«Dragon’s Dogma 2» zeigt, wie man der Schnellreise einen Wert gibt
29.1.2024
Fast Travel musst du dir in «Dragon’s Dogma 2» erst verdienen. Mehr Spiele sollten diesen Weg gehen.
Statt stundenlang zu rennen, nutze ich in Open-World-RPGs Fast Travel. Das ist praktisch, hat aber auch seine Schattenseite. Denn wenn ich in Sekundenschnelle mein Ziel erreichen kann, riskiere ich, dass die Welt an mir vorbeizieht. Das ist schade, weil die lebhafte Fantasywelt für mich einer der wichtigsten Gründe ist, zu gamen.
Ein gutes Schnellreisesystem ist eines, das nicht alle zwei Minuten zum Einsatz kommt. Wenn ich mich gegen Fast Travel und damit für den Fussmarsch und für das Erkunden der Spielwelt entscheide, haben Entwickler ihren Job gut gemacht. Dieser Meinung ist auch Hideaki Itsuno, Game Director von «Dragon’s Dogma 2».
In einem Interview mit IGN erklärt Itsuno: «[Zu Fuss] Reisen ist nur ein Problem, wenn ein Spiel langweilig ist. Alles, was du als Entwickler tun musst, ist, das Reisen unterhaltsam zu gestalten». Er lässt durchblicken, dass sich Spielerinnen und Spieler in «Dragon’s Dogma 2» nicht jederzeit und gratis auf Schnellreisen verlassen können.
Innert Sekunden von A nach B
Grundsätzlich gebe ich Itsuno-san recht: Eine lebendige Spielwelt will ich gehend oder reitend erkunden. Ich will mit NPCs interagieren, jagen, Banditenangriffe zurückschlagen, seltsam leerstehende Häuser am Wegrand untersuchen, Geschichten von Skeletten aufarbeiten. Ich möchte mich in der Welt verlieren.
Selbstverständlich will ich manchmal mit einer Quest vorwärts machen, die Story vorantreiben oder einem bestimmten Boss ein wertvolles Item abnehmen. Dann bin ich froh, um die Möglichkeit, mich innert Sekunden an den gewünschten Ort zu teleportieren. In diesen Situationen brauche ich keine immersive Welt, sondern eine praktische.
Fast Travel in «Dragon’s Dogma 2»
«Dragon’s Dogma 2»-Chef Hideaki Itsuno verbannt Fast Travel nicht ganz: Im neuen Spiel sollen Ochsenkarren zwischen Knotenpunkten verkehren. Diese können Opfer von Überfällen werden, sagt Itsuno: «Während einer Reise per Ochsenkarren versperren vielleicht Goblins den Weg und du hast keine andere Wahl, als sie zu bekämpfen. Gleichzeitig greift möglicherweise ein Greif im Sturzflug an und zerstört den Wagen mit einem Hieb». Dann bleibt nichts anderes übrig, als den Rest des Wegs zu laufen.
Der Game-Entwickler verkauft diese Mini-Events als Bonus. Ich befürchte, dass die Überfälle schnell repetitiv werden könnten. Ich denke an Momente, in denen ich als High-Level-Pokémon-Trainer in Anfangsgebieten durchs hohe Gras laufen muss. Ständig werde ich dabei von übereifrigen Taubsis herausgefordert, die ich mit einem genervten Fingerschnips auslösche. Deshalb hoffe ich, dass der Ochsenwagen in «Dragon’s Dogma 2» ein valables Transportmittel und kein Spiessrutenlauf wird.
Wie man der Schnellreise einen Wert gibt
Ein weiteres Transportmittel übernimmt «Dragon’s Dogma 2» voraussichtlich vom Vorgänger. Dort funktioniert es so: Du findest in der Welt eine Handvoll Zielkristalle – oder kaufst sie für sehr viel Geld. Einen Zielkristall platzierst du irgendwo auf dem Boden und erschaffst so deinen eigenen Fast-Travel-Punkt. Maximal zehn können gleichzeitig aktiv sein. Um dich zu teleportieren, brauchst du einen Reisestein. Auch dieser kostet Gold und wird bei Gebrauch zerstört.
Dieses System halte ich für sinnvoll. Anstatt Fast Travel wie Wegwerfware zu behandeln, macht «Dragon’s Dogma» jede Schnellreise kostbar. Es wendet ein Grundprinzip der Wirtschaft an: Sinkt die verfügbare Menge, so steigt der Wert der Ware. Das System scheint ausgereifter und wohlüberlegter als der Ochsenkarren mit Mini-Game.
Sich in «Dragon’s Dogma 2» wild hin und her teleportieren, kann man sich wohl erst im Lategame leisten. Ich finde das gut so. Schliesslich will ich mir die Sporen abverdienen, auch mal Dreck fressen, etwas aufbauen und die Welt erleben. Ich bin zuversichtlich, dass Hideaki Itsuno eine gute Balance findet, um die Reisen in «Dragon’s Dogma 2» packend zu gestalten.
Titelbild: Capcom
Valentin Oberholzer
Freier Autor
Meine Rückzugsorte tragen Namen wie Mittelerde, Skyrim und Azeroth. Muss ich mich aufgrund von Reallife-Verpflichtungen von ihnen verabschieden, begleiten mich ihre epischen Soundtracks durch den Alltag, an die LAN-Party oder zur D&D-Session.