FOMO, FOBO und JOMO – Was steckt dahinter?
Ratgeber

FOMO, FOBO und JOMO – Was steckt dahinter?

Anna Sandner
3.9.2024

FOMO im Sommer? FOBO bei Entscheidungen? Kein Wunder in unserer hypervernetzten Welt. Das steckt hinter den Ängsten, die durch Social Media verstärkt werden und so kannst du sie überwinden und vielleicht sogar zufrieden mit JOMO auf dem Sofa liegen.

Meine schlimmste FOMO-Zeit im Jahr ist bald überwunden: der Sommer. Wenn ein Grillabend den nächsten jagt, sich Festivals und Straßenfeste aneinanderreihen und die Freibäder, Flüsse und Seen locken, habe ich regelmäßig das Gefühl, mich klonen zu müssen, um bei allem mitmachen zu können. Dabei geht es mir allerdings um die pure Lust an den sommerlichen Aktivitäten und weniger um die Sorge, etwas zu verpassen. Streng genommen wohl keine echte FOMO, vielleicht eher FOBO?! Aber von vorne: Was hat es mit den lustig klingenden Abkürzungen eigentlich genau auf sich?

Die dunkle Seite der Vernetzung: FOMO und FOBO

FOMO steht für «Fear of Missing Out», also die Angst, etwas zu verpassen. Die Wissenschaft definiert FOMO als die Besorgnis, dass andere gerade belohnende Erfahrungen machen, bei denen du selbst nicht dabei bist. Das zugrundeliegende Phänomen ist nicht neu, der Begriff dafür geistert aber erst seit den 2010er-Jahren durch die Medien. Denn: Der Aufstieg von Social Media hat die Sorge, tolle Erlebnisse zu verpassen, erst so richtig gepusht.

Wer gemütlich auf dem Sofa liegt, Fernseher und Knabberkram bereits in Position gebracht, versehentlich nochmal schnell durch den Feed scrollt, ist schnell in die Falle getappt. Wenn der Freundeskreis gerade auf Achse ist, du selbst aber auf dem Sofa chillst, kann schon einmal Angst aufkommen, sozial abgehängt zu werden und wichtige Momente zu verpassen.

FOBO, «Fear of better Options» hingegen kannst du sogar haben, während du gerade mit Freunden voll in Action bist: Es ist die Angst davor, eine bessere Alternative zu verpassen. Auch diese Sorge wird durch Social Media extrem verstärkt. Wer ständig überflutet wird von Optionen, gerät schnell in Entscheidungsnöte. Im schlimmsten Fall kannst du dann vor lauter Optionen gar keine Entscheidung mehr treffen und landest doch noch auf dem Sofa.

Die Freude am Verpassen: JOMO

Dort fühlt sich wohl, wer mit JOMO gesegnet ist: der Freude (Joy) daran, etwas zu verpassen. «Joy of Missing Out» beschreibt ein positives Gefühl, das entsteht, wenn du dich bewusst dafür entscheidest, nicht an bestimmten Aktivitäten oder Ereignissen teilzunehmen. Dann hast du Zeit für dich selbst. Das sorgt für Entspannung und gibt dir die Chance, dich auf deine persönlichen Interessen zu konzentrieren. Das Ergebnis: Wohlbefinden statt Freizeitstress, da du dich von gesellschaftlichem Druck befreist und deine eigenen Prioritäten setzt.

Was hilft gegen FOMO?

Kommt dir die Sorge, etwas zu verpassen, bekannt vor? Dann können dir diese Tipps helfen, deine FOMO in den Griff zu bekommen.

  • Übe Achtsamkeit, indem du dich auf den Moment konzentrierst, statt dich ständig zu vergleichen.
  • Stärke echte Verbindungen, indem du qualitativ hochwertige Beziehungen im realen Leben pflegst.
  • Hinterfrage deine eigenen Werte und Prioritäten, um zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist.
  • Kultiviere Dankbarkeit, indem du dich auf die positiven Aspekte deines Lebens fokussierst.
  • Lege regelmäßige Digital-Detox-Phasen ein und reduziere Push-Benachrichtigungen, um bewusster mit Medien umzugehen.
  • Hintergrund

    Ausprobiert! Eine Woche (fast) ohne Smartphone

    von Anna Sandner

Was hilft gegen FOBO?

Fühlst du dich oft gelähmt von der Angst, nicht die beste Entscheidung zu treffen? Hier sind einige Tipps, die dir helfen können, deine FOBO zu überwinden:

  • Setze dir klare Entscheidungsfristen, um endloses Aufschieben zu vermeiden.
  • Begrenze deine Optionen bewusst, indem du nur eine überschaubare Anzahl von Alternativen in Betracht ziehst.
  • Vertraue auf deine Intuition und höre auf dein Bauchgefühl, statt endlos nach der perfekten Option zu suchen. (Spoiler: Die gibt es ohnehin nicht.)
  • Akzeptiere, dass es keine perfekte Entscheidung gibt und jede Wahl sowohl Vor- als auch Nachteile haben kann.
  • Praktiziere Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die du hast, statt dich auf potenziell verpasste Chancen zu fokussieren.
  • Entwickle eine «Gut genug»-Mentalität, bei der du zufrieden bist, wenn eine Option deine wichtigsten Kriterien erfüllt.
  • Erinnere dich daran, dass du aus jeder Entscheidung lernen und wachsen kannst, unabhängig vom Ergebnis.

Ich für meinen Teil habe festgestellt: Meine Gelegenheiten, tatenlos auf dem Sofa zu liegen, sind zu rar gesät, als dass ich in diesen Momenten von FOMO geplagt wäre. In diesem Fall bin ich sicherlich eher mit JOMO gesegnet. Auch mein Drang, mir das Leben der anderen auf Social Media reinzuziehen, ist glücklicherweise gering genug. Sodass ich in solch einem Moment nicht mitbekäme, wer sonst gerade was auch immer macht. Trotzdem bin ich eine Kandidatin für FOBO, wenn ich im Sommer auf der Badewiese liege und anfange zu grübeln, ob nicht doch eine Kanufahrt oder ein Ausflug aufs Land die bessere Wahl gewesen wäre. Aber: Grübeln ist selten bis nie eine gute Lösung, weswegen ich mir fest vorgenommen habe, für den restlichen Sommer (und darüber hinaus) einfach den Moment zu genießen!

  • Ratgeber

    Drei Tipps gegen zermürbendes Grübeln

    von Anna Sandner

Titelbild: Kindelmedia/Pexels

19 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar