Ja, ein Insektenhotel ist eine gute Sache – aber nur, wenn du es richtig machst
Der März ist die perfekte Zeit im Jahr, um ein Insektenhotel im Garten oder auf dem Balkon zu installieren. Allerdings nur dann, wenn die Zimmer so gestaltet sind, dass sie überhaupt bezogen werden.
Zuallererst gibt’s Schelte für unseren eigenen Onlineshop. Wir haben um die 200 verschiedene Insektenhotels im Sortiment. Und bei einigen würden Expertinnen und Experten zweifellos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn sie sind bestenfalls gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Worauf kommt es bei der Wahl des Insektenhotels an? Worauf solltest du unbedingt achten?
Wähle das passende Material
Vor allem hohle Pflanzenstängel sind bei Bienen und Wespen beliebt. Die Insekten nutzen diese als Nisthöhlen für den Nachwuchs. Schilfrohre und Bambusröhrchen kommen häufig zum Einsatz. Wichtig: Bei guten Insektenhotels sind die Schnittkanten gerade und abgeschliffen. Bienen und Wespen könnten sich sonst an Splittern verletzen.
Ebenfalls für Bienen und Wespen eignen sich Stücke von Hartholz. Das Holz von Laubbäumen wie Buche, Esche, Eiche, aber auch von Apfelbäumen, hat gegenüber Weichholz von Tannen, Fichten und Co. einen Vorteil: Es verzieht sich bei Feuchtigkeit weniger. In die Blöcke aus Hartholz werden Löcher gebohrt, die wiederum als Nisthöhlen dienen. Achte darauf, dass die Löcher sich nicht in der Stirnseite befinden, also dort, wo man die Jahresringe sieht. Wurde stattdessen parallel zur Rinde gebohrt, sind die Tunnelwände für die Insekten glatt. Wie bei den Pflanzenhalmen sollten auch die Bohrlöcher im Holz splitterfrei und geschliffen sein. Die Bohrungen, im Idealfall zehn bis zwölf Zentimeter tief, gerne auch noch tiefer, sollten zudem nicht durchs ganze Holz gehen, sondern hinten geschlossen bleiben, damit sich die Insekten dort gut zurückziehen können.
Die Nisthöhlen, egal ob Bambusröhrchen oder angebohrtes Holz, locken hauptsächlich Bienen und Wespen in dein Hotel. Willst du eher Marienkäfer, Florfliegen oder Ohrwürmer anlocken, brauchst du anderes Material. Holzwolle und Zapfen mögen alle drei Insektenarten. Stroh finden Florfliegen und Ohrwürmer attraktiv. Diese Ausstattung im Insektenhotel hat jedoch einen Nachteil: Das Material wird leicht feucht und kann leicht schimmeln. Kontrolliere es also regelmässig, bei Bedarf solltest du es in deinem Insektenhotel problemlos austauschen können.
Immer wieder sieht man auch Insektenhotels, in denen Hohlziegelsteine verwendet werden. Davon raten die meisten Expertinnen und Experten ab. Zwar können Ziegelsteine Wärme gut speichern und sind – zumindest aus menschlicher Perspektive – optisch attraktiv. Und womöglich sind sie für Insektenhotel-Hersteller ein sehr günstiger Rohstoff. Für die meisten Insekten sind die Hohlkammern jedoch zu gross, die Eingänge zu scharfkantig und es zieht durch. Bestenfalls könntest du noch Pflanzenstängel in die Lochziegel stecken, um sie noch nutzbar zu machen. Wobei – warum dann eben nicht gleich nur die Pflanzenstängel verbauen?
Spezialisiere dich
Da draussen kreucht und fleucht so einiges an Insekten, die sich bestimmt alle über ein Zuhause freuen würden. Trotzdem: Entscheide dich, wer die Kundschaft in deinem Insektenhotel sein soll und mache es dieser Zielgruppe so angenehm wie möglich.
