Hallo, Hotel! Vier Tricks, mit denen du in deinem Zuhause zur VIP wirst
Meinung

Hallo, Hotel! Vier Tricks, mit denen du in deinem Zuhause zur VIP wirst

Thomas Meyer
12.11.2020

Es braucht nicht viel, um seine Wohnung in glänzendem Schuss zu halten – man muss es bloss regelmässig tun. Mit diesen vier Massnahmen fühlst du dich jeden Tag wie dein eigener Hotelgast.

Es ist faszinierend, wie sehr sich das Leben mit den Jahren verändert. Früher, als ich im Zürcher Niederdorf wohnte, verbrachte ich meine Abende am liebsten in den umliegenden Bars oder lud Freunde zum Essen ein. Angeregte Gespräche mit klugen und witzigen Menschen waren mein Lebensinhalt. Ich war praktisch nie allein zuhause, und das Haushalten beschränkte sich mehr oder weniger darauf, die Weingläser für den nächsten Einsatz vorzubereiten und die noch brauchbaren Cannabis-Krümel vom Boden aufzulesen.

Das ist eine Weile her. Ich bin jetzt 46 Jahre alt und habe andere Interessen. Wobei man in dieser Lebensphase vielleicht besser von Schrullen spricht – ich denke nicht, dass «Ruhe vor der Welt» als Interesse bezeichnet werden kann und «exzessives Haushalten» wohl auch nicht. Wie dem auch sei: Ich verlasse meine Wohnung nur noch ungern und liebe es, sie wieder und wieder in einen Zustand zu versetzen, in dem sie sich als mein persönliches kleines Hotel präsentiert. Dazu bediene ich mich folgender simpler Tricks.

1. Wechsle wöchentlich deine Bettwäsche und mach jeden Morgen dein Bett

Wäre ich reich, würde ich extra jemanden anheuern, der jeden Abend mein Bett frisch bezieht. Solange ich mir das nicht leisten kann, erledige ich es eben selbst, mindestens einmal pro Woche, und sinke stets von Wohlgeruch und Frischegefühl umgeben in den Schlaf. Ausserdem klopfe ich jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen die Kissen flach und falte die Bettdecke. Ein ungemachtes Bett verleiht dem ganzen Schlafzimmer einen ungepflegten Eindruck, während ein gemachtes deutlich zeigt: Hier ist sich jemand was wert!

In diesem Sinne lohnt sich auch die Anschaffung hochwertiger Bettwäsche, namentlich aus Leinen. Die sympathische Zürcher Firma Naughty Linen hat viele schöne Sachen im Angebot.

Von null auf VIP ...
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... in nur fünf Sekunden!
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2. Staubsauge täglich

Immer wieder wundere ich mich, wo der ganze Staub herkommt, und wenn ich auf Wikipedia lese, dass es sich dabei zu einem wesentlichen Teil um menschliche Hautpartikel handle, denke ich, dass hier viel mehr Leute vor sich hinschuppen müssten als ich, mein Sohn und meine Freundin, die uns mit ihrer Tochter besuchen kommt (andere Menschen dulde ich hier nur in absoluten Notfällen). Der kleine Meyer trägt auch sonst einiges dazu bei, dass ich mich genötigt sehe, täglich zu meinem Staubsauger zu greifen: Trotz gegenteiligen Ermahnungen knabbert er überall Kekse und zieht seine Schuhe erst aus, nachdem er damit in die Küche marschiert ist, um Kekse zu holen. Damit hinterlässt er sogar kosmischen Staub auf meinen Teppichen (Quelle: Wikipedia)!

Ob mit oder ohne Kind: Tägliches Staubsaugen ist unerlässlich für ein gepflegtes Zuhause, und falls du noch eines dieser unhandlichen Schlauch-Ungetüme im Schrank hast: Entsorg es und beschaff ein Akku-Modell, das du an zentraler Stelle in der Wohnung montierst. So fällt der Griff danach viel leichter. Idealerweise verfügt es über gnadenlose LED-Leuchten – so entgeht dir nichts. Andere finden Kerzenschein romantisch; mein Herz hingegen jauchzt, wenn ich abends mit Fernlicht in der dunklen Wohnung herumkurve.

