Produkttest

Canon EOS 90D und EOS M6 Mark II im Test: Spiegelreflex- gegen Systemkamera

In der Canon EOS 90D und der EOS M6 Mark II befindet sich der gleiche Bildsensor. Perfekte Voraussetzungen, um zu klären, was der fehlende Spiegel für einen Unterschied zwischen einer DSLR- und einer Systemkamera macht.

Der CMOS-Sensor im APS-C-Format hat in beiden Kameras eine Auflösung von 32,5 Megapixeln. Der fehlende Spiegel hat auf seine Bildqualität keinen großen Einfluss. Stattdessen sorgen die Größe und die Bedienung sowie einige Ausstattungsmerkmale dafür, dass sich die EOS 90D und die EOS M6 Mark II für verschiedene Zwecke eignen.

Mit oder ohne Spiegel

Ich fotografiere seit etwa 15 Jahren mit Spiegelreflexkameras. Den Wechsel zu einer Systemkamera ohne Spiegel habe ich noch nicht vollzogen. Die beiden neuen Kameras von Canon sind ein willkommener Anlass die Unterschiede zwischen DSLR- und Systemkamera im Alltag zu ergründen. Ich habe die EOS 90D und EOS M6 Mark II unter anderem im Büro für Fotos zu Artikeln sowie zum Aufnehmen von Videos genutzt.

Dabei fällt mir auf, wie viel kleiner und leichter die M6 Mark II ist. Klar, das zeigt auch ein Blick auf die Datenblätter oder die beiden nebeneinander stehenden Kameras, aber den Unterschied in der Hand zu spüren ist dann doch etwas anderes. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, wie ich ohne nachzudenken zur spiegellosen Kamera gegriffen habe, weil sie handlicher ist. Dabei ist ihr Handgriff so klein, dass der kleine Finger nichts zu tun hat. Mich stört das nicht, ich weiß aber, dass es Menschen gibt, für die das ein Nachteil ist. Bei der 90D packe ich dagegen mit allen fünf Fingern zu, muss aber auch knapp 300 Gramm mehr halten – und das bereits ohne Objektiv.

Wenn das Display den Sucher ersetzt

Wenn ich eine Kamera mit Sucher in der Hand halte, benutze ich ihn ohne zu überlegen. Die EOS M6 Mark II hat allerdings keinen Sucher. Stattdessen dient das Display als Sucher. Das ist beim Fotografieren kein Problem. Die Umstellung kostete mich keine Überwindung und der Bildschirm ist auch hell genug, um bei Sonnenschein etwas zu erkennen. Einzig die Akkulaufzeit fällt durch das eingeschaltete Display etwas kürzer aus. Falls du nicht auf einen optischen Sucher verzichten willst, kannst du einen für die M6 dazukaufen und ihn auf dem Zubehörschuh anbringen.

Das Display der EOS M6 Mark II bewegt sich nur nach oben und unten.
Das Display der EOS M6 Mark II bewegt sich nur nach oben und unten.

Der optische Sucher der EOS 90D kommt – wie immer bei Spiegelreflexkameras – nur für Fotos zum Einsatz. Bei Videos schaltet die Kamera auf ihr Display um. Es handelt sich um den gleichen drei Zoll großen Touchscreen wie bei der M6, nur die Bewegungsmöglichkeiten sind andere. Den Bildschirm der kleineren Systemkamera kannst du um 45 Grad nach unten und 180 Grad nach oben klappen, um zum Beispiel den Bildausschnitt zu kontrollieren, wenn du vor der Kamera stehst. Allerdings kommt er dann mit Zubehör auf dem Schuh ins Gehege. Bei Videodrehs habe ich den Ton-Empfänger auf den Zubehörschuh gesetzt und konnte dann das Display nicht mehr komplett nach oben klappen. Bei der 90D schwenkt der Touchscreen zur Seite aus und lässt sich dann um 270 Grad drehen. Du kannst von unten und von vorne auf den Bildschirm schauen. Wenn du ihn nicht brauchst, kannst du ihn zuklappen und so – etwa beim Transport – vor Kratzern schützen.

Das Display der EOS 90D klappt zur Seite heraus.
Das Display der EOS 90D klappt zur Seite heraus.

