Michelle Brändle
Hintergrund

«Inzoi» angespielt: Das Sims auf Steroiden weckt Hoffnung in mir

Die neue Lebenssimulation von Krafton sieht zum Verlieben schön aus. Bei einem Game zählen aber auch die inneren Werte. Die Entwickler haben mich auch da nicht enttäuscht. Nur mein PC hat seine Mühe mit dem Game.

Ich spaziere gemütlich am Strand entlang, gönne mir einen leckeren Hotdog und quatsche mit den Leuten. Das neue Strandoutfit, das ich im Klamottenladen in der Stadt gekauft habe, steht mir. Das muss ich gleich mit einem Selfie festhalten. Anschliessend gehe ich zur Arbeit im Informatikbüro. Dafür nehme ich ausnahmsweise ein Taxi, damit ich nicht zu spät bin.

Es klingt wie ein ganz normaler Alltag – naja, ausser, dass ich halt am Strand und nicht in der Schweiz wohne. Beim Lifesim-Spiel «Inzoi» ist vieles möglich. Und mit meinem unendlichen Geld-Cheat kann ich mir endlich mein Strandhaus, bestes Essen und ein teures Auto leisten. Im echten Leben brauche ich dafür nur einen (ziemlich leistungsstarken) Rechner.

Selfie am Strand gefällig? Mit «Inzoi» kein Problem.
Selfie am Strand gefällig? Mit «Inzoi» kein Problem.

Early Access und grosser Leistungshunger

Vorab möchte ich dich zweifach warnen. Warnung Nummer Eins: «Inzoi» erscheint am 28. März erst im Early Access. In dieser Phase wird es sich noch für circa ein Jahr befinden – und dementsprechend noch einige Bugs und Glitches mit sich bringen. Davor hat mich auch der Entwickler bereits gewarnt. Warnung Nummer Zwei: Deine Hardware kommt ziemlich ins Schwitzen. Krafton hat vorab die Liste für die Kompatibilität herausgegeben, und sie ist nicht ganz ohne:

Minimum:

  • Prozessor: Intel i5-10400 oder AMD Ryzen 5 3600
  • Arbeitsspeicher: 12 GB RAM
  • Grafikkarte: Nvidia RTX 2060 oder AMD Radeon RX 5600 XT

Empfohlen:

  • Prozessor: Intel i7-12700K oder AMD Ryzen 7 7800X3D
  • Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
  • Grafikkarte: Nvidia RTX 3070 oder AMD Radeon RX 6800 XT

Hoch:

  • Prozessor: Intel i7-14700K oder AMD Ryzen 7 9800X3D
  • Arbeitsspeicher: 32 GB RAM
  • Grafikkarte: Nvidia RTX 4080 oder AMD Radeon RX 7900 XTX

Ich selbst habe einen AMD Ryzen 9 3900X als Prozessor, 32 GB RAM und eine Nvidia RTX 3070 Ti. Damit liege ich irgendwo zwischen den Mindestanforderungen und den empfohlenen. Zudem sind zwischen 50 und 75 GB Speicher notwendig. Beim ersten Spielen passt sich das Game automatisch der Hardware an. Das Ergebnis geht für mich meistens in Ordnung. Bemerkbar machen sich die Schwächen, wenn ich mein Gebäude im Spiel drehen möchte, oder beispielsweise auf einer Aussichtsplattform. Dann friert das Spiel oft kurz ein oder zeigt nicht die gewünschte Grafikqualität. Der Spielfluss ist okay, die Framerate bleibt aber bei 30 FPS.

Meine Zois nehmen Form an

Bereits bei der Charaktererstellung habe ich für meine «Zois» – so werden die Figuren bei «Inzoi» genannt – viele Auswahlmöglichkeiten. Neben dem Aussehen wähle ich hier auch sein Wunschleben. Zweiteres kann ich auch später im Spiel noch anpassen. Gleiches gilt für Hobbys und Vorlieben. Glitches bemerke ich bereits hier. Viele davon sollen bereits zum Early-Access-Start behoben werden – und natürlich auch danach.

Ich habe richtig Spass beim Erstellen des Charakters. Trotz Glitch. Siehst du ihn?
Ich habe richtig Spass beim Erstellen des Charakters. Trotz Glitch. Siehst du ihn?

