Google Pixel 9 im Test: So gut, dass ich kein Pro brauche
Produkttest

Google Pixel 9 im Test: So gut, dass ich kein Pro brauche

Lorenz Keller
24.9.2024

Google hat beim Pixel 9 die meisten Schwächen beseitigt. Deshalb ist es das beste Smartphone, das du für 800 Franken kaufen kannst.

Seit zwei Monaten nutze ich nun das Pixel 9 – es hat nahtlos das Vorgängermodell Pixel 8 abgelöst. Mit diesem war ich ausgesprochen zufrieden. Trotzdem hatte das Pixel 8 Schwächen – auch im Vergleich zur Pro-Version desselben Gerätes: etwa bei der Akkulaufzeit, der Grösse und der Kamera. Hat Google nun beim Pixel 9 Verbesserungen erzielt? Oder tauchen gar neue Schwächen auf? Diese Fragen stehen im Zentrum dieses Tests.

  • Produkttest

    Ich teste das Google Pixel 8 – und vermisse keine Pro-Features

    von Lorenz Keller

Akkulaufzeit: endlich besser

Mein grösster Kritikpunkt am Pixel 8 ist die Akkulaufzeit. Wenn ich unterwegs bin, Streaming nutze, Nachrichten beantworte und dazu noch fotografieren und filmen will, dann muss ich das Google-Phone zwischendurch nachladen. Das hat sich beim Nachfolger zum Glück deutlich verbessert.

In den letzten Wochen stiess das Google Pixel 9 nie an seine Grenzen. Auch nicht beim Härtetest auf der Techmesse IFA in Berlin, wo das Gerät im Dauereinsatz war und teilweise auch noch als Hotspot fürs MacBook diente.

Das Pixel 9 (unten) hat einen leicht helleren Screen, ist etwas grösser und hat die bessere Akkulaufzeit als der Vorgänger.
Das Pixel 9 (unten) hat einen leicht helleren Screen, ist etwas grösser und hat die bessere Akkulaufzeit als der Vorgänger.
Quelle: Lorenz Keller

Die bessere Akkulaufzeit liegt am grösseren Akku: Dieser misst 4700 mAh statt 4575 mAh beim Vorgänger. Dazu ist der Prozessor sparsamer. Der grössere und hellere Bildschirm dagegen belastet die Batterie stärker.

Im PCMark Work 3.0 bin ich auf 15 Stunden und 23 Minuten simulierte Akkulaufzeit gekommen, das Pixel 8 schafft 12 Stunden und 37 Minuten. Ein Wert von über 15 Stunden ist in Ordnung, allerdings schaffen Topgeräte wie das Realme GT 6 über 18 Stunden. Es gibt also durchaus noch Luft nach oben.

Weitwinkel: wirklich sichtbar verbessert?

Die Kameras in den Pixel-Geräten gehören jeweils zu den besten aller Smartphones. Schwächen zeigten sie bisher im Bereich Video – und sie waren nicht über alle Linsen hinweg konstant bei Bildqualität und Farben.

Daher habe ich das Pixel 9 im Bereich Fotografie mit dem Vorgänger Pixel 8 verglichen, aber auch mit einem anderen Kamerahandy der Oberklasse, dem iPhone 15 Pro.

Ich starte zuerst mit der Weitwinkelkamera: Diese hat Google von 12 Megapixel in der Version 8 auf 48 Megapixel im 9er aufgerüstet. Aber das bedeutet nicht unbedingt ein besseres Bild, vor allem, weil das neueste Modell standardmässig aus den 48-Megapixel-Daten ein 12-Megapixel-Foto zusammenrechnet.

Bei normalem Tageslicht ist tatsächlich kaum ein Unterschied zwischen den beiden Google Geräten zu sehen. Bei den Pflanzen rechts im Vordergrund sind auf beiden Fotos beispielsweise gleich viele Details enthalten.

Qualitätsunterschiede sind nur in extremen Situationen zu sehen. So bei Makroaufnahmen, wo ebenfalls die Weitwinkelkamera zum Einsatz kommt. Beim Foto mit dem Pixel 8 (rechts) wirken die Farben ausgebleicht, beim Pixel 9 sind die Streifen auf dem Blatt detailreicher zu sehen, und auch die Sicht durch die Wassertropfen ist kontrastreicher.

Der Vergleich zeigt insgesamt, dass die Aufnahmen mit der neuen Weitwinkelkamera bei Makroaufnahmen, starkem Gegenlicht oder in der Dämmerung etwas besser werden. Generell ist der Fortschritt aber nicht so gross, wie ich aufgrund des Datenblattes angenommen habe.

Das gilt auch im Konkurrenzvergleich: Das iPhone 15 Pro schiesst mit der Weitwinkelkamera ähnlich gute Fotos, allerdings mit einem ganz anderen Farbkonzept. Das iPhone dreht mehr auf, das Pixel 9 bleibt natürlicher – was mir persönlich besser gefällt.