Eher Automatik oder lieber manuelle Einstellungen

Bei der EOS M6 Mark II erreichst du alle Bedienelemente mit der rechten Hand, die die Kamera hält. Bei der EOS 90D brauchst du die linke Hand für das Moduswahlrad, den Ein-Aus-Schalter sowie die Menü- und die Info-Taste. Auffällig ist, dass ich bei der 90D mehr Einstellungen über Tasten oder Räder an der Kamera vornehmen kann und zahlreiche Infos zu gewählten Einstellungen in dem kleinen Display auf der Oberseite sehen kann. Bei der EOS M sind viele Infos und Optionen nur über den Touchscreen erreichbar.

Die EOS D90 (rechts) hat mehr Tasten auf der Rückseite.
Die EOS D90 (rechts) hat mehr Tasten auf der Rückseite.

Der Auslöser der M6 Mark II hat einen klareren Druckpunkt. Da merkst du deutlich im Finger, wenn die Kamera ein Foto aufnimmt. Bei der 90D hat die Taste viel mehr Spiel und im Finger merkst du nicht, wenn der Moment für die Aufnahme gekommen ist. Du hörst es aber, wenn der Spiegel aufklappt.

Über das Info-Display hast du bei der EOS 90D (rechts) mehr Infos direkt im Blick.
Über das Info-Display hast du bei der EOS 90D (rechts) mehr Infos direkt im Blick.

Der Akku der EOS M6 Mark II hat mit 7,5 Wh eine deutliche niedrige Energie als die Batterie der 90D mit 14 Wh. Canon gibt an, dass du mit der M6 etwa 305 Fotos mit einer Akkuladung aufnehmen kannst. Bei der 90D sollen es knapp 1300 Bilder sein. Ein deutlicher Unterschied, der noch dadurch verstärkt wird, dass das Laden lange dauert – zumindest im Vergleich zu einem Smartphone, dessen Ladetempo wir alle kennen. Für viele Aufnahmen an einem Tag ist ein zusätzlicher Akku im Zweifel die sichere Wahl.

Anschlüsse und App: Zugriff von außen

Beide Kameras speichern Fotos und Videos auf einer SD-Karte ab und haben Anschlüsse für eine Fernbedienung sowie einen Audioeingang, aber nur bei der EOS 90D kannst du einen Kopfhörer anschließen, um den Ton während einer Videoaufnahme zu kontrollieren. Zur Datenübertragung nutzt die Spiegelreflexkamera einen Mini-HDMI- und einen Micro-USB-Anschluss. Die EOS M6 Mark II verfügt stattdessen über einen Micro-HDMI- sowie einen USB-C-Anschluss.

Die Anschlüsse der EOS 90D.
Die Anschlüsse der EOS 90D.
Die Anschlüsse der EOS M6 Mark II – der Micro-HDMI-Anschluss befindet sich auf der anderern Seite.
Die Anschlüsse der EOS M6 Mark II – der Micro-HDMI-Anschluss befindet sich auf der anderern Seite.

Du kannst beide Kameras per Bluetooth mit deinem Smartphone koppeln, über eine App fernbedienen und sie in ein WLAN einwählen oder das Smartphone mit dem WLAN der Kamera verbinden. Mit der Bluetooth-Fernbedienung drückst du den Auslöser und bewegst dich durch die Bildwiedergabe auf dem Display. Mehr Funktionen stehen bei einer WLAN-Verbindung zur Auswahl: Du kannst Fotos von der Kamera auf dein Smartphone übertragen – automatisch oder nach manueller Auswahl – und kannst per «Remote Live View» nicht nur sehen was die Kamera aufnimmt, sondern auch Einstellungen anpassen und den Auslöser drücken.

Mit der App von Canon kannst du Fotos und Videos aufnehmen.
Mit der App von Canon kannst du Fotos und Videos aufnehmen.