Das Spiel stellt von Anfang an alle möglichen Alterskategorien zur Verfügung. Bei «Sims» kamen diese nach und nach hinzu. Ich entscheide mich für ein Ehepaar aus zwei jungen Erwachsenen. Gleichgeschlechtlich funktioniert auch: Ich verheirate zwei Mädels. Nun suche ich mir ein Zuhause für meine kleine Familie aus.

Als Wohnort habe ich zwei Möglichkeiten: die Grossstadt Dowon und Bliss Bay, eine Stadt am Strand. Zweitere erinnert mich an Los Angeles, diese Ähnlichkeit ist laut Intro aber «rein zufällig». Ich wähle sie, um dort ein Haus am Strand zu bauen. Eine dritte Option, Kucingku, haben die Entwickler bisher noch nicht freigeschaltet. Sie soll Ähnlichkeiten mit einem Ort in Indonesien haben.

Kochen und Malen will gelernt sein

In der Alltagsgestaltung bin ich enorm frei, dennoch gibt es einige Punkte, die mich leiten. Der Hauptpunkt ist das Stillen der Grundbedürfnisse. Hunger, Hygiene, Schlaf und dergleichen. Stelle ich meine Zois auf «autonom» ein, kümmern sie sich (meistens) selbst um die Angelegenheiten, wenn ich nicht eingreife.

Später im Spiel habe ich eine Übersicht zu den Bedürfnissen und dem gewählten Charakter meiner Zoi.
Später im Spiel habe ich eine Übersicht zu den Bedürfnissen und dem gewählten Charakter meiner Zoi.

Die zweite Leitplanke sind die Ambitionen. Die sind verschieden, je nach Wunschleben, das ich ihr zugeteilt habe. Nehme ich ein Familienleben als Schwerpunkt, möchte die Zoi heiraten und Nachwuchs. Beim Wunschleben «Ausdauer» liegt der Fokus auf Sport und Aktivitäten.

Der Spielverlauf richtet sich unter anderem nach dem gewählten Wunschleben.
Der Spielverlauf richtet sich unter anderem nach dem gewählten Wunschleben.

Daneben müssen Zois ihre Fähigkeiten verbessern. Ob Kochen oder Putzen, alles will gelernt sein. Anfangs können meine Mädels beispielsweise nur einfache Rezepte wie Toast und Salate. Später folgen anspruchsvollere Menüs. Ist das Kochen irrelevant, kann Essen auch einfach über das Smartphone bestellt werden – diese Dinge liegen ganz bei dir.

Auch bei den Hobbys muss ich nachhelfen: Möchte ich, dass meine Zoi eine talentierte Musikerin wird, stelle ich ihr ein Klavier hin und lasse sie üben. Dabei kann ich sogar die gewünschte Musikrichtungen auswählen. Daneben gebe ich die Aufgabe, am PC oder in einem Buch das Komponieren zu lernen. So baue ich nach und nach das Talent aus und das Level in diesem Bereich steigt an. Bringe ich meinen Zois das Malen bei, kann ich ihre Bilder auch verkaufen. Je nach Talent springt da auch immer mehr raus.

Je öfter meine Figuren ihren Hobbies nachgehen, desto besser werden sie darin.
Je öfter meine Figuren ihren Hobbies nachgehen, desto besser werden sie darin.

Apropos Talent: Auch Reden will gelernt sein. Stichwort: Rhetorik. Das kann eine Zoi vor dem Spiegel üben, aber auch mit Unterhaltungen. Sprechen lassen kann ich meine Charaktere mit allen anderen Zois, ob zuhause oder auf offener Strasse. Von romantischen Flirtversuchen über Witze bis zum spontanen Abschliessen von Wetten.

Freunde ich mich mit einer Zoi an, kann ich ihm oder ihr über das Handy schreiben. Je nach Art der Konversation verbessern oder verschlechtern sich so die Beziehungen untereinander. Bisher waren meine SMS-Nachrichten hauptsächlich unter den beiden Ehegattinnen. Die Texte haben sich leider von Anfang an mehrfach wiederholt. Dabei schreibe ich nicht frei Hand, sondern wähle, ob eine Antwort eher positiv oder negativ ausfallen soll. Vielleicht ändert sich das noch, denn in die Textzeile schreiben kann ich bereits, nur noch nichts versenden.

Die Unterhaltungen per SMS sind cool, diese hier hat sich aber schon dreimal mit den gleichen Worten zugetragen.
Die Unterhaltungen per SMS sind cool, diese hier hat sich aber schon dreimal mit den gleichen Worten zugetragen.

Verstehe ich gewisse Verhaltensweisen oder Mechaniken der Zois nicht ganz, habe ich meine «Psicat» an der Seite. Die Katze ist mein miauendes Nachschlagewerk auf vier Beinen. Die Erklärungen sind teils aber noch unsauber übersetzt und wirken dadurch kryptisch. Bisher bin ich aber gut ohne Erklärungen klargekommen.

Bisher sind viele Texte noch unsauber übersetzt.
Bisher sind viele Texte noch unsauber übersetzt.

Die Jobsuche läuft über das Smartphone

Über das persönliche Smartphone einer Zoi kann ich neben SMS und Essen bestellen auch jegliche andere Dinge erledigen. Hier finde ich zum Beispiel eine Tagesbeschäftigung für meine Zoi. Das reicht von kleineren Nebenjobs und Praktika über den Besuch an einer Universität bis zum Vollzeitjob bei der Navy oder in einem Informatikbüro. Die Auswahl ist von Anfang an gross.

Habe ich eine Zoi irgendwo angemeldet, sehe ich über den Handy-Terminplan die Anwesenheitspflicht. Von der Arbeit selbst sehe ich nichts, ich kann meiner Zoi aber Aufgaben zuordnen. So bringt er Geld und verbessert seine Fähigkeiten und Talente.

Über den Terminplan besuche ich öffentliche Plätze und Orte wie Cafés und Museen...
Über den Terminplan besuche ich öffentliche Plätze und Orte wie Cafés und Museen...
...und kann mich anschliessend dort vergnügen oder weiterbilden. In dieser Bücherei habe ich für diverse Interessen Lektüre zur Verfügung.
...und kann mich anschliessend dort vergnügen oder weiterbilden. In dieser Bücherei habe ich für diverse Interessen Lektüre zur Verfügung.

Im Terminplan kann ich auch Besuche an öffentlichen Plätzen oder in bestimmten Gebäuden planen. Im Vergnügungspark können die Zois zum Beispiel neue Leute kennenlernen, mit dem Riesenrad fahren oder ihr Glück an einem Greifautomaten versuchen. Noch nicht alle Dinge und Gebäude sind freigeschaltet. Eine Chocolaterie beim Vergnügungspark zeigt sich im Spiel noch als schwarzer Fleck – Early Access halt.

In dieses Haus komme ich (noch) nicht rein und mir wird ein schwarzer Fleck angezeigt.
In dieses Haus komme ich (noch) nicht rein und mir wird ein schwarzer Fleck angezeigt.

Baumodus und Möbeldesign mit KI-Unterstützung

Neben Hobbies und Freizeit soll natürlich auch die Umgebung passen. Ich beschäftige mich am liebsten mit der Einrichtung des Zuhauses. Ich kann im Baumodus zwar auch ein ganzes Haus von Grund auf bauen, bisher fand ich das aber noch kompliziert und fummelig in der Umsetzung. Ich kann nämlich zwischen verschiedenen Wandhöhen, Säulen und Grundformen wählen, allerdings gehen dabei Höhen und Breiten nie richtig auf. Irgendwas ist immer leicht versetzt. Ob das am Baumodus oder mir liegt, weiss ich nicht. Auch mein Computer war hier überfordert und stockte zu oft.

Bei der Inneneinrichtung habe ich es dafür einfach und es macht richtig Spass. Mir stehen diverse Einrichtungsgegenstände zur Verfügung. Vom Schlafzimmer bis zum Hobbyraum werde ich auf jeden Fall fündig. Farbe und teils Material der einzelnen Gegenstände lassen sich ziemlich frei gestalten. Bestimmte Möbel wie Stühle kann ich aus zwei Teilen selbst kombinieren.

Eigene Objekte pflege ich mit Fotos über Kraftons KI ein. Allerdings sind sie etwas unschön.
Eigene Objekte pflege ich mit Fotos über Kraftons KI ein. Allerdings sind sie etwas unschön.

