Diese Diamanten entspannen, aber können auch süchtig machen
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Diese Diamanten entspannen, aber können auch süchtig machen

Die Malerei mit diesen Diamanten soll bis in die fünfte Dimension reichen. Und tatsächlich: Diamond Dotz hat mich hineingezogen und nicht mehr losgelassen.

In meinen sozialen Netzwerken poppen sie im Moment ständig auf. Bilder und Videos von Leuten, die den Fortschritt ihrer Malen-nach-Zahlen Motive teilen und die fertigen Kunstwerke stolz präsentieren. Es sind keine gewöhnlichen Zeichnungen, sondern strassbesetzte, kitschige Mosaik-Motive zum Einrahmen. Ich bin irritiert und fasziniert.

Diamond Dotz selbst bezeichnet das Diamond Painting als «relaxing, fun, addictive». Entspannend, unterhaltsam und süchtig machend soll das Bestücken der Bilder sein. Da muss was dran sein. Denn die Instagramstorys der Hobbykünstlerinnen und -künstler wirken so, als seien sie regelrecht davon besessen. Kein Wunder: Der Diamond Painting Club schreibt dem «5D Diamond Painting» Angst- und Stresslinderung sowie die Steigerung der Konzentration zu. Wie die Malerei in fünf Dimensionen funktioniert, kann ich mir nicht erklären. Aber weniger Stress und mehr Entspannung klingt gut. Ich probiere es daher selber aus.

Kitsch please!

Abgesehen von der grossen Welle vor Kanagawa, ist der grösste Teil der Motive so kitschig, dass ich mir beim Stöbern sofort «Careless Whisper» von George Michael anmachen und hören muss. Weichgezeichnete Tigerbabies, lächelnde Koalabären und anmutende Pferdeporträts. Sie wollen alle mit Diamanten bestückt werden. Für ein Mal ist die Wahl tatsächlich ein wenig eine Qual: Entscheide ich mich für den majestätischen Jaguar, der mir mit intensivem Blick direkt in die Seele starrt. Oder doch lieber für die beiden Wölfe, die in einem Photoshopverschnitt zwischen Sonnenschein und Vollmond verweilen, während Hedwig, die Eule aus Harry Potter, über deren Haupt gleitet. Weil ich unentschlossen bin, entscheidet der Münzwurf: Zahl, ich nehme den Jaguar.

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Im gesamten Set ist eine Motiv-Leinwand, ein Applikator, eine Schale, Wachs und die Diamonds enthalten. Mehr brauche ich offenbar nicht, um mein erstes 5D-Mosaik-Bild zu entwerfen.

Das Kit beinhaltet alles, was ich für Malerei brauche. Zusätzlich habe ich mir einen Trichter aus Papier gebastelt, um die Diamanten einfacher in die Tüten zurück zu kippen.
Das Kit beinhaltet alles, was ich für Malerei brauche. Zusätzlich habe ich mir einen Trichter aus Papier gebastelt, um die Diamanten einfacher in die Tüten zurück zu kippen.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Das Malen-nach-Zahlen für die Feinmotorik

Beim Ausrollen bemerke ich, dass die Leinwand einen anderen Bildausschnitt wie das Vorschaubild zeigt. Merkwürdig.

Ich lasse mich davon nicht irritieren und schaue mir das Set genauer an. Dabei fällt mir auf, dass sich die Herausforderung beim Diamond Painting nicht an das Denkorgan, sondern an die Feinmotorik richtet. Denn anders als beim Malen-nach-Zahlen mit Farbe und Leinwand ist das Motiv hier schon farbig aufgedruckt und von Anfang an klar ersichtlich. Über dem Bild liegt ein Raster mit Symbolen, zu jedem Symbol gehört eine Diamanten-Farbe. So ist es ganz einfach, die Strasssteine am richtigen Ort zu platzieren. Die vermeintlichen Strasssteinen sind keine geschliffene Glas-, sondern Kunststoffdiamanten. Bei einem Preis von 10 Franken hätte mich das nicht überraschen sollen. Dementsprechend sind die Diamanten nicht ganz so glänzend, wie ich es erhofft hatte.

Die Leinwand ist mit einer klebenden Schicht versehen, auf der die Diamanten haften.
Die Leinwand ist mit einer klebenden Schicht versehen, auf der die Diamanten haften.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Symbole entschlüsseln wie eine Spionin und Diamanten besetzen wie ein Goldschmied

Ich ziehe die Schutzfolie von der immer noch stark gewellten Leinwand ab und begreife erstmals, wie die Diamanten auf dem Motiv haften. Die Brillanten werden auf eine klebende Schicht platziert, wo sie dann festsitzen. Am oberen Rand ist eine Tabelle mit kryptischen Symbolen und Zahlen. Diese zeigen mir, in welchen Tüten ich die richtigen Diamonds für die jeweiligen Symbole finde. Jetzt muss ich mich nur noch für das erste Symbol entscheiden.

