David Lee
Hintergrund

Eigenbau-NAS – Teil 4: die Suche nach der richtigen Hardware

Richie Müller
15.4.2025
Bilder: David Lee

Nach krankheitsbedingter Abwesenheit widme ich mich wieder meinem NAS-Projekt. Ich beschäftige mich mit der Hardware. Bei der Auswahl habe ich einige Fehler gemacht und daraus gelernt.

Nachdem ich mich im letzten Beitrag meiner NAS-Serie für das Unraid-Betriebssystem entschieden hatte, schlug das Schicksal zu: Krankheitsbedingt musste ich das Projekt Eigenbau-NAS für mehr als ein Jahr auf Eis legen. Nun bin ich wieder am Start. Doch, wo war ich damals stehen geblieben? Zeit für eine kurze Rekapitulation. Falls du alles noch im Kopf hast, kannst du zum Abschnitt «Eigenbau-NAS: Hardware und Optimierung» springen.

Zweigleisige Strategie

Ich wollte ursprünglich meine Synology ausrangieren und mit einem Eigenbau-NAS, respektive einem Homeserver ersetzen. Doch die Community hat mich damals davon überzeugt, dies aus Sicherheitsgründen nicht zu tun.

Endlich auf der Zielgeraden: Der Weg dorthin war lang.
Endlich auf der Zielgeraden: Der Weg dorthin war lang.

Deshalb entschied ich mich für eine zweigleisige Strategie. Zum einen beschloss ich, ein Synology-Nachfolgemodell anzuschaffen. Dies ist in der Zwischenzeit auch passiert. Ich habe mir eine Synology DS1522+ gekauft. Auf dem neuen Netzwerkspeicher lagern die Daten der Familie und meiner Firma sicher. Zum andern will ich mir als «Forschungslabor» einen Homeserver bauen.

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Am Anfang wollte ich ein «NAS der Superlative» bauen. Kosten sollten dabei keine Rolle spielen. Allerdings habe ich mir zu wenig Gedanken über konkrete Nutzungsszenarien gemacht. Dabei ist gerade dies essenziell. Stand heute plane ich unter anderem folgende Anwendungen:

  • Roon: Musikstreaming auf Musikanlage, Computer sowie mobile Endgeräte
  • Pi-hole: Werbeblocker für das gesamte Netzwerk
  • Plex: Medienserver-Plattform zur zentralen Speicherung von Video-Dateien und Streaming an verschiedene Geräte Tautulli: Monitoring-Tool für Plex Mediaserver
  • Heimdall: Dashboard, hübsch aufbereitete Präsentation meiner Links
  • Homarr: Server-Dashboard
  • Grafana: Weiteres Server-Dashboard
  • Nginx Proxy Manager: Zugriff auf Apps von aussen mithilfe eines DNS-Services

Die oben aufgelisteten Anwendungen installiere ich direkt im Community App-Store von Unraid.

Weitere Nutzungsszenarien

  • Experimentieren mit Heimautomation (Home Assistant)
  • Nextcloud
  • Virtuelle Maschinen zum Testen von Software und Betriebssystemen (z.B. Linux-Distributionen, NAS-Betriebssystemen, Cloud-Dienste, etc.)
  • iVentoy zur Installation von Betriebssystemen via PXE-Boot

Die Auflistung ist nicht abschliessend. Mit dem Bau des eigenen NAS/Homeservers will ich ein System schaffen, das meinen Anforderungen auch langfristig gerecht wird. Ich möchte mir nie Gedanken machen müssen, ob ich genug Arbeitsspeicher, Festplattenkapazität oder CPU-Leistung zur Verfügung habe.

Bis ich die passenden Hardware-Komponenten zusammengestellt hatte, benötigte ich einige Zeit.
Bis ich die passenden Hardware-Komponenten zusammengestellt hatte, benötigte ich einige Zeit.

Eigenbau-NAS: Hardware und Optimierung

Da ich darauf drängte, rasch loszulegen, habe ich bei der ursprünglichen Auswahl einige Punkte nicht berücksichtigt. Ich muss deshalb einige Komponenten austauschen. Hier das ursprüngliche und das finale Setup:

Prozessor

Intel Core i9-10900K (alt): Den Intel Core i9-10900K hatte ich ausgesucht, weil ich genug Leistungsreserven wollte für die geplanten Docker-Container und Virtuellen Maschinen. Allerdings erkannte ich nach dem drastischen Anstieg der Strompreise, dass ich das Thema Energieverbrauch vernachlässigt hatte und der i9 für mein Setup zu leistungshungrig ist.

Mit dem neuen Prozessor kann ich den Strombedarf des Systems reduzieren.
Mit dem neuen Prozessor kann ich den Strombedarf des Systems reduzieren.

Intel Core i5-13600K (neu): Kollege Kevin empfahl mir deshalb, auf einen energieeffizienteren Prozessor umzusteigen. Der Intel Core i5-13600K der 13. Generation bietet mehr als genug Leistung für meine Zwecke. Zudem ist er sparsamer, da er über Effizienz-Kerne verfügt.

Hinter der weissen Abdeckung auf der linken Seite befinden sich die Festplatten.
Hinter der weissen Abdeckung auf der linken Seite befinden sich die Festplatten.

Mainboard

ASUS ROG Maximus XII Extreme (alt): Ich habe mich ursprünglich für das Mainboard ASUS ROG Maximus XII Extreme entschieden. Denn es hat viele SATA-Anschlüsse. Ab Werk sind acht vorhanden. Perfekt für mein Vorhaben, da ich möglichst viele Festplatten verbauen will. Das Mainboard hätte zum i9-Prozessor mit dem LGA-1200-Sockel gepasst. Der i5-13600K hat jedoch einen LGA-1700-Sockel.

Asus PRO WS W680-ACE (neu): Aus diesem Grund muss ich das Mainboard austauschen. Das Asus PRO WS W680-ACE ist auf Server und Workstation-Umgebungen ausgelegt. Ich habe unter anderem Anschlussmöglichkeiten für drei M.2-SSDs sowie vier SATA-III-Anschlüsse. Mit dem Delock 90498 erhöhe ich zudem die Zahl der SATA-III-Anschlüsse auf neun. Ausserdem kann ich bei diesem Mainboard fehlerkorrigierenden Arbeitsspeicher nutzen. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Speicher und Arbeitsspeicher

2 x 8 GB HyperX FURY DDR4 (alt): Ursprünglich setzte ich auf 2 x 8 GB HyperX FURY DDR4 3200MT/s XMP CL16 DIMM RGB. Aber nachdem ich mehr über die Anforderungen von Unraid gelernt habe, wird mir klar: Ich benötige mehr RAM, insbesondere für die Nutzung von Docker und virtuellen Maschinen.

4 x 32 GB Kingston D5 4800 ECC R-DIMM DDR5 (neu): Den alten Arbeitsspeicher ersetze ich mit ECC-fähigem RAM. ECC steht im Englischen für «Error Correcting Code». Diese Speicherart kommt bei NAS und Servern zum Einsatz. Ein solcher RAM hat einen Zusatzchip, der selbständig DataBit Fehler im laufenden Betrieb feststellen und korrigieren kann. Dies sorgt zusätzlich für höhere Datensicherheit. Zudem bietet DDR5-RAM mehr Leistung sowie eine höhere Bandbreite.

Unraid benötigt für die Systemleistung ausreichend RAM, da das Betriebssystem nach dem Booten direkt in den Arbeitsspeicher geladen wird. Deshalb entscheide ich mich, möglichst viel Arbeitsspeicher zu verbauen. Das Maximum liegt bei 192 GB RAM. Ich habe «nur» 128 GB verbaut, weil wir die 48-GB-RAM-Module des Herstellers nicht im Sortiment führen.

Wer beim Einkauf nicht aufpasst, kauft doppelt: falscher Arbeitsspeicher (links) und passender Arbeitsspeicher (rechts).
Wer beim Einkauf nicht aufpasst, kauft doppelt: falscher Arbeitsspeicher (links) und passender Arbeitsspeicher (rechts).

Festplatten

6 x 6 TB WD Red Plus (alt): Die WD Red Plus sind von Anfang an Teil meines Builds. Sie haben fürs Erste genug Kapazität.

SATA III SSD: 2 x 500 GB Samsung 870 EVO

NVMe SSD: 1 x 2000 GB Samsung 980 Pro, ohne Kühlkörper; 1 x 2000 GB 980 Pro, mit Kühlkörper Die SATA- und NVMe-SSDs benötige ich für separate Cache-Pools in Unraid.

CPU-Kühler

be quiet! Pure Rock 2 (alt): Der ursprüngliche Kühler be quiet! Pure Rock 2 war passend für die erste Konfiguration. Mit dem neuen Prozessor bin ich aber gezwungen, ihn auszutauschen.

Noctua NH-U12A (neu): Noctua ist bekannt für gute Kühlleistung und geringe Lautstärke der Lüfter. Ich wähle deshalb diesen CPU-Kühler verbaut: Noctua NH-U12A

Gehäuse

Das Fractal Define 7 ist ein mächtiges PC-Gehäuse. Es bietet Platz für bis zu 14 Festplatten. Damit ist mein Wunsch nach viel Speicherkapazität erfüllt, auch wenn ich nicht gleich mit 14 Festplatten an den Start gehe.

Das Fractal Gehäuse verfügt über grosszügige Platzverhältnisse.
Das Fractal Gehäuse verfügt über grosszügige Platzverhältnisse.
  • Produkttest

    Fractal Define 7: Bewährtes neu aufgelegt

    von Kevin Hofer

USB-Stick

Verbatim Nano, inkl. OTG Adaptor. Diesen Stick habe ich ausgewählt, weil er aufgrund seiner Kompaktheit nicht über das Gehäuse hinausragt. Damit sinkt das Risiko, dass er versehentlich herausgerissen wird. Ein zentraler Punkt, wenn man bedenkt, dass er das «Herz» des Systems beinhaltet.

Unüberlegtes Vorpreschen zahlt sich bei einem solchen Projekt nicht aus.
Unüberlegtes Vorpreschen zahlt sich bei einem solchen Projekt nicht aus.
Quelle: Richie Müller

NAS-Hardware auswählen: Das habe ich gelernt

Wenn du mit dem Gedanken spielst, auch einen Homeserver oder ein NAS zu bauen, empfehle ich dir so vorzugehen:

1. Bedarfsanalyse und Planung

  • Speicherbedarf: Abschätzung des benötigten Speicherplatzes.
  • Zugriffsmuster: Bestimmung der Zugriffshäufigkeit und der zugreifenden Geräte.
  • Datenredundanz: Entscheidung über die Verwendung und das Level von RAID.
  • Budget: Festlegung eines Budgets für das Projekt.

2. Hardware-Auswahl

  • Gehäuse: Ein Modell mit genügend Platz für die Festplatten.
  • Hauptplatine und CPU: Auswahl einer Hauptplatine mit ausreichenden SATA-Anschlüssen und einer kompatiblen CPU.
  • Arbeitsspeicher: RAM den Bedürfnissen angepasst.
  • Festplatten: HDDs oder SSDs basierend auf Budget und Bedarf. Preis-Leistungs-Verhältnis unbedingt berücksichtigen.
  • Netzteil: Ein zuverlässiges Netzteil mit passender Leistung.
  • Netzwerkkarte: Gegebenenfalls eine zusätzliche Netzwerkkarte für bessere Leistung oder Redundanz.
  • Kühlung: Sicherstellung einer adäquaten Kühlung.

3. Software-Auswahl

  • Betriebssystem: Auswahl eines NAS-Betriebssystems wie TrueNAS, Unraid, OpenMediaVault, Rockstor oder ein anpassbares Linux-System.
  • Dateisystem: Auswahl eines Dateisystems, das den Anforderungen entspricht (z.B. ZFS, Btrfs, EXT4).

Auch wenn diese Vorbereitungen Zeit fressen, lohnt es sich, strukturiert vorzugehen. Ansonsten wird es dir ähnlich wie mir ergehen.

Mein System ist jetzt zusammengeschraubt. Im nächsten Artikel erfährst du, wie es mir bei der Installation von Unraid ergangen ist.

Titelbild: David Lee

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Journalist mit mehr als 20 Jahren Erfahrung – mehrheitlich im Online-Journalismus in verschiedenen Positionen. Mein Hauptarbeitsinstrument? Ein Notebook – am besten mit Internetverbindung. Diese Geräte haben es mir so sehr angetan, dass ich Notebooks und Computer immer wieder auch gerne auseinanderschraube, repariere und neu aufsetze. Warum? Weil es Spass macht! 

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