Amazon setzt für KI-Alexa auf «Claude» – und verlangt wohl Geld dafür
Im Oktober will Amazon für seinen Sprachassistenten Alexa Neuerungen verkünden. Eine generative KI sollen Nutzer und Nutzerinnen nur bekommen, wenn sie ein kostenpflichtiges Abo abschliessen.
Amazon scheint sich entschieden zu haben, bei seinen Alexa-Geräten auf eine externe Lösung zu setzen, um sie mit generativer KI aufzurüsten. Gemäss einem Reuters-Bericht kommt in der neuen, für Oktober geplanten KI-getriebenen Alexa der Chatbot «Claude» zum Einsatz. Dieser ist die Entwicklung des US-Startups Anthropic, gegründet 2021 von ehemaligen Mitarbeitern von OpenAI. Amazon hatte im September 2023 eine Investition von vier Milliarden US-Dollar in Anthropic bekannt gegeben und später weitere Milliarden nachgeschossen. Die beiden Unternehmen kennen sich also bereits.
Gesprächsfähig gegen Gebühr
Die neue Alexa, intern als «Remarkable» bezeichnet, soll längere Konversationen erlauben, sich an vorher gestellte Fragen erinnern und auf neue Fragen im Kontext antworten können. Ausserdem soll es mit «Remarkable» möglich werden, Nachrichten zusammenzufassen, E-Mails zu formulieren oder die passenden Klamotten für spezifische Ferien einzukaufen.
Das alles gibt es voraussichtlich nicht gratis. In den USA sollen für die schlauere Alexa monatlich zwischen fünf und zehn US-Dollar Gebühr fällig werden. Die gewohnte Küchentimer-Wetter-Alexa-Version soll dagegen kostenlos bleiben.
Offen bleibt, wie gross die Zahlungsbereitschaft dafür ist. Und wie gross die Basis an aktiven Nutzerinnen und Nutzer überhaupt ist. Amazon selbst gibt keine Zahlen bekannt, Analysten vermuten, dass es 100 Millionen Personen gibt, die ihre Alexa regelmässig nutzen. Von diesen könnten gemäss Schätzungen zehn Prozent für ein Abo zu gewinnen sein, was Amazon hunderte Millionen US-Dollar in die Kassen spülen könnte. Da ist allerdings viel Konjunktiv im Spiel. Es wird entscheidend davon abhängen, ob die «Remarkable»-Alexa mit aufgemotzter Software tatsächlich zu einer smarten Helferin wird.
Wenig Einkäufe per Sprachsteuerung
Millionenfach stehen heute weltweit Echo-Geräte in den Haushalten. Schätzungen gehen davon aus, dass Amazon seit dem Launch im Jahr 2014 weit über 500 Millionen Echo Dots, Echo Shows und Echo Pops verkauft hat, oft zum Selbstkostenpreis oder darunter. In den Geräten «wohnt» Alexa, die smarte Assistentin, gefüttert mit dem Wissen aus dem Internet. Irgendwann, so Amazons Plan, sei die Menschheit soweit, dass sie von der nächsten Packung Windeln bis zum Spülmittel alles per Sprachbefehl bestellt – natürlich bei Amazon.
Alexa sollte nicht nur Einkaufshilfe sein, sondern Teil des täglichen Lebens. Sie sollte das Licht einschalten, unsere Lieblingsmusik auf Zuruf starten, uns freundlich daran erinnern, dass im smarten Kühlschrank der Orangensaft zu Neige geht. So klang das damals.
Zehn Jahre später ist die Ernüchterung gross. Die wenigsten Alexa-Geräte dürften das Internet of Things steuern. Vermutlich sind die meisten gerade gut genug, um einen Timer für die Spaghetti zu starten oder das Wetter für morgen anzusagen. Immerhin: Ein paar lustige Fritzchen-Witze oder Fussballersprüche kann Alexa auch noch.
Interne Sackgasse, externe Lösung
Die Pläne bei Amazon aber waren ambitionierter. Erst recht seit dem Aufkommen von Tools mit generativer Künstlicher Intelligenz wie Chat GPT musste Amazon nachlegen. Selbst mit Apps auf dem Smartphone kann ich heute intelligentere Gespräche führen als mit meiner angestaubten Alexa. Deshalb sollte die Sprachassistentin mit KI aufgemotzt werden. In der Eigenentwicklung ist Amazon bislang offensichtlich aber nicht entscheidend vorangekommen, wie es Insider gegenüber Reuters verraten haben. Teils dauerte es sieben bis acht Sekunden, bevor ein Prompt verarbeitet und zu einer Antwort geführt hat. Allein bis zum Jahr 2022 sollen gemäss Berichten um die zehn Milliarden Dollar an Verlusten im Alexa-Segment bei Amazon aufgelaufen sein.
Würdest du für eine wirklich smarte Alexa ein Abo abschliessen? Hast du eine Alexa bei dir zuhause? Was macht sie dort? Lass es mich und die Community im Kommentarbereich wissen.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.