Bildqualität: Zwei Kameras, ein Sensor

Ein paar Beispielfotos will ich dir nicht vorenthalten. Allerdings sind sie nur bedingt miteinander vergleichbar, da ich nicht für beide Kameras das gleiche Objektiv zur Hand hatte. Die Bilder der EOS 90D entstanden mit einem 18-bis-55-Millimeter-Objektiv und die der EOS M6 Mark II mit einem 18-bis-150-Millimeter-Objektiv. Da beide Kameras unterschiedliche Bajonette haben, kann ich die Objektive nicht tauschen. Einen Adapter mit dem die EF- und EF-S-Objektive der 90D an das EF-M-Bajonett der M6 passen, habe ich nicht zur Hand.

Ich habe die JPEG-Dateien genommen, wie sie aus der Kamera kommen. Beide Kameras können natürlich auch in RAW aufnehmen und du kannst in der Nachbearbeitung dann noch viel mehr aus den Bildern herausholen.

EOS 90D
EOS 90D
EOS M6 Mark II
EOS M6 Mark II
EOS 90D (Ausschnitt)
EOS 90D (Ausschnitt)
EOS M6 Mark II (Ausschnitt)
EOS M6 Mark II (Ausschnitt)

Bei meinen Beispielbildern sind zwar teilweise geringe Unterschiede in der Bildqualität und der Beleuchtung zu erkennen. Die würde ich aber auf den Umstand schieben, dass die Aufnahmen mit verschiedenen Objektiven auf der Straße und nicht unter Laborbedingungen entstanden sind. Deswegen fällt es für mich nicht groß ins Gewicht, dass der überflutete Hamburger Fischmarkt bei der EOS M6 Mark II etwas heller und weniger scharf ist.

EOS 90D
EOS 90D
EOS M6 Mark II
EOS M6 Mark II
EOS 90D (Ausschnitt)
EOS 90D (Ausschnitt)
EOS M6 Mark II (Ausschnitt)
EOS M6 Mark II (Ausschnitt)
Die Beispielfotos findest du in voller Auflösung hier.

Bei Tageslicht sehen die Aufnahmen für mich in Bezug auf die Farben, den Kontrastumfang und die Detailgenauigkeit identisch aus. Die Art der Kamera – DSLR oder Systemkamera – scheint keine Auswirkungen auf die Bildqualität zu haben.

Fazit: Wenn der Sensor identisch ist, werden andere Dinge wichtig

Bei der Wahl zwischen Spiegelreflexkamera und Systemkamera spielt der Sensor bei diesen beiden Modellen keine Rolle. Wichtiger sind die Größe der Kamera, den du bei der M6 mit dem fehlenden Spiegel, den ich nicht vermisse, und dem nicht vorhandenen optischen Sucher, der mir fehlt, bezahlst. Ebenfalls wichtig ist die Frage der Objektive. Noch ist die Auswahl für die 90D größer, aber in Zukunft wird eher die Auswahl für Systemkameras größer und zudem gibt es einen Adapter mit dem DSLR-Objektive an die M-Serie passen. Andersherum geht es nicht.

Die Canon EOS M6 Mark II ist deutlich kompakter, leichter und handlicher als die EOS 90D. Mit den eher langen Wegen zu den Aufnahmeeinstellungen ist sie eher etwas für dich, wenn du die Einstellungen selten anpassen und der Automatik vertrauen willst. Quasi eine Art bessere Schnappschusskamera mit Wechselobjektiv – auch wenn sie mehr kann. Für meine privaten Fotos wäre ich mit ihr sehr zufrieden.

In der Redaktion sah es anders aus. Da ist für mich die EOS 90D die erste Wahl. Hier bin ich weniger faul und passe beim Fotografieren schnell und häufig Aufnahme- und Belichtungseinstellungen an. Zudem sind der Audioausgang und das zur Seite bewegliche Display Pluspunkte bei der Videoaufnahme. Dafür nehme ich auch das höhere Gewicht in Kauf.

Canon EOS 90D (32.50 Mpx, APS-C / DX)
Kamera
EUR1132,92

Canon EOS 90D

32.50 Mpx, APS-C / DX

Canon EOS 90D - (EU) (18 - 55 mm, 32.50 Mpx, APS-C / DX)
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Canon Eos M6 Ii (15 - 45 mm, 32.50 Mpx, APS-C / DX)
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15 - 45 mm, 32.50 Mpx, APS-C / DX

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