Krafton bietet sogar die Möglichkeit, Objekte per Foto ins Spiel zu holen. Dafür lade ich im Baumodus ein Foto in den «3D-Drucker» hoch. Hat die Software mein Bild in einen dreidimensionalen Gegenstand verwandelt, kann ich in einem Koordinatensystem noch angeben, wo oben und unten ist. So wird das Objekt anschliessend auch richtig im Spiel platziert.

KI-typisch finde ich das Ergebnis unschön und das Laden dauert mir zu lange. Ein hochgeladener Stuhl hat am Ende nur drei Beine und eins davon schwebt in der Luft. Meine Gitarre sieht immerhin etwas besser aus. Nutzen kann ich die Gegenstände schlussendlich eh nicht. Sie sind reine Dekoobjekte.

Krafton hat noch weitere KI-Spielereien ins Spiel gepackt. Eine davon lässt mich im Baumodus Texturen für Möbel und Kleider per Prompt erstellen. Das klappt aktuell auf Englisch, die Ergebnisse sind eine Lotterie und dauern ihre Zeit beim Laden. Als Beispiel habe ich dem Boden einen pinken Fellteppich mit gelben Punkten verpasst.

Per Texteingabe kann ich selbst Texturen für Gegenstände, Wände und Böden definieren.
Per Texteingabe kann ich selbst Texturen für Gegenstände, Wände und Böden definieren.

Erstes Fazit: viele Möglichkeiten, träger Spielfluss

Krafton bietet bei Inzoi von Anfang an viele Möglichkeiten, ohne mich zu überfordern. So kann ich die Welt auf gemütliche Weise kennenlernen und bin nie gelangweilt. Alltagsnahe Handlungen der Zois lassen mich schmunzeln. So guckt mein Charakter beim Spazieren regelmässig auf sein Smartphone.

Allerdings hat die komplexe Welt mit aufwändiger Grafik und zahlreichen Optionen ihren Preis. Das Spiel stockt meistens, wenn ich die Ansicht drehe oder den Blick über die weite Landschaft schweifen lassen will. Die Häuser kann ich zwar mit und ohne Wände anzeigen lassen, das klappt zwischendurch aber nicht. Mein Computer kommt also wortwörtlich an seine Grenzen.

Die Aussicht auf dem Riesenrad gefällt mir. Mein Computer kommt aber ziemlich ins Schwitzen beim Laden der Landschaft.
Die Aussicht auf dem Riesenrad gefällt mir. Mein Computer kommt aber ziemlich ins Schwitzen beim Laden der Landschaft.

Auch einige Glitches sind mir aufgefallen. So laufen meine Charaktere gerne mal in einer Hauswand, statt daneben. Oder sie sitzen vor statt auf einer Parkbank. Diese Schönheitsfehler sind in Early Access Games aber normal und fallen nicht gross ins Gewicht.

Meine beiden Charaktere haben in sieben Stunden Spielzeit bereits einige Fähigkeiten verbessert, eine erfolgreiche Einweihungsparty veranstaltet und ihre ersten Jobs in Angriff genommen. Trotz kleinerer Einschränkungen, Glitches und Probleme bin ich begeistert.

Die Parallelen zu Sims sind unvermeidbar. Dennoch hebt sich Inzoi durch die fantastische Grafik ab, Unreal Enginge 5 sei Dank. Aber auch weitere Punkte, wie das freie Herumlaufen per Tastatur, eröffnen neue Möglichkeiten. Einzigartig sind die komplexen Konversationen per SMS unter den Zois. Ich bin gespannt, was noch alles auf mich zukommt. Bis dahin macht meine Zoi erstmal ein Nickerchen auf ihrer Dachterasse.

Das Leben und Partymachen kann anstrengend sein. Darauf erstmal ein kurzes Nickerchen.
Das Leben und Partymachen kann anstrengend sein. Darauf erstmal ein kurzes Nickerchen.

Der Publisher hat mir das Spiel als PC-Version für Testzwecke zur Verfügung gestellt. Erhältlich ist es ab dem 28. März für PC.

Mehr über das Thema reden wir in der aktuellen Folge des Tech-telmechtel-Podcasts

Titelbild: Michelle Brändle

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