5 Irrtümer über die Menstruation
Hintergrund

5 Irrtümer über die Menstruation

Irren ist menschlich, bluten auch. Was du über die weibliche Menstruation zu wissen glaubst, ist oft nicht mehr als heiße Luft. fünf Irrtümer über die Menstruation im Faktencheck.

Sieben lange Jahre bluten Frauen in ihrem Leben – zusammengezählt. Die Rede ist natürlich von der Menstruation. Etwas, das manch einer als «schmutziges kleines Geheimnis» von Frauen ansieht: In einer internationalen Studie der humanitären Organisation Plan International wurden 4127 Jungen und junge Männer zu ihrer Einstellung zur weiblichen Menstruation befragt.

Das prekäre Ergebnis: «Schmutzig», «peinlich» und «ekelhaft» waren die häufigsten Assoziationen der Befragten zur weiblichen Periode. Darüber hinaus waren 37 Prozent der Befragten der Meinung, die Menstruation sei Privatsache von Frauen und sollte von ihnen nicht besprochen, sondern geheim gehalten werden. Also: Tampon rein und Mund zu?

Bei allem Respekt, aber ich werde genau das Gegenteil tun. Tabus gehören auf den Tisch und nicht in die Slipeinlage der Frau. (Selbst wenn die Periode manchmal nervt und bei Erkrankungen wie Endometriose furchtbar schmerzt.) Deshalb: Willkommen zu einigen der bekanntesten Menstruations-Irrtümern und was es damit auf sich hat.

1. Während der Periode kann ich nicht schwanger werden

Wichtig für sie und für ihn, denn Fakt ist: Wer menstruiert, kann durchaus schwanger werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist zwar gering, aber nicht gleich Null.

Es ist so: Jeden Monat bereitet sich der Köper einer Frau auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Dazu reifen in den Eierstöcken Eizellen heran, die über den Eileiter in die Gebärmutter wandern und auf eine Befruchtung warten. Die Frau hat ihren Eisprung und damit ihre fruchtbaren Tage. Wird die Eizelle durch ein Spermium befruchtet, nistet sie sich in die Gebärmutterschleimhaut ein – in den meisten Monaten wartet die Eizelle aber vergebens auf eine Befruchtung. Der Körper baut die Schleimhaut wieder in Form von Menstruationsblut ab und der Zyklus beginnt von Neuem.

Mit ihrem Eisprung ergibt sich für jede Frau ein ungefähres Zeitfenster von sechs fruchtbaren Tagen im Monat. Wann es allerdings zum Eisprung kommt, kann sich von Zyklus zu Zyklus verschieben – und mit ihm die fruchtbare Zeit der Frau. Durchschnittlich dauert der Zyklus einer Frau zwischen 21 und 35 Tagen. Der 28-Tage-Zyklus ist damit eher ein Durchschnittswert als die Norm und trifft nur auf 16 Prozent aller Frauen zu, wie aus einer Studie im Journal of Medical Internet Research hervorgeht.

Dass Spermien im Körper der Frau bis zu fünf Tage überleben, verlängert die Zeit, in der es durch Sex zur Befruchtung kommen kann. Sex während später Tage der Menstruation und ein früher nächster Eisprung können also durchaus zu einer Schwangerschaft führen.

2. Sex während der Periode ist ohnehin ein No-Go

Es gibt wenige Sonnenseiten der Menstruation. Sex kann eine davon sein. Ein klares Argument dafür ist dein Sexdrive: Der kann sich nämlich während deines Eisprungs durch einen Anstieg von Östradiol, dem wichtigsten Östrogen der geschlechtsreifen Frau, überschlagen. Das Östradiol ist bei manchen Frauen auch während der Periode besonders hoch, wie das Portal Go Ask Alice zeigt: Die Plattform wird von Gesundheitsexpertinnen und -experten betrieben und ist damit sozusagen der «Dr. Sommer» der Columbia University. Diese Expertinnen und -experten sagen: Eine erhöhte Libido während der Menstruation sei nichts Ungewöhnliches – zudem diene die Periode als natürliches Gleitmittel, was den Sex sogar noch angenehmer machen könne.

Außerdem kann ein Orgasmus Periodenkrämpfe erfolgreich lösen. Der weibliche Körper wird gut durchblutet, das Gehirn produziert eine Menge Dopamin und andere Endorphine. Die machen glücklich und wirken als natürliches Schmerzmittel. Schließlich verkürzt Sex während der Periode die Blutung: Die Muskeln in deinem Uterus ziehen sich beim Orgasmus kontraktionsartig zusammen und helfen so, das Blut schneller abzutragen.

3. Menstruationsblut ist gar kein Blut

Diese Aussage ist eigentlich gar kein ganzer Irrtum, aber sie erzählt auch nicht die ganze Wahrheit. Während der Menstruation wird zwar Blut ausgeschieden, aber nicht ausschließlich. Der Großteil des Menstruationsblutes besteht aus altem Gewebe und Resten der Gebärmutterschleimhaut, die sich im Laufe des Zyklus aufgebaut hat. Darum ist die Farbe der Menstruation nicht immer nur rot, sondern kann auch bräunlich sein, was unter anderem eine Frage des Östrogenspiegels ist. Gemeinsam mit anderen Hormonen steuert es den gesamten Zyklus der Frau. Generell gilt: Je dunkler das Blut, desto mehr Östrogen ist im Spiel.

Die Farbe deiner Menstruation sagt aber auch einiges über deine Gesundheit aus. So kann ein blasses Rot etwa auf einen Eisenmangel hindeuten. Eine Übersicht möglicher Implikationen der Blutfarbe für deine Gesundheit findest du in dem Gesundheitsmagazin Medical News Today.

4. Ich verliere literweise Blut im Monat

Hier spielt dir deine Wahrnehmung einen Streich. Tatsächlich verlierst du im Monat nur rund 20 bis 60 Milliliter Blut. Das entspricht der Menge einer Espressotasse.

Erst ab 100 Millilitern Blut pro Periode spricht man von einer starken Blutung. Rechnet man den durchschnittlichen Blutverlust auf 500 Zyklen in 38 fruchtbaren Jahren, verliert eine Frau in ihrem ganzen Leben rund 30 Liter Blut durch die Menstruation. Espresso für Espresso kommst du also am Ende doch auf viele Liter Blutverlust – aber eben in sehr kleinen Einheiten und über einen Gesamtzeitraum von ungefähr sieben Jahren, wie eingangs erwähnt.

Aber: Die eigentlich geringen Mengen Blut reichen aus, um Frauen weltweit in eine Blutarmut zu stürzen. Der geht ein Mangel des Spurenelements Eisen voraus, das der Körper zur Bildung roter Blutkörperchen benötigt. Jeder Milliliter Blut enthält ein Milligramm Eisen, also genau die Menge, die wir normalerweise täglich über unsere Nahrung zu uns nehmen. Das zeigt eine Studie in Perspectives in Medicine. Zur Erinnerung: Im «besten» Fall verliert eine Frau also pro Menstruation 20 Milligramm Eisen.

In einer Studie im Fachmagazin Clinical Nutrition and Metabolic Care heißt es: «Besonders häufig von Eisenmangel betroffen sind Frauen im reproduktiven Alter. Grund dafür ist der Blutverlust während der Menstruation.»

5. Magische Zyklus-Synchronisierung

Es wäre zu schön: Zwei Frauen verbringen viel Zeit miteinander und ihre Zyklen synchronisieren sich. Blutsschwestern und Leidensgenossinnen, die gemeinsam auf der roten Welle surfen. Diese These ist zwar ganz zauberhaft, aber am Ende auch nur ein Irrglaube. Denn: In der Studie, die das angeblich belegt hatte, wurde gepfuscht.

Zu verdanken haben wir die Idee der Zyklussynchronisation der amerikanischen Psychologin Martha McClintock. 1971 stellte sie ihre Hypothese anhand von College-Wohnheimbewohnerinnen auf und kam zu folgendem Resultat: Die Zyklussynchronisation werde durch Pheromone, also durch bestimmte Botenstoffe, gesteuert. Später verwarf man jedoch die These, nachdem andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unsauberkeiten in Studiendesign, Methode und verwendeten Statistiken fanden.

Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dein Zyklus irgendwann mit dem deiner besten Freundin überschneidet, ist trotzdem relativ groß. Nachdem sich der weibliche Zyklus monatlich verschiebt, werdet ihr wohl irgendwann gemeinsam menstruieren – wenn auch nur vorübergehend. Ein Licht am Ende des Zyklus – immerhin ist geteiltes Leid auch immer halbes Leid.

Titelfoto: Thomas Kunz

33 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar
Olivia Leimpeters-Leth
Autorin von customize mediahouse

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar