Eclipsa Audio: Samsungs und Googles Angriff auf Dolby Atmos
Hintergrund

Eclipsa Audio: Samsungs und Googles Angriff auf Dolby Atmos

Luca Fontana
8.1.2025

Vor einem Jahr präsentierten sie IAMF, eine offene Alternative zu Dolby Atmos. Jetzt zeigt Eclipsa Audio, wie diese Vision Realität werden könnte – doch reicht das für eine Revolution?

Wenn Samsung und Google zusammenspannen, dann lässt das aufhorchen – buchstäblich. Das schrieb ich schon vor einem Jahr, als die beiden Tech-Giganten zusammen ein neues, offenes 3D-Audio-Format ins Leben riefen, um Dolby Atmos Konkurrenz zu machen: IAMF.

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Der Ansatz ist nach wie vor vielversprechend: Weg von Lizenzgebühren, hin zu einer offenen Plattform, die durch Flexibilität und Einfachheit punkten will. Ein Jahr später nimmt die Vision langsam Gestalt an – unter dem neuen Namen Eclipsa Audio. Auf der CES 2025 präsentieren Samsung und Google das neue Format, das für YouTube optimiert ist und auf den neuesten Samsung-Fernsehern sowie kompatiblen Soundbars zum Einsatz kommen wird.

Doch kann Eclipsa wirklich mit Dolby Atmos konkurrieren? Ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft.

Der Ursprung: IAMF als Fundament

Die Wurzeln von Eclipsa Audio liegen in IAMF (Immersive Audio Model and Formats), einem offenen Standard, der 2023 vorgestellt wurde. Ziel war es, 3D-Audio von den Zwängen proprietärer Formate wie Dolby Atmos oder DTS:X zu befreien. IAMF erlaubte es, räumliche Klangdaten so zu verarbeiten, dass sie auf einer Vielzahl von Plattformen und Geräten genutzt werden konnten – ohne Lizenzgebühren.

Die Initiative erhielt schnell Rückenwind von der Alliance for Open Media, einer einflussreichen Gruppe, zu der auch Schwergewichte wie Amazon, Apple, Microsoft und Netflix gehören. Doch während die Idee vielversprechend klang, blieb die grosse Frage: Würde IAMF jemals ein echtes Produkt hervorbringen, das mit etablierten Standards mithalten kann?

Eclipsa Audio liefert nun die Antwort – zumindest teilweise.

Was ist Eclipsa Audio?

Eclipsa Audio ist die erste greifbare Umsetzung der IAMF-Vision und wurde speziell entwickelt, um 3D-Audio in YouTube-Videos sowie auf kompatiblen Samsung-Fernsehern und Soundbars zu ermöglichen. Im Gegensatz zu Dolby Atmos, das auf proprietäre Technologien setzt, fallen hier keine Lizenzkosten für Hersteller und keine Zusatzgebühren für Nutzerinnen und Nutzer an. Besonders kleinere Audiohersteller und Dienstleisterinnen könnten davon profitieren, da die Implementierung weniger Hürden mit sich bringt.

Doch Offenheit bringt auch Herausforderungen: Wie stellen Samsung und Google sicher, dass Eclipsa Audio auf verschiedenen Geräten gleich gut klingt? Hier setzt die Kooperation mit der Telecommunications Technology Association an. Sie entwickeln ein Zertifizierungsprogramm, das konsistente Audioqualität auf allen Eclipsa-kompatiblen Geräten gewährleisten soll.

Was bedeutet das für Konsumentinnen und Konsumenten?

Für uns könnte Eclipsa Audio eine spannende Alternative zu Dolby Atmos oder DTS:X sein. Besonders die Integration in YouTube, immerhin die vielleicht grösste Video-Plattform der Welt, könnte Eclipsa einen entscheidenden Boost und – vor allem Akzeptanz – verschaffen. Genau die fehlt Samsung nämlich anderswo: Seine ebenfalls offene und lizenzfreie HDR-Alternative zu Dolby Vision zum Beispiel, HDR10+, hat sich bis heute nicht durchsetzen können, weil kaum ein Streaming-Dienst darauf setzt.

Ein Vergleich, der sogar noch weitergesponnen werden kann: Sollte Samsung Dolby Atmos ebenso den Rücken kehren wie einst Dolby Vision, um seinen eigenen Standard mehr zu pushen, könnten Samsung-Fernseher und -Soundbars künftig ohne Dolby-Atmos-Unterstützung auskommen. Falls jedoch grosse Medienhäuser wie Netflix oder Disney nicht auf den Eclipsa-Zug aufspringen, droht den Konsumentinnen und Konsumenten die Einschränkung auf umgewandelte und möglicherweise minderwertige Stereo-Formate. Und zwar genauso, wie Dolby-Vision-Inhalte auf einem Samsung-Gerät in der weniger hochwertiger HDR10-Qualität abgespielt werden.

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Tatsächlich wird Eclipsa vorerst nur auf bestimmten Samsung-Geräten verfügbar sein. Auch bleibt unklar, wie gut Eclipsa mit älteren Samsung-Geräten oder anderen Marken funktionieren wird. Dolby Atmos hat hier dank seiner langen Marktpräsenz und breiter Akzeptanz klar die Nase vorn.

Titelbild: Samsung Newsroom

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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