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dbramante1928 Iceland Pro
Das iPhone-Case «Iceland» von dbramante1928 lässt im Test keine Schwächen erkennen. Und obendrein ist die Nachhaltigkeitsstory der dänischen Marke beeindruckend.
Hüllen fürs Smartphone können in der Redaktion lange Diskussionen auslösen. Abgesehen vom Team Hüllenlos bleiben zwei Fraktionen übrig. Die Sparfüchse und diejenigen, die für gute Qualität auch etwas Geld in die Hand nehmen. Egal ob Kunststoff, durchsichtiges Plastik oder Leder – für die Schutzhülle der namhaften Hersteller wird schnell ein Mehrfaches des Preises fällig im Vergleich zu einem namenlosen Case.
Was bekommst du, wenn du teuer kaufst? Das wollte ich vor knapp einem Jahr wissen und habe mir über mein iPhone 14 Pro Max eine durchsichtige Silikonhülle der dänischen Marke dbramante1928 gezogen. Der Brand liegt in der gleichen Preisklasse wie Apples Originalhüllen, setzt aber noch stärker auf Nachhaltigkeit.
Zwei Aspekte haben mich beim Langzeittest besonders interessiert:
Interessiert dich allein die Qualität, kannst du natürlich auch direkt dorthin scrollen. Weil ich aber bei kaum einem Hersteller, mit dem ich gesprochen habe, so viel Substanz beim Thema Nachhaltigkeit gespürt habe, würde ich mich freuen, wenn du den Teil auch liest.
Die Marke dbramante1928, die Protektoren für Tablets, Smartphones und Notebooks sowie Taschen und Displayschutzfolien herstellt, hat sich die Umweltfreundlichkeit seit 2019 auf die Fahnen geschrieben. Verkauft werden unter anderem Smartphone-Hüllen, die zumindest zum Teil aus recyceltem Material bestehen. Ausserdem sollen sie zu hundert Prozent recycelbar sein. Trotz des Ziels, bis 2050 CO2-neutral zu sein, hat dbramante Wallets aus Leder im Sortiment. Auf der Verpackung der Produktmuster für meinen Test finde ich einen grünen Balken, in dem die Worte «Clima Positive Company» stehen. Hat sich Apple nicht eben vom Leder verabschiedet, um CO2 einzusparen?
Wie passt das alles zusammen? Ich verabrede mich mit zwei Personen, die sich bereit erklären, Hintergründe zu erläutern. Zum einen Vasilios Katsiakis; er ist Country Manager Suisse bei dbramante und steigt mit einer erschreckenden Zahl in das Gespräch ein: Jährlich landen weltweit eine Milliarde Smartphonehüllen auf dem Müll. Das sind Millionen Tonnen Plastikmüll. Daran sind auch einige meiner Kollegen aus der Redaktion schuld, denke ich, sage es aber lieber nicht.
dbramante war in den Anfangsjahren selbst kein ökologischer Musterschüler. Nach der Gründung im Jahr 2011 wurden zunächst hauptsächlich Taschen aus Leder verkauft. Als dann aber, wie es auf der Website heisst, «die Klimakatastrophe an unsere Türen klopfte», wurde das Thema Nachhaltigkeit die wichtigste Säule bei der Produktentwicklung.
Kristian Gunvald ist der zweite, mit dem ich spreche. Er ist bei dbramante als Chief Sustainibility Officer (CSO) verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit. Er erklärt mir im Videocall im Detail, welche Stolpersteine es gibt, um das Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu machen. Eine Fertigung der Smartphonehüllen in Dänemark wäre schön, nur bekomme man in Europa kaum recyceltes Plastik. Zudem fehle in Europa inzwischen schlicht die Expertise für die Produktion, noch dazu sind die Kosten viel höher. Kristian formuliert es im Klartext:
Wir müssen fast umgekehrte Industriespionage betreiben. Bei der Verarbeitung von Kunststoff haben die Chinesen einfach einen Wissensvorsprung von Jahrzehnten.
Immerhin, dbramante schafft es, dass die Hüllen der «Greenland»-Serie zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Im gesamten Sortiment liegt der Anteil bei etwa 70 Prozent. Für jedes Kilogramm recyceltes Plastik hat Kristian ein Zertifikat. Dieses weist exakt aus, welche alten Geräte geschreddert wurden, um das Recyclingmaterial zu gewinnen. Im Prinzip könnte jeder Besitzer und jede Besitzerin einer dbramante-Hülle herausfinden, ob das gekaufte Case vielleicht ein Vorleben als Samsung-Galaxy-Plastikcover hatte.
2022 wurde trotz der Herausforderungen bereits ein Teil der Produktion nach Dänemark verschoben. Hier werden seitdem vor allem für Business-Kunden Smartphone-Hüllen gefertigt. Durch die Nähe zwischen Produktionsstandort und Kundschaft kann dbramante Bestellungen schneller ausliefern. Und kürzere Wege bedeuten weniger CO2.
Weitere CO2-Einsparungen realisiert dbramante dadurch, dass die noch in China hergestellten Cases ohne Verpackung verschifft werden. So passen mehr davon in einen Container, das Unternehmen verschifft weniger Luft. Erst in Dänemark erhalten die Hüllen dann den Karton und gehen von hier aus zu den Abnehmern, unter anderem ins Lager der Digitec Galaxus AG.
