Die Sony A7S III kann 4K-Videos mit 120 fps aufnehmen
Kein 8K, dafür 4K mit 120 Frames pro Sekunde. Die Sony A7S III setzt für die professionelle Videoproduktion auf einen Sensor mit tiefer Auflösung.
Lange, sehr lange haben wir auf den Nachfolger der 2015 erschienenen Sony A7S II warten müssen. Ich glaubte schon gar nicht mehr daran, dass da noch etwas kommt. Doch Ende Juni kündigte Vice President Kenji Tanaka in einem Interview das baldige Erscheinen der A7S III an.
Hintergrund: Es gibt die Modellreihen Sony A7, A7R und A7S. Die Generation wird jeweils durch eine römische Zahl markiert. Bei der R-Reihe sind wir mittlerweile bereits bei der Sony A7R IV angelangt. Die R-Reihe zeichnet sich durch eine hohe Auflösung aus und richtet sich an Landschafts- und Architekturfotografen. Die S-Reihe ist vor allem auf Video ausgelegt. Die Reihe ohne Zusatzbuchstaben sind Allrounder-Kameras.
Meine erste Frage war: Wird die Sony A7S III auch 8K-Video beherrschen und so mit der Canon EOS R5 gleichziehen? Jetzt ist klar: Nein, wird sie nicht. Sie kann «nur» 4K. Aber das dafür richtig gut. Und das dürfte für den normalen Alltag wesentlich wichtiger sein als 8K.
Hohe Bildraten
8K ist bei der Sony A7S III nur schon deshalb nicht möglich, weil der Sensor weiterhin nur 12 Megapixel umfasst. Der Sensor ist trotzdem eine Neuentwicklung. Beim Umrechnen der Gesamtauflösung auf die gewünschte Videogrösse sind kleinere Sensoren im Vorteil – es gibt einfach weniger grosse Datenmengen zu verrechnen.
Das könnte ein Grund sein, wieso die A7S III höhere Frame Rates erreicht als man bisher in 4K gesehen hat. Sagenhafte 120 fps schafft das neue Video-Biest von Sony. Und das bei einer Farbabtastung von 4:2:2 und einer Farbtiefe von 10 Bit. Dazu wird der Codec H.265 verwendet. Da sich diese Kamera an professionelle Video Producer richtet, gehe ich schwer davon aus, dass die 120 fps durch Oversampling erreicht werden und nicht durch Line Skipping.
Über HDMI ist ein RAW-Output möglich. Diese Videos haben die Auflösung von 4264×2408 und 16 Bit Farbtiefe.
Ein Sucher, der seinesgleichen sucht
Der Monitor mit 1,4 Megapixeln ist um 180 Grad ausklappbar und vollständig drehbar, wie sich das für eine Kamera mit Videoschwerpunkt eigentlich gehört. Beim Vorgänger war dies nicht der Fall.
Viel bemerkenswerter ist der Sucher mit 9,44 Mio. Bildpunkten – das ist viel mehr als in jeder anderen Kamera. Damit kann ein 4K-Bild eins zu eins im Sucher abgebildet werden. Der Sucher hat auch die passende Wiederholrate von 120 fps. Braucht das nicht sehr viel Strom? Offenbar nicht: Trotz der hohen Auflösung kann der Sucher mit einem Akku 80 Minuten lang während einer Aufnahme permanent in Betrieb sein (mit Monitor: 95 Minuten).
Auch eine Sport- und Lowlight-Kamera?
Ist der Sucher nicht eher ein Foto- als ein Video-Feature? Ich könnte mir vorstellen, dass Sportfotografen mit dieser Kamera in der Lage sind, ihre Kunden auch mit 4K-Videos zu versorgen. In diesem Fall ist ein Sucher sicher nützlich. Fotografieren kannst du mit der Kamera natürlich auch. Im Serienfeuer schafft sie immerhin 10 Bilder pro Sekunde, und das praktisch unbeschränkt (über 1000 Bilder) lange. Die 15 Blendenstufen-Dynamik, die Sony in dieser Kamera laut eigenen Angaben erreicht hat, sind natürlich in der Fotografie ebenso willkommen. Bei Fotos bleibt übrigens die Bittiefe bei 14 Bit.
Auch der Aufofokus ist mit Sicherheit sporttauglich. Sony hat den Hybrid-Autofokus aus Phasen- und Kontrast-Detektion weiterentwickelt. Der Phasen-Autofokus umfasst 759 Punkte, der Kontrast-AF 425 Punkte. Die Echtzeit-Augenerkennung soll zudem verbessert worden sein.
Weitere wichtige Specs
- Zwei Kartenslots, beide können sowohl SD UHD-II als auch CF Express lesen.
- Eingebauter Bildstabilisator, der die Belichtungszeit bis 5,5 Stufen verlängern soll.
- ISO-Empfindlichkeit bis 102 400, erweiterbar bis 409 600 (Foto-Automatik bis 12 800).
- HEIF-Unterstützung.
- Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 240 fps.
Die Kamera ist voraussichtlich ab September 2020 lieferbar. Bis dann werden wir sie auch getestet haben.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.