5 zeitlose Designklassiker und ihre günstigen Alternativen
Weil es schwer, und selten sinnstiftend ist, das Rad neu zu erfinden, wird im Design oft und gern zitiert. Ich sage dir, von welchen Designikonen gewisse Möbel und Wohnaccessoires aus unserem Sortiment inspiriert sind.
In dieser Beitragsreihe teile ich die Steckbriefe bekannter Möbelklassiker mit dir. Einerseits, weil ich die Geschichten hinter den Dingen mag. Andererseits, weil ich über die Herkunft ausgewählter Möbel aufklären möchte. Auf diese Weise bekommst du eine Übersicht und erkennst vielleicht beim nächsten Kauf, was ein Dupe und was eine dreiste Kopie ist.
1. «Flowerpot VP1»
- Designer: Verner Panton
- Hersteller: &Tradition
- Entstehungsjahr: 1968
- Made in: Dänemark
- Wert: ca. 170 Euro
Heute siehst du vielleicht nicht, warum «Flowerpot VP1» des dänischen Architekten und Designers Verner Panton für die Marke namens «&Tradition» damals ein Big Deal war. Deshalb sag’ ich's dir: Die Tisch- oder Pendelleuchte stach heraus, weil sie trotz der Reduktion an eine Blumenknospe erinnerte und mit ihren knalligen Farben die Pop-Art-Ära perfekt in ein Design fasste. In den Siebzigern bewies sie ein zweites Mal, dass sie mit der Zeit geht. «Flowerpot VP1» erschien mit einem schwarz-weissen Wellenmuster, das von den 70er-Jahren und der Memphis-Bewegung inspiriert war.
Auch heute kommt die Lampe aus lackiertem Metall gut an, weil ihre Silhouette unter anderem an Pilze erinnert. Das gefällt den Fans des Weirdcore Trends, bei denen Mushroom-Lampen beliebt sind. Das Midcentury-Design ist heute in sieben verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die «Lyckorna»-Lampen könnten eine davon sein, weil die Pendel- und Stehleuchten die Blumenform des Originals aufgreifen und auch aus Metall sind. Doch Details wie die Stehfüsse oder Deckenhalterungen unterscheiden sich komplett.
2. «Tulip Table»
- Designer: Eero Saarinen
- Hersteller: Knoll
- Entstehungsjahr: 1956
- Made in: USA
- Wert: ab 2000 Euro
Der «Tulip Table» von Eero Saarinen für Knoll war in den Sechzigern eine Neuheit. Zum einen, weil er statt der typischen vier Esstisch-Beine nur ein Standbein besass und deshalb mehr Beinfreiheit sowie optische Ruhe bot. Zum anderen, weil er subtil die Form einer Tulpenknospe nachahmte. Beides in Kombination macht den Tisch trotz seines dezenten Designs markant wie einen Berggipfel und sorgt dafür, dass er sich nahtlos in jedes Interieur einfügt.
Bis heute wird der «Tulip Table» vielerorts zitiert. So haben auch die Marken Venture Home und Beliani ähnlich geformte Modelle in ihrem Sortiment – allerdings aus weniger hochwertigen Materialien. Das Original setzt sich aus einer Aluminium-Basis und einer Marmorplatte zusammen. Die neuaufgelegte Version aus Akrylstein.
3. «Acapulco Chair»
- Designer: Unbekannt
- Hersteller: Acapulco
- Entstehungsjahr: 1950er
- Made in: Mexiko
- Wert: ca. 430 Euro
Obwohl bis heute unklar ist, wer hinter dem Design steckt, ist eins sicher: Seit den Fünfzigern ist der «Acapulco Chair» aus Mexiko auf Terrassen nicht mehr wegzudenken. Das Designstück ist ein Mix aus Stuhl und Hängematte und inspiriert von Formen und Mustern, die in der mexikanischen Kultur und Natur vorkommen. Es gilt als besonders bequem, weil es aus anpassungsfähigen Kunststoffsträngen besteht. Gewisse Quellen, darunter die offizielle Acapulco-Webpage, weisen darauf hin, dass ein französischer Tourist namens François Dischinger den Stuhl in Acapulco, Mexiko, entworfen hat. Andere nehmen an, dass einheimische Handwerkerinnen und Handwerker hinter der Idee stecken.
Bis die Herkunft geklärt ist, dürfen viele Stühle «Acapulco Chair» genannt werden. Die Unterschiede liegen jedoch wie so oft im Detail – zum Beispiel in der Qualität der Strings oder der Anordnung der Metallstäbe des Gestells. Zum Vergleich: Das Original ist aus UV-beständigem elastischem Kunststoff und galvanisiertem pulverbeschichtetem Stahl, damit Rost und Korrosion verhindert werden.
4. «2 Fauteuil Grand Confort Petit Modèle LC2»
- Designer: Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand
- Hersteller: Cassina
- Entstehungsjahr: 1929
- Made in: Italien
- Wert: ca. 5300 Euro
Gleich drei Designer waren an dem Entwurf des «2 Fauteuil Grand Confort Petit Modèle LC2» beteiligt, der als «Archetyp der Moderne» in die Geschichte eingehen sollte. Er besticht mit seinen klaren Linien sowie geometrischen Formen und seiner Funktionalität: Wer auf dem Sessel sitzt, soll sich gemütlich unterhalten können. Deshalb besteht er aus einem Rahmen aus verchromtem Stahl und einer Polsterung mit hochwertigem Schaumstoff, die entweder mit Leder oder Stoff bezogen ist. Ausserdem umfasst die LC2-Serie verschiedene Module. So kannst du dir eine Sitzgruppe individuell zusammenstellen.
Die Modularität sowie die Schlichtheit machen den LC2-Sessel vielseitig und zeitlos. Da verwundert es nicht, dass Hersteller wie Johann Jakob das Aussehen des Designstücks nachahmen. Statt braun ist die Rahmenstruktur des Dupes namens «Mandia» allerdings schwarz, was ein stärkerer Kontrast zum cognacfarbenen Leder ist.
5. «Shimmer Tavoli»
- Designer: Patricia Urquiola
- Hersteller: Glas Italia
- Entstehungsjahr: 2013
- Made in: Italien
- Wert: ca. 1400 Euro
Nicht nur Midcentury-Designs werden gerne mal zitiert. Auch von aktuelleren Entwürfen gibt es Möbel-Dupes. Zum Beispiel von der Tischserie «Shimmer Tavoli». Sie wurde von der renommierten spanischen Designerin Patricia Urquiola für das italienische Möbelunternehmen Glas Italia entworfen. Sie zeichnet sich durch ein Spiel mit Licht, Farbe und geometrischen Formen aus.
Das Material ist charakteristisch für Glas Italia, die Gestaltung spiegelt hingegen die kreative Herangehensweise der Spanierin wider. Den «Shimmer Tavoli» veredelte Urquiola zum Beispiel mit einem mehrfarbigem Spezialfinish, dessen Farbe je nach Lichteinfallswinkel und Blickwinkel variiert. So hebt sich der Tisch von seinen Möbel-Dupes wie dem Woood-Beistelltisch ab. Letzterer ist zwar ähnlich geformt, besteht jedoch aus einfachem braunen, transparentem Acrylglas.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.