«Familien stürmen reihenweise aus dem Kino»: FSK-Wirbel um «Paw Patrol 2»
Der Paw Patrol bläst derzeit viel Kritik um die Hundeohren. Anders als in der Zeichentrickserie versetzen die Fellfreunde im neuen Kinofilm Kinder in Angst. Und Eltern in Wut: Der Film sei nichts für unter Sechsjährige.
Kaum ein Kind unter sechs Jahren kennt und liebt die Hunde-Helden um Ryder nicht. Entsprechend gross war die Vorfreude auf den zweiten Kinofilm der Pfoten-Patrouille.
Seit letzter Woche ist «Paw Patrol: Der Mighty Kinofilm» nun endlich da – stösst seither allerdings auf viel Ärger. Der Film sei für kleine Kinder nicht geeignet, lautet die Kritik vieler Eltern.
«Ich will nach Hause»
«Familien stürmen reihenweise aus dem Kino», schreibt ein Journalist von «Der Westen», der eine Vorpremiere mit seinen zwei Jungs im Alter von drei und fünf Jahren besuchte. Auch sie hätten den Saal schon im ersten Teil verlassen. «Ich will nach Hause», habe sein Dreijähriger gewimmert. «Draussen versammeln sich Eltern, deren Kinder den Nervenkitzel auch nicht ausgehalten haben – selbst solche, die bereits Kinderfilme im Kino geschaut haben», schildert der Autor die Szenerie. Sein Fazit: Das Erzähltempo sei für Kinder unter sechs Jahren «enorm», die «ständige Bedrohungslage kaum auszuhalten».
Eine Mutter namens Beate beschreibt in einem Beitrag auf Hallo-eltern.de ähnliche Szenen: «Sehr viele Kinder, geschätzt drei bis vier Jahre alt, haben angefangen zu weinen und letztendlich den Saal vorzeitig verlassen.» Der Film an sich sei nicht schlecht. Aber einige Charaktere seien für kleine Kinder zu gruselig und überfordernd.
Das Filmportal Kino.de empfiehlt den Film «frühestens ab fünf Jahren». Sein fünfjähriger Sohn sei an zwei Stellen vor Spannung über den Kinosessel geklettert und habe über Angst geklagt, schreibt der Kritiker. «Das waren gar nicht unbedingt grosse Actionszenen, sondern die Stealth-Szene, in der ein Hund in die Basis der Bösewichtin eindringt (und erwischt wird). Das sind routinierte Film-Mittel, die aber nicht immer altersgemäss für das Publikum sind.»
In Deutschland ab 0, in der Schweiz ab 6 Jahren
Dabei ist «Paw Patrol 2» – zumindest in Deutschland – ohne Altersbeschränkung zugelassen. Eine Beschränkung ab sechs Jahren stand vor dem Kinostart zwar im Raum, setzte sich dann aber nicht durch. Der Film sei zwar rasant inszeniert und enthalte spannende Momente sowie zahlreiche Actionszenen. Diese würden jedoch durch humorvolle und entlastende Situationen abgemildert und ausgeglichen, begründet die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) in Deutschland. «Auch die helle und freundliche Gestaltung sowie der Transport positiver Werte wie Zusammenhalt, Mut und Freundschaft tragen dazu bei, dass Kinder im Vorschulalter nicht nachhaltig geängstigt werden.»
Angesprochen auf die Eltern-Kritik weist die FSK die Vorwürfe zurück. «Insbesondere bei Vorschulkindern gibt es grosse individuelle Entwicklungsunterschiede. Spannende Szenen können sehr unterschiedlich rezipiert werden», sagt Peter Kaun von der FSK zum TV-Sender RTL. Und er appelliert an die Eltern: Sie könnten am besten einschätzen, ob ihre Kinder auf bestimmte Inhalte reagieren würden. Er empfiehlt, die FSK-Kurzbegründung zum Film als Orientierung vorab zu lesen und gegebenenfalls den Trailer anzusehen.
Anders sieht es in der Schweiz aus. Hier ist «Paw Patrol 2» erst ab sechs Jahren freigegeben. Die Schweizerische Kommission Jugendschutz im Film, die das Zutrittsalter festlegt, begründet ihren Entscheid damit, dass der Film über «einen schnellen Schnitt, eine allgegenwärtige Musik, eine unaufhörliche Abfolge von bedrohlichen Szenen und Figuren» verfüge. Ausserdem sei er «dialoglastig». Aufgrund dessen sowie der Länge des Streifens von 87 Minuten sei er nicht für Kleinkinder geeignet – «im Gegensatz zur Serie, die sich an Kinder zwischen drei und sechs Jahren richtet».
Ob die Filmmachenden mit dem zweiten Teil schlicht eine zu grosse Heldenmission wollten? Während er an seinem Stammpublikum vorbeischiesst, scheint er nebenbei auch noch um ein neues Zielpublikum zu buhlen. Das kann nicht gut gehen, für beide Seiten nicht. Denn «Paw Patrol» ist nun mal für die Kleinen. Aber spätestens ab acht oder neun Jahren längst wieder Kinderkram.
Titelfoto: CinemanAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.