Game-Engine Unity verärgert Indie-Studios mit bizarrer Bezahlstruktur
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Game-Engine Unity verärgert Indie-Studios mit bizarrer Bezahlstruktur

Die Game-Engine Unity hat grosse Änderungen in ihrem Bezahlmodell angekündigt. Das sorgt bei vielen Indie-Studios für Ärger.

Update 18.09.
Unity entschuldigt sich in einem Post auf X (ehemals Twitter) für die neue Richtlinie und kündigt Änderungen für das geplante Bezahlmodell an.

Screenshot: Domagoj Belancic / X
Screenshot: Domagoj Belancic / X

Das Unternehmen schreibt: «Wir haben euch gehört. Wir entschuldigen uns für die Verwirrung und die Verärgerung, die die angekündigte Richtlinie verursacht hat. Wir hören zu, sprechen mit unseren Teammitgliedern, unserer Community, unseren Kunden und Partnern und werden die Richtlinie ändern. Wir werden in ein paar Tagen ein Update veröffentlichen. Wir danken euch für euer ehrliches und kritisches Feedback».

Wann die Änderungen kommuniziert werden und welche Aspekte des neuen Bezahlmodells angepasst werden, lässt Unity offen.


Unity ist eine der grössten und erfolgreichsten Game-Engines weltweit. Vor allem kleine bis mittelgrosse Studios entwickeln ihre Games damit. «Pokémon Go», «Cities: Skylines», «Cuphead», «Among Us» und «Beat Saber» sind nur einige der Beispiele von grossen Hits, die in den letzten Jahren mit Unity entwickelt wurden.

Nun hat das Unternehmen weitreichende Veränderungen im Preismodell angekündigt. Diese könnten kleinere Studios potenziell in den Ruin treiben.

Das sind die Änderungen am Bezahlmodell

Bisher zahlten Studios lediglich eine jährliche Gebühr für die Nutzung der Engine. Die Höhe der Gebühr ist vom Umsatz des Unternehmens abhängig – je mehr Umsatz das Unternehmen generiert, desto teurer wird die Lizenz. Kleine Studios oder Individuen erhalten gar eine kostenlose Lizenz.

Nun führt Unity eine zusätzliche monatliche Gebühr ein, die sich an den Downloads eines Games orientiert. Die sogenannte «Runtime Fee». Je öfter ein Spiel heruntergeladen und gestartet wird, desto mehr muss ein Studio an Unity abdrücken. Das passiert aber erst ab einer bestimmten Anzahl an Installationen. Diese Grenze unterscheidet sich je nach gebuchter Lizenz.

Kleine Studios, welche die kostenlose Unity-Lizenz nutzen, müssen ab 200 000 Downloads pro zusätzlicher Installation 20 Cent zahlen. Grössere Unternehmen mit den teureren «Unity Pro»- und «Unity Enterprise»-Lizenzen werden ab einer Grenze von einer Million Downloads zur Kasse gebeten. Im Vergleich zur kostenlosen Unity-Lizenz ist der Preis pro zusätzlicher Installation bei «Pro» und «Enterprise» niedriger.

Eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten ist im offiziellen FAQ zum neuen Bezahlmodell aufgeführt. Es soll ab dem 1. Januar 2024 in Kraft treten.

Wieso sind diese Änderungen problematisch?

Die Änderungen haben potenziell schwerwiegende Auswirkungen für kleinere Studios, die mit zusätzlichen Kosten konfrontiert werden, die unter dem alten Lizenzmodell nicht angefallen wären. Besonders betroffen sind Spiele, die oft heruntergeladen werden, aber wenig Umsatz generieren. Ein Beispiel sind Free-to-Play-Games. Durch die hohe Anzahl an kostenlosen Downloads generieren diese Spiele mit den neuen Installationsgebühren immense Kosten, die durch die Einnahmen nicht gedeckt werden können. Ebenfalls problematisch ist es, wenn Games in Giveaways, Bundles, Ausverkäufen oder in Abo-Services wie dem Xbox Game Pass angeboten werden.

Bei allen Beispielen ist das Problem identisch: Die Games werden «zu oft» heruntergeladen und generieren dadurch immense Kosten.

Ein Entwickler rechnet auf X vor, wie das neue Gebührenmodell Studios in den Ruin treiben kann.
Ein Entwickler rechnet auf X vor, wie das neue Gebührenmodell Studios in den Ruin treiben kann.
Quelle: Domagoj Belancic / X

Viel Verwirrung herrscht um die Frage, wie Unity die Downloads genau tracken wird. Auch Ängste um potenzielles «Install-Bombing» werden laut. Verärgerte User könnten das neue System ausnutzen und Studios mit wiederholten Installationen desselben Games in den Ruin treiben.