3. Reinige täglich Lavabo und Schüttstein

Die Zauberkraft von Mikrofasertüchern wurde hier schon von Kollege Knecht bejubelt, der damit alles Mögliche zum Glänzen bringt, aber aus mir unerklärlichen Gründen den allerwichtigsten Einsatzzweck nicht erwähnt: die Reinigung des Lavabos! Ich verschone dich in diesem Fall mit Vorher-nachher-Bildern, aber ein Lavabo verkalkt in Windeseile, ausserdem spuckt man mehrmals täglich Zahnpastaschaum hinein, der das Seine zum Anti-Hotel-Belag beiträgt. Darum habe ich direkt neben dem Handtuch ein Mikrofasertuch positioniert, um jeden Abend das Spülbecken sowie den Wasserhahn auf Hochglanz zu polieren.

Das reicht aber nicht; Verkalkung und Verzahnpastaschaumung sind zu mächtige Gegner. Du kommst daher nicht um die regelmässige Anwendung eines Kalkreinigers herum. Ich benutze dafür übrigens eine Geschirrbürste: Mit deren rabiater Borstenpower bringst du Lavabo, Wasserhahn und den Stöpsel im Nu auf militärisches Inspektionsniveau!

Auch in der Küche liegt eine solche Bürste bereit, allerdings nicht für das Geschirr, sondern für den Schüttstein. In diesem Fall musst du aus naheliegenden Gründen einen fettlösenden Reiniger einsetzen und obendrein hin und wieder einen Chromstahlreiniger. Denn auch hier fällt dein Blick ständig auf blitzende Sauberkeit oder trübe Nachlässigkeit und wirkt sich entsprechend auf dein Selbstempfinden aus.

Natürlich solltest du auch jeden Tag dein Klo putzen. Anlass und Methoden sind bekannt.

Der wahre Existenzzweck einer Geschirrbürste bzw. ihrer harten Borsten: die Reinigung des Spülbeckens.
Der wahre Existenzzweck einer Geschirrbürste bzw. ihrer harten Borsten: die Reinigung des Spülbeckens.

4. Reduziere deine Ablageflächen und räum auf

Tische, Sideboards, Regale und dergleichen haben eine mysteriöse Eigenschaft: Gleichsam magnetisch saugen sie Dokumente, Schlüssel, Spielsachen und Kabel an, bis zu ihrer vollständigen Bedeckung; als wären es Vampirmöbel, die das Licht der Sonne scheuen. Auch das sieht schnell schlampig aus, weswegen du deine Ablageflächen reduzieren und für die verblieben ein striktes Regime erstellen solltest: Definiere, was drauf liegen darf und räume jeden Abend alles weg, was sich unerlaubt niedergelassen hat. Eine Chaos-Box findet auch in einem Wand- oder Kleiderschrank Platz. Räum auch sonst täglich etwas auf.

Graf Tischula scheut das Tageslicht!
Graf Tischula scheut das Tageslicht!

Fazit

Du hast hier nun häufig «täglich», «jeden Morgen» und «jeden Abend» gelesen, und es ist leider so: Wer seinen Haushalt nicht ständig pflegt, verliert das Rennen um das schönste Privathotel schon nach wenigen Metern gegen den staubigen, kalkigen, chaotischen Alltag. Aber: Die hier beschriebenen Massnahmen kosten dich nicht viel Zeit. Schon 10 Minuten bewusste tägliche Hausarbeit bringen dir solide 3 Hotelsterne, mit 15 Minuten bewegst du dich in der 4-Stern-Klasse, und mit 25 Minuten pro Tag steigst du in den 5-Stern-Olymp auf. Und das lohnt sich. Denn bei dir zuhause gibt es jemanden, der es verdient hat, jeden Tag verwöhnt zu werden: du selbst.

Was sind deine Hotel-Hacks? Schreib sie in die Kommentare!

Titelbild: Bei dir zuhause gibt es jemanden, der es verdient hat, jeden Tag verwöhnt zu werden: du selbst.

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Thomas Meyer
freier Autor

Der Schriftsteller Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren. Er arbeitete als Werbetexter, bis 2012 sein erster Roman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» erschien. Er ist Vater eines Sohnes und hat dadurch immer eine prima Ausrede, um Lego zu kaufen. Mehr von ihm: www.thomasmeyer.ch. 


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