der JS-300 lief in meinem Fall die Farbe ins Holz.
Bei der JS-300 lief in meinem Fall die Farbe ins Holz.
Quelle: David Lee

Klang: wie eine Telecaster

Der Tonregler der JT-300 funktioniert, wie er sollte. Der Grund, warum ich das extra erwähne: Bei der JS-300 ist das nicht der Fall. Dort ändern sich die Höhen nur auf den ersten zwei Stufen von zehn, danach passiert kaum noch etwas.

Die JT-300 klingt auch, wie sie sollte, nämlich wie eine Tele. Im Vergleich zu meiner Fender American Professional Telecaster klingt sie etwas härter. Und erstaunlicherweise weniger laut, obwohl die Tonabnehmer Keramik-Magnete haben. Normalerweise sind diese Tonabnehmer eher etwas lauter als Alnico-Tonabnehmer, wie sie meine Fender Telecaster hat.

Ich höre die Unterschiede aber nur, wenn ich die Gitarre alleine und unverzerrt spiele. Verzerrt und zusammen mit anderen Instrumenten nehme ich kaum wahr, dass ich in der zweiten Hälfte dieser Aufnahme eine andere Gitarre spiele als in der ersten. Aber urteile selbst.

Die Aufnahmen habe ich dieses Mal nicht mit meinem kleinen Übungsverstärker und einem Field Recorder gemacht, sondern direkt den Output des Line 6 Pod Express aufgezeichnet. Dies mit den Werks-Voreinstellungen «Clean» und «Crunch». Zum Pod Express folgt noch ein separater Test.

Etwas ist aber deutlich schlechter als an meiner Original-Telecaster: Die Jet JT-300 brummt stark. Einziger Trost: In der Mittelstellung, bei der beide Tonabnehmer aktiv sind, brummt es deutlich weniger. Hier ein Direktvergleich. Beachte: Dies ist ein Extrembeispiel, um den Unterschied zu verdeutlichen. Die Gitarre brummt normalerweise nicht so stark.

Fazit

Problemloses Instrument – eine Tele halt

Anfangs irritieren die kratzigen Bünde beim Saitenziehen. Die Unebenheiten polieren sich jedoch durch das Spielen mit der Zeit selbst und ab dann ist die Jet JT-300 wirklich gut bespielbar. Der Hals und generell die Verarbeitung sind für die Preisklasse gut. Der Klang ist nicht überragend, aber okay – und vor allem so, wie man ihn von einer Tele erwartet. Bei verzerrten Sounds stört aber das laute Brummen. Es bestätigt sich, das Gitarren im Stil einer Telecaster unkompliziert sind und einfach funktionieren. Insgesamt ist die Jet JT-300 völlig okay – vor allem in Anbetracht des tiefen Preises.

Pro

  • leicht bespielbarer Hals
  • stimmstabil
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Contra

  • anfangs kratzige Bünde
  • lautes Brummen
Titelbild: David Lee

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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