Wildbienen
Sie mögen, wie oben beschrieben, Röhren und Tunnel, um ihren Nachwuchs darin grosszuziehen. In der freien Natur bevölkern Bienen und auch Wespen deshalb häufig Totholz, in dem Käfer bereits Gänge gefressen haben. In einem Insektenhotel sollten die Durchmesser der Bohrungen in den Holzblock im Bereich von zwei bis neun Millimeter liegen. Sind die Löcher unterschiedlich, sollten solche mit drei bis sechs Millimeter zahlenmässig dominieren. Hier finden dann Maskenbienen, Löcherbienen, Scherenbienen, die Rostrote Mauerbiene, Blattschneiderbienen und auch die Gehörnte Mauerbiene Unterschlupf.
Schmetterlinge
Willst du im Frühling und Sommer bunte Schmetterlinge in deinem Garten flattern sehen, kannst du sie mit speziellen Behausungen anlocken. Diese sind ähnlich wie ein Vogelhaus konstruiert, haben aber vertikale Schlitze als Eingang für die Insekten. Mit etwas Glück kannst du dich dann über Kleinen Fuchs, Admiral und Kollegen freuen.
Marienkäfer und Florfliegen
Marienkäfer, vor allem aber Florfliegen, helfen dir, Schädlinge im Garten zu bekämpfen. Die Larve der Florfliege ist ein Allrounder unter den Nützlingen, weil sie von Spinnmilben über Schmierläuse und Zikaden bis zu Thripse ziemlich viel vertilgt. Und auch nach der Verpuppung ist die geschlüpfte Florfliege nützlich. Sie ernährt sich von Pollen und Nektar und hilft so bei der Bestäubung im Garten.
Ein gutes Zuhause für Florfliegen, aber auch für Marienkäfer, sind Kästen mit horizontalen Schlitzen als Eingang.
Wähle den passenden Standort
Du hast das Insektenhotel so ausgewählt, dass es die Bewohner in deinen Garten bringt, die du dir wünscht – gut. Wenn es im Paket bei dir angekommen ist, hast du eine weitere Aufgabe: den richtigen Platz zu finden. Richte es in Richtung Süden auf. Insekten brauchen Wärme zum Brüten, deshalb sollte die Sonne aufs Insektenhotel scheinen. Sonne und Wärme helfen auch, Schimmel und Pilze zu vermeiden.
Grundsätzlich zu vermeiden sind dagegen folgende Orte:
- Aufhängen in einem Baum, besonders einem jüngeren, der bei Wind stark schwankt. Das mögen Insekten ebenso wenig wie Menschen.
- In der Nähe eines Ameisenhaufens. Damit würden die Larven der Insekten, die du beherbergst, in kürzester Zeit zum Running Buffet für die Ameisen.
- Vögel sind ebenfalls interessiert an den Larven. Willst du vermeiden, dass der Insektennachwuchs zum Futter wird, sollte das Insektenhotel nicht zu weit weg vom Haus stehen. Dorthin trauen sich Vögel seltener, die Insekten sind damit besser vor gefiederten Fressfeinden geschützt.
- Eine Platzierung, bei der die Einflugschneise Richtung Wetterseite zeigt, also Nordwesten. Besser die Öffnungen zu den Bruthöhlen Richtung Osten zeigen lassen.
Lass der Natur möglichst viel Raum
Zum Schluss gibt es den wichtigsten Tipp, wenn Du Gutes für Insekten und die Natur tun willst: Gestalte deinen Garten möglichst naturnah! In einem Garten, in dem Kiesflächen und kurzgeschorener Rasen dominieren, der noch dazu mit Giften «gepflegt» wird, nützt auch ein Insektenhotel wenig. Schmetterlinge, Bienen, Marienkäfer – sie alle brauchen Nektar als Nahrung, um zu überleben. Monokulturen auf den Feldern und versiegelte Flächen in den Städten verkleinern den Lebensraum für Insekten immer mehr.
Jede Blüte zählt. Wie wäre es mit wenigstens einem kleinen Bereich im Garten, wo du eine Blumenwiese erlaubst? (Hier gibt es die passenden Samenmischungen.) Auch ein Blumenkasten am Balkon bietet dafür übrigens Platz und kann von den Bewohnern des Insektenhotels genutzt werden.
Bei meiner Recherche habe ich auf der Seite naturgartenfreunde.de viele weitere Informationen zu Nisthilfen für Insekten gefunden. Wenn du immer voll gebuchte Zimmer in deinem Insektenhotel haben möchtest, wirst du hier unter Garantie fündig.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.