Die Hölle friert zu: Apple führt RCS-Chatprotokoll ein
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Die Hölle friert zu: Apple führt RCS-Chatprotokoll ein

Florian Bodoky
17.11.2023

Ob es der drohende EU-Zwang war? Apple führt zum neuen Jahr den RCS-Standard ein. Damit können Android- und iPhone-User ohne Drittmessenger übers Datennetz miteinander kommunizieren.

Mit dem Satz «Buy your Mom an iPhone» – also «Kauf deiner Mutter ein iPhone» – erlangte Apple-CEO Tim Cook Legendenstatus. Es war die Antwort auf die Frage eines Journalisten, wie er seiner Mutter eine Nachricht schreiben soll, ohne auf die anfällige Uralt-Technologie SMS setzen zu müssen.

Weil Apple sich weigert, den Standard Rich Communication Services (RCS) einzuführen, ist SMS die einzige native Kommunikationsmöglichkeit zwischen iPhones und Androiden. Das ändert sich jetzt – es war aber ein langer Weg.

RCS: Sicherer, günstiger und mit mehr Funktionen

Dieses Problem umtreibt viele Nutzerinnen und Nutzer: Die Hersteller von Android-Smartphones haben sich für ihre Standard-Messaging-Apps auf die Einführung des Chat-Standards RCS (Rich Communication Services) geeinigt. Apple seinerseits setzt auf das iMessage-System, das nur zwischen Apple-Geräten funktioniert.

Auch mit RCS werden die Sprechblasen noch immer verschiedene Farben haben.
Auch mit RCS werden die Sprechblasen noch immer verschiedene Farben haben.
Quelle: Florian Bodoky

Beide Standards unterstützen Gruppenchats, den Versand hochauflösender Bilder- und Videos und haben einen hohen Verschlüsselungsgrad. Ausserdem versenden sie Nachrichten übers Datennetz. SMS sind zudem anfällig für Cyberattacken und werden ohne Verschlüsselung versendet. Apples Sturheit und die veraltete SMS-Technologie haben letztlich zum Siegeszug von WhatsApp und Co. geführt.

Konkurrenz und EU setzen Druck auf

Die Hersteller von Android-Handys wollen das ändern, allen voran die Branchen-Riesen Google und Samsung. Sie lancieren immer wieder Kampagnen, in denen sie Apple auffordern, endlich auch RCS einzuführen. Damit beide Welten miteinander kommunizieren können, ohne dabei auf Dritt-Messenger zurückgreifen zu müssen.

Google hat sich letzten Endes sogar an die Europäische Kommission gewandt. Diese solle überprüfen, ob es sich bei Apples iMessage nicht vielleicht um einen sogenannten Kerndienst handelt. Die europäische «Gatekeeper»-Regelung verbietet es Firmen nämlich, Technologien hinter Kerndiensten exklusiv für sich zu nutzen.

Apple kommt der EU zuvor

Apple hat zwar verlauten lassen, dass es sich bei iMessage in Europa nicht um einen Kerndienst handeln kann – dazu sei er zu wenig populär. Allerdings hat sich das Unternehmen jetzt doch anders entschieden und führt RCS ein. Damit kommt Apple einem noch ausstehenden Entscheid der EU bezüglich iMessage zuvor.

Apple betont allerdings, dass RCS die iMessage-Technologie nicht ersetze. Die Kommunikation zwischen Apple-Nutzern wird weiterhin über iMessage erfolgen. Und auch die Farben der Sprechblasen wird sich weiterhin unterscheiden. Zwischen iMessage-Nachrichten wird sie blau sein. Wird hingegen RCS eingesetzt, kommt die grüne Farbe zum Einsatz.

Titelbild: Shutterstock

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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