
Algorithmen und 167 000 Lautsprecher: Der Sound im MSG Sphere

Die gigantomanische Event-Kugel «MSG Sphere» braucht eine aussergewöhnliche Soundanlage. Über 160 000 Lautsprecher werden individuell angesteuert, um die Raumakustik zu neutralisieren.
Konzertsälen siehst du an, dass sie auf eine gute Akustik optimiert sind. Sie haben eine komplexe Geometrie, die den Schall möglichst gleichmässig zum Publikum verteilt und dabei störende Reflexionen vermeidet. Viel Holz und Gips kommt zum Einsatz, schallschluckende Absorber vermeiden unerwünschtes Echo.

Quelle: KKL
Beim neuen MSG Sphere in Las Vegas ist die Sache noch schwieriger. Denn die kugelförmige Architektur ist akustisch alles andere als optimal. Schon in kreisförmigen Konzertsäälen wird der Schall durch Reflexionen an bestimmten Punkten extrem verstärkt. Für eine Kugel gilt das erst recht.
Das Eckige muss ins Runde
Das Unternehmen Holoplot aus Berlin hat im MSG Sphere insgesamt 167 000 Lautsprecher installiert – zusammengefasst zu 1600 fest installierten und 300 mobilen Einheiten. Holoplot verwendet 3D Audio Beamforming – so lassen sich die Lautsprecher einzeln ansteuern. Dies ermöglicht, die akustischen Unterschiede an den verschiedenen Punkten im Raum durch Algorithmen auszugleichen.
Mit Wellenfeldsynthese können zudem Geräusche virtuell im Raum platziert werden. Es lässt sich also die Illusion kreieren, dass eine bestimmte Schallquelle von einem bestimmten Punkt aus kommt.
Die Lautsprecher sind unsichtbar, denn sie befinden sich hinter der 15 000 Quadratmeter grossen LED-Wand. Das bringt ein weiteres Problem: Die Wand steht zwischen Lautsprechern und Publikum und beeinträchtigt die Soundqualität. Die Lösung lautet auch hier: Kompensation durch Algorithmen.
Laut Holoplot ist das Ergebnis ein kristallklarer, vollständiger und konsistenter Sound. Ob das stimmt, werden zumindest einige Tausend Besucher nach dem 29. September wissen – dann eröffnet das Sphere mit einem Konzert von U2.
Titelbild: MSG

Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.