Ich fange mit dem Symbol «a» an. Ich öffne die Tüte und leere die Strasssteine in die grüne Schale und rüttel an dieser, bis sich die meisten Diamanten drehen und mit ihren Facetten nach oben liegen. Den Applikator drücke ich in das haftende Wachs, nehme das erste Steinchen auf und platziere es auf der Leinwand.

Ich drücke den Applikator ins Wachs, damit die Diamanten daran haften.
Ich drücke den Applikator ins Wachs, damit die Diamanten daran haften.
Wenn ich die Schale leicht schüttel, drehen sich die Diamanten auf die richtige Seite.
Wenn ich die Schale leicht schüttel, drehen sich die Diamanten auf die richtige Seite.
Quelle: Stefanie Lechthaler
Auf der Tabelle kann ich ablesen, welche Diamanten zu dem jeweiligen Symbol gehören.
Auf der Tabelle kann ich ablesen, welche Diamanten zu dem jeweiligen Symbol gehören.
Quelle: Stefanie Lechthaler
Mit dem Applikator setze ich die Diamanten an der richtigen Stelle auf das Symbol.
Mit dem Applikator setze ich die Diamanten an der richtigen Stelle auf das Symbol.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Achtung Diamantenrausch

Den Anfang empfinde ich als harzig. Es braucht einen Moment, bis ich die richtigen Säcke finde und die Diamanten beim Zurückkippen nicht neben der Tüte landen. Um mir das Leben zu vereinfachen, lege ich die Tüten mit aufsteigender Zahlenreihenfolge in eine Box und bastle mir einen Trichter aus Papier, mit dem ich die Diamanten ohne Verlust zurück in die Säckchen hineinbringe. Jetzt beginnt der Spass. Das Setzen der Strasssteine ist unglaublich befriedigend und allmählich verstehe ich die Freude daran. Ich komme nicht nur in den Diamantenrausch, sondern bin getrieben davon, das Motiv möglichst schnell fertig zu machen. Das Malen-nach-Zahlen hat mich in seinen Bann gezogen.

Der Diamantenrausch hat mich gepackt. Ich schwebe durch neue Sphären der Konzentration.
Der Diamantenrausch hat mich gepackt. Ich schwebe durch neue Sphären der Konzentration.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Entspannend, spassig, süchtig machend – das Malen-nach-Zahlen hält fast alles, was es verspricht

Das Diamond Painting soll Stress reduzieren. Davon habe ich nichts gemerkt, zumindest nicht langfristig. Entspannen konnte ich aber auf jeden Fall und meine Konzentration war während des Malens überraschend hoch. Auch der Spassfaktor war mit der Zeit höher, als ich zu Beginn dachte. Zu sagen, dass ich durch diese Malerei in neue Sphären vorgestossen bin, wäre masslos übertrieben. Fakt ist aber, dass mich das Diamantensetzen teilweise Raum und Zeit vergessen lassen hat. Und ich muss gestehen, das Setzen des letzten Steins war wie das Ende der ersten Staffel einer guten Fernsehserie. Mir fehlt irgendwas und jetzt habe ich umso mehr Bock darauf, sofort weiterzumachen. Hat es mich etwa süchtig gemacht?

Sieht ganz okay aus.
Sieht ganz okay aus.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Wenn du noch andere Ideen hast, wie man die fünfte Dimension erreicht, dann schreib es in die Kommentare.

Fazit

Suchtpotenzial vorhanden

Dieses Malen-nach-Zahlen hat mich überrascht. Zu Beginn hatte ich Mühe, mich ins meditative Steinesetzen hineinzufuchsen. Und das Endresultat ist definitiv Geschmackssache. Aber mit ein paar Prozess-Anpassungen habe ich den Spass an den Diamond Dotz gehabt. Es besteht defintiv Suchtpotenzial. Vielleicht werde ich schon bald ein neues Motiv ausprobieren.

Pro

  • Ein entspannender Zeitvertreib
  • Alles, was benötigt wird, ist im Kit enthalten
  • Es werden genügend Diamonds mitgeliefert, falls ein paar verloren gehen

Contra

  • Das Motiv ist schmaler als auf der Verpackung abgebildet
  • Sehr kitschige Motivauswahl
  • Masse 40x30cm sind inklusive Rand. Der Jaguar ist nur 35x25cm gross
Diamond Dotz Diamond Painting Jaguar Kopf
EUR15,59

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Titelbild: Stefanie Lechthaler

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Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.


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