Besonders stolz ist dbramante darauf, heute die «nachhaltigste Marke» der Welt zu sein – zumindest wenn es um Smartphonehüllen geht. Das ist kein offizieller Titel, den irgendeine unabhängige Institution verleiht. Die Lorbeeren hat sich dbramante selbst aufgesetzt. Allerdings nicht einfach so. Die Dänen arbeiten mit allen Organisationen von Rang und Namen zusammen, die auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit agieren. Einen Überblick findest du hier.
In einzelnen Unternehmensbereichen ist dbramante heute schon klimaneutral. Überraschenderweise bei den Produkten aus Leder. Kühe, aus deren Haut Leder gewonnen wird, gelten nicht unbedingt als Klimaretter. Die Dänen schaffen die CO2-Neutralität hier durch eine eigene Fertigung im indischen Kalkutta. Die Energie für die Fabrik kommt von Solarmodulen auf dem Dach. Vor allem aber wird das Leder nach traditioneller Art von Hand hergestellt. So kann auf grosse Maschinen verzichtet werden, die viel Energie und Wasser benötigen.
Ich gestehe, dass ich früher durchaus selbst mal zur Billighülle gegriffen habe. Nach wenigen Wochen hatten die von mir bevorzugten durchsichtigen Cases meistens in zwei Punkten ihre Schwachstellen bewiesen:
Deshalb habe ich bei der Snap-On-Hartschale «Iceland» von dbramante besonders auf diese Punkte geachtet.
Das durchsichtige Case macht das iPhone Pro Max natürlich «fetter» – also schwerer als es eh schon ist und auch im Vergleich zu einer Billighülle, die gefühlt oft nur wenig dicker als ein Kondom ist. Mit der Hülle von dbramante kommen in der Breite fünfeinhalb Millimeter dazu, das heisst das dbramante-Case schützt auf jeder Seite mit fast drei Millimetern Kunststoff.
Die Höhe wächst um 1,4 Millimeter. Das liegt vor allem am Rand, der rund ums Display zweieinhalb Millimeter in die Höhe ragt. Durch diese Bauart schützt das «Iceland»-Case nicht nur bei einem seitlichen Aufprall. Ich vermeide so vor allem Kratzer auf dem Display, wenn ich das iPhone mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch lege. Um die Kameralinsen auf der Rückseite gibt es ebenfalls erhöhte Kanten.
Nach einem knappen Jahr sitzt das Case noch immer fast genauso fest wie am ersten Tag. Ich habe das getestet, indem ich mir eine fabrikneue «Iceland»-Hülle aus dem Shop bestellt und verglichen habe. Jetzt, wo beide Cases so nebeneinander liegen, fällt mir auf, was die alte Hülle bereits mitgemacht hat. Auf der Rückseite sind leichte Kratzspuren – Grüsse von den Schlüsseln in der Jackentasche. Die Ecke rechts oben weckt Erinnerungen an einen Sturz des iPhones auf die Strasse, als es mir aus kalten Händen geglitten war. Ich habe also – unfreiwillig – bewiesen, dass der in der Produktbeschreibung notierte «Rundum-Sturzschutz» funktioniert. Insgesamt aber fallen die Kratzer kaum auf, das Case sieht so gut wie neu aus.
Der Direktvergleich von alter zu neuer Hülle zeigt auch, wie stark das Material vergilbt ist. Dazu musst du wissen: Die Sonne, genauer die UV-Strahlung, ist bei Silikon der Hauptgrund für den unschönen Effekt. Dazu kommen Ablagerungen von Schweiss, Handcreme oder Hautfett. Regelmässiges Reinigen kann die Vergilbung verlangsamen. Meine dbramante-Hülle habe ich alle paar Wochen mal mit einem feuchten Tuch grundgereinigt. Ich bin also hier nicht besonders vorbildlich.
Trotzdem: Wie du auf dem Foto unten siehst, ist das Material noch immer sehr klar. Es gibt im Prinzip überhaupt keine Vergilbung. Wenn man genau hinsieht, wirkt die ältere Hülle eher etwas rosafarbig. Das fällt aber nur auf, wenn man die Hülle alleine anschaut.
Die Hülle von dbramante bewegt sich in derselben Preisklasse wie das Clear Case von Apple. Im direkten Vergleich zwischen beiden Cases ist das Apple-Modell viel glatter und rutschiger. ES gibt mir weniger das Gefühl, mein iPhone gut in der Hand zu halten. Dafür trägt es etwas weniger auf.
Am grössten ist der Unterschied bei der Länge. Mit Apple-Hülle ist das iPhone 16,4 Zentimeter lang, mit der dbramante-Hülle 16,7 Zentimeter. Das liegt an der offenen Bauweise von Apple unten, dort wo Ladekabel und Mikrofon bzw. Lautsprecher verbaut sind. dbramante schützt hier sicher besser, bei Apple sieht es dafür eleganter aus.
Die Apple Hülle ist 0,2 Millimeter weniger hoch, hat also einen etwas kleineren Rand ums Display. In der Breite beträgt Apples Vorteil 0,4 Millimeter. Alles in allem ergibt sich ein Gewichtsvorteil von zweieinhalb Gramm zu Gunsten von Apple.
Dieser Testbericht beruht auf fast einem Jahr Erfahrung mit der dbramante-Hülle «Iceland Pro». Inzwischen findest du im Sortiment auch die transparenten Hüllen für die neue iPhone-Generation und für Samsung-Smartphones. An Produktionsweise und Materialien hat sich laut Hersteller nichts geändert. Die Testergebnisse gelten deshalb für alle klaren Cases.
Zum gesamten Sortiment von dbramante 1928 geht es hier.
Pro
Contra
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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.