Einen Klassenunterschied gibt es im Bereich Makro – wohl auch ein Grund, warum Apple beim iPhone 16 genau in dieser Kategorie nachgerüstet hat. Das neuste iPhone hatte ich allerdings für diesen Vergleich noch nicht zur Verfügung. Auch hier dreht das iPhone bei Farbe und Helligkeit im oberen Bereich auf. Der grosse Unterschied ist jedoch im Hintergrund zu sehen. Beim Pixel 9 ist dieser unscharf, beim iPhone ist es ein Pixelmatsch. Das sieht richtig schlecht aus.

Video: etwas mehr Konstanz

In meinem kurzen Testvideo mit verschiedenen Beispielaufnahmen zeige ich, dass die Videoqualität auch ausgezeichnet ist. Vor allem bei Farben und Kontrast liefert das Pixel 9 einfach ein schönes Bild. Allerdings sind die Unterschiede zum Vorgänger nicht gross.

Einzig beim Heranzoomen vom Weitwinkel über die Hauptkamera bis zur digitalen Vergrösserung merke ich beim Pixel 9 eine grössere Konstanz. Zwar gibt es immer noch einen kleinen Sprung beim Wechsel der Objektive, aber Bildqualität, Farbgestaltung und Kontrast bleiben identisch. Beim Pixel 8 sind da grössere Unterschiede zu sehen. Videoclips mit Weitwinkel und Hauptkamera können also beim neuen Gerät besser harmonisch zusammengeschnitten werden.

Hauptkamera: weiterhin auf hohem Niveau

Die Hauptkamera mit ihren 50 Megapixeln hat sich auf dem Papier genauso wenig verändert wie im Alltagseinsatz. Das ist auch eine gute Nachricht, weil sie ausgezeichnet ist – aber eben auch nicht wirklich besser als beim Vorgänger.

Das Pixel 9 (und damit auch das Pixel 8) kann problemlos mit dem iPhone 15 Pro mithalten. Das iPhone dreht oft die Helligkeit höher, was jedoch auch den Kontrast verringert. Da ist es schlussendlich eine Geschmacksfrage, was einem besser gefällt: das etwas natürlichere Resultat des Pixel 9 oder das Instagram-taugliche iPhone-Foto.

Screen: genau richtig zugelegt

Nicht alle freuen sich über diese Neuerung. Das Pixel 9 hat in fast alle Richtungen zugelegt: 2 Millimeter höher, 1,2 Millimeter breiter, 11 Gramm schwerer als das Pixel 8. Die 0,2 Millimeter weniger Dicke fallen da gar nicht ins Gewicht. Das Pixel 9 ist spürbar und sichtbar grösser geworden.

Das liegt auch daran, dass nicht nur der Akku gewachsen ist, sondern auch der Screen: nämlich von 6,2 auf 6,3 Zoll Bildschirmdiagonale. Gleichzeitig sind die Ränder rund um den Bildschirm dünner, sodass das gesamte Gerät eleganter und hochwertiger wirkt. Dazu trägt auch das Design mit den glatten Flächen und den klaren Kanten bei. Google gelingt es, die Pixel-Optik der letzten Jahre konstant weiterzuentwickeln. Das neue Modell ist vom Vorgänger unterscheidbar, gleichzeitig bleibt die DNA der Reihe erhalten.

Wer ein möglichst kompaktes Gerät wünscht, kann mit dem Grössenzuwachs nichts anfangen. Für mich, der immer zwischen den kleinen und den grossen Modellen schwankt, ist es der einzig richtige Schritt. Das Pixel 9 ist nun genau genug so gross wie es für mich ideal ist. Da habe ich gar keine Lust mehr aufs grössere Pro-Modell.

Das Display gefällt mir auch sonst sehr gut, weil es ausgezeichnet ablesbar ist. Mit einer Helligkeit von 1800 bis 2700 Nits wird das Pixel 8 mit 1400 bis 2000 Nits nochmals deutlich übertroffen.

Der Bildschirm ist auch bei Sonnenlicht gut ablesbar.
Der Bildschirm ist auch bei Sonnenlicht gut ablesbar.
Quelle: Lorenz Keller

Prozessor: Ist das wirklich der richtige Weg?

Im Benchmark-Vergleich wird das Google Pixel 9 von der Konkurrenz vernichtend geschlagen. Zwar sind die Werte besser als beim Pixel 8, aber der neue Tensor-G4-Prozessor hat keine Chance gegen den Rest. Nämlich den aktuell besten Snapdragon-Prozessor, der in anderen Android-Topmodellen zum Einsatz kommt. Oder dem Apple-eigenen A17-Pro-Chip, der im iPhone 15 Pro steckt. Sogar der oft kritisierte Exynos-Prozessor von Samsung hängt den Tensor G4 locker ab.

Doch habe ich im Test etwas davon gemerkt? Nein. Das Pixel 9 läuft flüssig, ich habe kein einziges Mal einen Ruckler oder eine Verzögerung beim Wechsel zwischen Menüpunkten oder Apps bemerkt. Das zeigt, dass die Abstimmung von Hardware und Software mindestens so wichtig ist wie die reine Prozessorleistung. Sprich: Google hat den eigenen Prozessor ideal aufs pure Android abgestimmt.

Wichtig für potenzielle Käuferinnen und Käufer ist auch, dass Google fürs Pixel 9 bis August 2031 Android- und Sicherheitsupdates garantiert. Das Gerät ist also für einen langjährigen Einsatz konzipiert.

Die grosse Frage ist allerdings, wie sich das in den nächsten Jahren mit KI-Anwendungen entwickelt. Sobald künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, braucht es viel Rechenleistung. Google musste bereits reagieren und den Arbeitsspeicher von standardmässig 8 GB beim Pixel 8 auf 12 GB beim Pixel 9 erweitern. Zudem lässt Google viele Anwendungen nicht auf dem Gerät selbst ausführen, sondern auf den Servern des Konzerns. Aber zukünftig sind Smartphones mit mehr Leistung wohl auf der sicheren Seite.

Das schwarze Pixel 9 und das hellgrüne Pixel 8.
Das schwarze Pixel 9 und das hellgrüne Pixel 8.
Quelle: Lorenz Keller

KI: ein Blick in die Zukunft

Im Testalltag habe ich von den ganzen Features mit künstlicher Intelligenz genau eine Funktion regelmässig genutzt, nämlich den Gemini-Assistenten. Interessieren dich die anderen KI-Neuheiten, findest du hier einige Eindrücke:

  • Hintergrund

    Google Pixel 9 und 9 Pro: So schlagen sich die neuen KI-Features

    von Michelle Brändle

Gemini ersetzt auf dem Pixel 9 zumindest teilweise den Google Assistant, dieser kommt nur noch über die Suchfelder zum Einsatz. Sobald du aber lange auf den Powerknopf drückst, startet Gemini, und du kannst eine Anfrage einsprechen, tippen oder auch ein Foto für eine Suche aufnehmen. Das ist manchmal frustrierend, oft auch faszinierend.

So kann Gemini einiges nicht, was der Google Assistant kann, beispielsweise eine simple Anfrage wie eine Stoppuhr starten. Wecker oder Timer gehen, aber die Stoppuhr nicht. Zudem hat Gemini (noch) keinen Zugriff auf Apps wie WhatsApp.

Bei anderen Dingen ist es ein kleiner Blick in die Zukunft. So lasse ich Gemini eine Nachricht erstellen und bekomme innert Sekunden drei Vorschläge für Formulierungen. Allerdings fehlt mein Name als Absender.

Gemini hat mir drei Message-Vorschläge gemacht.
Gemini hat mir drei Message-Vorschläge gemacht.
Quelle: Lorenz Keller

Ich frage Gemini, warum. Der Assistent sagt, dass er meinen Namen nicht kennt, ihn aber lernen kann. Sobald ich das gemacht habe, sage ich: «Kannst du die Nachrichten nochmals schreiben, mit meinem Namen als Absender?» Das versteht Gemini problemlos und ergänzt die Nachrichtenvorschläge mit meinem Namen. Allerdings kann sich das Tool meinen Namen vorerst nur für eine Konversation merken und nicht dauerhaft speichern.

Nun hat Gemini auch noch den Absender eingetragen und ihn sich zumindest für diese Konversation gemerkt.
Nun hat Gemini auch noch den Absender eingetragen und ihn sich zumindest für diese Konversation gemerkt.
Quelle: Lorenz Keller

Fazit

Das perfekte Alltagshandy

Google hat das Pixel 8 in den wichtigsten Punkten verbessert: nämlich bei der Akkulaufzeit und der Konstanz des Kamerasystems. So ist aus dem sehr guten ein noch etwas besseres Smartphone geworden. Meiner Meinung nach ist das Pixel 9 eines der besten Geräte auf dem Markt im Preisbereich um 800 Franken oder Euro.

Auch viele Details sind nun auf höherem Niveau: etwa der deutlich schnellere Fingerabdrucksensor oder der Autofokus bei der Selfiecam.

Die grösste Konkurrenz lauert intern: Für rund 150 Franken oder Euro gibt es das Pixel 9 Pro mit optischem Zoom, besserer Selfie-Kamera, noch mehr Arbeitsspeicher und zusätzlichen KI-Features. Und für unter 500 Franken oder Euro bekommst du das Pixel 8a, das in vielen Bereichen wie Kamera oder Akkulaufzeit gar nicht so weit vom Pixel 9 entfernt ist.

Pro

  • heller, etwas grösserer Screen
  • Kamerasystem auf Topniveau
  • gute Akkulaufzeit
  • sieben Jahre Updates
  • schönes Design, hochwertig verarbeitet

Contra

  • keine Zoomkamera
  • Prozessor hält bei Benchmarks nicht mit
Google Pixel 9 (128 GB, Wintergreen, 6.30", Dual SIM, 50 Mpx, 5G)
EUR754,46

Google Pixel 9

128 GB, Wintergreen, 6.30", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

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Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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