Was sagen Entwicklerstudios dazu?

Viele namhafte Indie-Studios haben sich auf X (ehemals Twitter) zu Wort gemeldet und ihren Unmut geäussert. Die Studios sind wütend, dass Unity die Geschäftsbedingungen rückwirkend geändert hat. Einige Unternehmen werden gar in das neue Gebührenmodell gezwungen, weil sie nicht mehr genug Zeit haben, ihre noch laufende Lizenz rechtzeitig zu kündigen, erklärt der Consultant Rami Ismail.

«Stop it. Wtf?» schreibt Innersloth («Among Us») auf X.
«Stop it. Wtf?» schreibt Innersloth («Among Us») auf X.
Quelle: Domagoj Belancic / X

Zahlreiche Entwicklerinnen und Entwickler können die potenziell immensen Kosten, die mit dem neuen Modell einhergehen, nicht tragen. Sie sehen in dem radikalen Schritt von Unity einen irreparablen Vertrauensbruch. Eine seriöse Geschäftsbeziehung können sich viele Studios nicht mehr vorstellen, auch wenn das Unternehmen die Änderungen zurückziehen würde.

So haben unter anderem Innersloth («Among Us»), Massive Monster («Cult of the Lamb»), Mega Crit («Slay the Spire»), Aggro Crab («Another Crab's Treasure») und Crema («Temtem») angekündigt, für ihr nächstes Game auf eine andere Engine zu wechseln. Das wird zusätzliche Kosten und Verschiebungen verursachen. Diese seien aber im Vergleich zu den Zusatzkosten im neuen Unity-Gebührenmodell das kleinere Übel.

Auch Schweizer Entwicklerstudios sind von der Änderung betroffen. Philomena Schwab, Co-Gründerin von Stray Fawn Studio, beurteilt die Ankündigung von Unity auf Anfrage als «existenzbedrohend». Zwar habe Unity mittlerweile ein bisschen zurückgerudert (siehe unten), aber das neue Gebührenmodell sei trotzdem untragbar für das Studio. Auch Stray Fawn haben das Vertrauen in eine Geschäftsbeziehung mit Unity verloren und sehen sich nach «passenden Alternativen» um.

«Wir sind uns nicht sicher, ob die Welt so funktionieren sollte» schreibt Stray Fawn Studio auf X.
«Wir sind uns nicht sicher, ob die Welt so funktionieren sollte» schreibt Stray Fawn Studio auf X.
Quelle: Domagoj Belancic / X

Wie reagiert Unity?

Gemäss Unity sind die zusätzlichen Gebühren essenziell, um die Entwicklung der Engine zu gewährleisten. Das Unternehmen versucht auf die zahlreichen wütenden Reaktionen zu reagieren und sorgt mit widersprüchlichen Aussagen für noch mehr Verwirrung. Den neuesten Stand der Dinge hat Unity in einem Thread auf X zusammengefasst. Gemäss diesen Informationen krebst das Unternehmen bei einigen entscheidenden Punkten zumindest ein bisschen zurück.

So sollen keine Gebühren für mehrfache Installationen anfallen. «Install Bombing» werde so unmöglich gemacht. Demos und Charity-Bundles fallen ebenfalls nicht in das Gebührenmodell. Für Spiele, die in Abo-Services wie dem Xbox Game Pass angeboten werden, sollen die zusätzlichen Kosten beim Anbieter des Services, und nicht beim Entwicklerstudio, anfallen. Zufriedenstellend sind diese Spezifizierungen für die Studios trotzdem nicht.

Viele Entwicklerinnen und Entwickler sind schon lange nicht zufrieden mit der Game-Engine. Das liegt vor allem am aktuellen CEO John Riccitello, der vor zehn Jahren das Ruder übernommen hat. Unter dem Ex-EA-Manager hat das Unternehmen mit dubiosen Entscheidungen und Aussagen vermehrt den Unmut der Developer-Community auf sich gezogen. So hat Riccitello letztes Jahr Entwicklerinnen und Entwickler, die nicht primär an die Monetarisierung ihres Games denken, als «biggest fucking idiots» bezeichnet. Am Donnerstag hat das Unternehmen zwei Büros geschlossen und eine öffentliche Rede von Riccitello abgesagt. Als Grund nennt das Unternehmen «ernstzunehmenden Morddrohungen».

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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