Das stellen Xiaomi und Motorola mit einem 200-Megapixel-Sensor an
Das Xiaomi 12T Pro und das Motorola Edge 30 Ultra sind die ersten Smartphones mit einem 200-Megapixel-Sensor. Wofür diese im Marketing gerne genutzte Zahl gut ist, siehst du hier.
Rein physikalisch ergeben 200 Megapixel auf den kleinen Sensoren in einem Smartphone wenig Sinn. Es gibt sie trotzdem und Xiaomi sowie Motorola werden nicht die einzigen Hersteller bleiben, die sich freuen, ihre Geräte mit dieser Zahl bewerben zu können. Sie kombinieren die Pixel und versuchen die hohe Auflösung für andere Dinge, wie einen verbesserten Zoom, zu benutzen.
Gleicher Sensor, unterschiedliche Blende und ein Zoom ohne Telelinse
Der Samsung Isocell HP1 in beiden Smartphones verfügt über eine Fläche von 1/1,22 Zoll auf denen sich die 200 Megapixel verteilen. Bei den Linsen gibt es allerdings einen Unterschied bei der Lichtstärke. Beim Xiaomi 12T Pro fällt bei einer Blende von f/1,69 etwas mehr Licht auf die Sensorfläche als beim Motorola Edge 30 Ultra mit f/1,9.
Beide Smartphones ziehen bei der Aufnahme 16 Pixel zu einem zusammen. Mit diesem sogenannten «Pixel Binning» nehmen sie Fotos mit einer Auflösung von 12,5 Megapixeln auf. Die eigentlich 0,64 Mikrometer großen Pixel werden so zu 2,56 Mikrometer großen «Ultrapixeln». Dadurch sollen sie unter anderem lichtstärker sein.
Xiaomi bietet dir im «Pro»-Modus der Kamera-App an, Ultra-HD-Fotos mit 50 Megapixeln aufzunehmen. Beim Motorola findest du den «Ultra-Res»-Modus mit 200 Megapixeln unter «mehr» in der Kamera-App. Xiaomi verzichtet zudem auf eine Telekamera und setzt auf einen «In-Sensor-Zoom». Dieser macht sich zunutze, dass ein Ausschnitt des Sensors eine Aufnahme mit 12,5 Megapixeln machen kann und so näher am Motiv ist. Dieser digitale Zoom soll dem Hersteller zufolge so gut wie ein optischer sein.
Wer nutzt seine hohe Auflösung besser?
Hier geht es nur um die Hauptkamera mit dem 200-Megapixel-Sensor. Die übrigen Kameras und weitere Details der beiden Smartphones schaue ich mir in Einzeltests an.
Hauptkamera: Unterschiede vor allem bei Dunkelheit
Bei Tageslicht sind die Unterschiede zwischen beiden Hauptkameras minimal. Da es sich um den gleichen Sensor handelt, ist das keine Überraschung. Die Linse und die Software sorgen aber dennoch für geringe Unterschiede, die aber keine Änderungen bei der Bildqualität bedeuten. So wirkt beispielsweise die Farbe beim Xiaomi 12T Pro minimal kräftiger. Die Detailgenauigkeit ist aber identisch.
Bei Dunkelheit fallen eher Unterschiede auf. Von der Beleuchtung her gefällt mir die Aufnahme des Edge 30 Ultra besser. Sie ist weniger aufgehellt und lässt es mehr wie eine Nachtaufnahme wirken. Wird jedoch die Detailgenauigkeit wichtig, schneidet das 12T Pro besser ab. In Originalgröße sind die Unterschiede klar zu erkennen. Hier dürfte sich neben der größeren Blende beim Xiaomi auch eine andere Software bei der Verarbeitung bemerkbar machen.
Zoom 10x: In-Sensor-Zoom vs. Telekamera
Zur Erinnerung: Das 12T Pro arbeitet mit einem digitalen In-Sensor-Zoom, das Edge 30 Ultra verfügt über eine Telekamera. Die bietet aber nur einen zweifachen optischen Zoom. Weitere Vergrößerungen sind also auch bei Motorola digital und reichen bis zu einem 16-fachen Zoom. Beim Xiaomi kannst du maximal eine zehnfache Vergrößerung nutzen. Für die Vergleichbarkeit nutzte ich Fotos mit jeweils zehnfachem Zoom.
Bei der zehnfachen Vergrößerung gefällt mir das Bild des Moto Edge besser. Es ist schärfer und zeigt noch mehr Details. Das wird vor allem bei der braunen Fläche neben dem «kv zürich»-Schriftzug und dem Baucontainer darunter deutlich. Während das 12T Pro eine glatte Fläche ablichtet, sind beim Motorola einzelne Platten sowie Lamellen beim Container zu erkennen.
Mehr Megapixel: Ultra HD vs. Ultra Res (Update 11.11.2022)
Beide Smartphones bieten die Option, Aufnahmen mit den vollen 200 Megapixeln anzufertigen. Den Ultra-HD- und den Ultra-Res-Modus findest du jeweils unter «Mehr» bei den Kamera-Modi. Die Dateien in Originalgröße findest du, wie alle anderen Beispiele in diesem Artikel, hier zum Download.
Beide Modi sind nicht schlechter als die Standard-Automatik, dürften im Alltag aber trotzdem meistens vergessen werden. Die Dateien sind deutlich größer und sie bieten nur einen Vorteil, wenn du mit Ausschnitten arbeiten willst. Xiaomi mischt etwas mehr Gelb in die Aufnahmen.
Willst du einen Ausschnitt vergrößern, erscheint mir das Xiaomi etwas schärfer zu sein. Aber der Vorteil ist gering. Der Text auf dem Aufkleber auf der Mülltonne ist bei keinem der Bilder zu lesen.
Der Blick auf den Hamburger Hafen vom Altonaer Balkon, bestätigt die Unterschiede in der Farbwiedergabe.
An dieser Stelle frage ich mich: Lohnt es sich in die 200 Megapixel digital reinzuzoomen oder den Zoom der Kameras zu benutzen?
So richtig stellt mich keine Option zufrieden. Ich sehe minimale Vorteile für die Zoom-Aufnahmen. Da bei ihm die Nachbearbeitung entfällt, ergibt der 200-Megapixel-Modus noch weniger Sinn.
Fazit: 200 Megapixel sind nicht gleich 200 Megapixel
Eine hohe Auflösung allein ist kein Garant für eine bessere Bildqualität. Das Xiaomi 12T Pro und das Motorola Edge 30 Ultra zeigen mit ihren 200-Megapixeln-Sensoren, dass die Weiterverarbeitung eine wichtigere Rolle spielt. Trotz der hohen Auflösung liefen sie standardmäßig 12,5-Megapixel-Aufnahmen. Diese Auflösung reicht für die meisten Zwecke völlig aus. Die Bildqualität der beiden Smartphones bewegt sich auf dem gleichen Niveau. Im Vergleich mit anderen Handys ordnen sie sich in der Spitzengruppe ein, landen aber nicht ganz vorne.
Bei Dunkelheit schneidet das 12T Pro mit einer höheren Detailgenauigkeit besser ab. Beim Zoom hat dagegen das Edge 30 Ultra die Linse vorn. Der 200-Megapixel-Modus sorgt bei beiden nur für Mehraufwand bei der Bildbearbeitung aber nicht für eine bessere Bildqualität.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.