Hintergrund

10 verblüffende Fakten über Muttermilch

Katja Fischer
31.3.2023

Muttermilch ist mehr als nur Säuglingsnahrung: Du kannst sie auch als Nasentropfen nutzen. Oder als Putzmittel. Und wenn du willst, sogar zu einem Schmuckstück verarbeiten lassen.

Sie gilt als praktisch, gesund und als das Beste für das Neugeborene: Muttermilch. Deshalb wird sich auch gerne als «erste Impfung des Lebens» oder «weisses Gold» bezeichnet. Muttermilch kann aber noch einiges mehr – und nicht nur fürs Baby. Ich zeige dir weitere Einsatzgebiete und verblüffende Fakten. Fazit: Ganz schön ausgeklügelt, diese Muttermilch!

1. Muntermacher und Einschlafhilfe in einem

Als Frühstück ist die Muttermilch nicht gleich wie als Abendessen: Im Laufe des Tages verändert sich nämlich die Konzentration der Biomoleküle, wie ein spanisches Forscherteam herausgefunden hat. Die höchste Menge an schlaffördernden Biomolekülen wurde abends nachgewiesen. Diejenigen, die anregen und munter machen, waren hingegen tagsüber am höchsten konzentriert. Damit ist Muttermilch quasi die erste Uhr fürs Baby und lehrt den Unterschied zwischen Tag und Nacht. Als Konsequenz ist es bei abgepumpter Milch wichtig, dass du sie zum gleichen Tageszeitpunkt verabreichst, zu der du sie auch abgepumpt hast.

2. Jungs kriegen mehr Fett ab

Die Muttermilch passt sich auch dem Geschlecht an. In der Quantität als auch in der Zusammensetzung: Mädchen bekommen mehr Milch, die Milch der Jungs ist dafür reicher an Fett, Proteinen und Energie. Wieso das so ist, ist nicht ganz klar. Noch seien viele Fragen zur personalisierten Muttermilch offen, sagte US-Biologin Katie Hinde 2014 an einer Wissenschaftstagung in Chicago. Bei Rhesusaffen etwa enthalte die Milch für Weibchen mehr Kalzium, damit sie sich schneller entwickeln und früher geschlechtsreif würden. Bei Männchen sei das hingegen nicht nötig, weil ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung nicht altersbegrenzt sei. Dafür weise bei ihnen die Milch mehr Kalorien auf, weil sie mehr Zeit mit wilden Spielen verbringen würden.

3. Vor allem Wasser

Eigentlich besteht Muttermilch zu einem grossen Anteil aus Wasser: 88 Prozent, um genau zu sein. Deshalb ist sie auch ein guter Durstlöscher. Erst der Rest ist für den Wundercocktail verantwortlich: Die übrigen zwölf Prozent sind nämlich Kohlenhydrate, Fette, Proteine und weitere wichtige Nährstoffe.

4. Vormilch für Frühchen

Bereits ab der zweiten Schwangerschaftshälfte produziert eine Frau Milch. Damit ist die Ernährung des Babys bei einer allfälligen Frühgeburt gewährleistet. Es handelt sich dabei um sogenanntes Kolostrum – eine Art Vormilch –, die als besonders nährstoffreich gilt.

Die Vormilch ist gelblicher als die spätere Muttermilch – und reich an Eiweiss und Vitaminen.
Die Vormilch ist gelblicher als die spätere Muttermilch – und reich an Eiweiss und Vitaminen.
Quelle: Shutterstock

5. Gegen Schnupfen und verrostete Velos

Muttermilch hat antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften – viele Hebammen empfehlen deshalb, sie bei einem schnupfenden Säugling einzusetzen. Am besten frisch abgepumpte Milch mit einer Pipette verwenden oder direkt aus der Brust streichen und in die Nasenlöcher träufeln. Muttermilch dient zudem als Desinfektionsmittel, zum Beispiel bei einem roten Babypo oder wunden Brustwarzen der stillenden Mutter. Du kannst sie ebenso als Badezusatz bei trockener (Baby-)Haut nutzen oder bei spröden Lippen als Balsam. Und sogar als natürliches Putzmittel: Angebrannte Essensreste etwa lässt sich damit vom Herd entfernen. Oder Rost vom Fahrrad.

6. Muttermilch spenden

Die einen Mütter «schwimmen» in Muttermilch, andere produzieren kaum oder gar keine. Überschüssige Milch kannst du in den ersten sechs Monaten nach der Geburt anonym spenden: In der Schweiz existieren in Aarau, Basel, Bern, Chur, Luzern und St. Gallen sogenannte Frauenmilchbanken. Die Muttermilch wird dort pasteurisiert an Babys weitergegeben, die Muttermilch dringend benötigen. Also an frühgeborene oder kranke Kinder.

7. Das Kind melkt

Streng genommen saugt das Kind nicht an der Brust der Mutter, es melkt sie viel mehr. Mit einer Wellenbewegung der Zunge schiebt es die Milch von den Milchkanälen zur Brustwarze und in seinen Mund. Das kannst du dir so vorstellen:

8. Gegen Übergewicht

Stillen mindert das Risiko für Übergewicht im Kindesalter, das belegen mehrere Studien. Ein Grund dafür könnte sein, dass ein Baby die Trinkmenge beim Stillen eher selbst bestimmt – und aufhört, wenn es satt ist. Flaschenkinder werden eher animiert, ihren Schoppen leer zu trinken. Das Trinken aus einem Schoppen ist ohnehin weniger anstrengend als das Trinken von der Brust. Ein amerikanisches Forscher-Team hat ausserdem herausgefunden, dass ein in der Muttermilch enthaltenes Protein namens Adiponectin den Stoffwechsel des Kindes positiv beeinflusst.

9. Schmuck aus Muttermilch

Um eine besondere Erinnerung an deine Stillzeit zu haben, kannst du dir aus deiner Muttermilch ein Schmuckstück anfertigen lassen. Mehrere Schmuckateliers bieten das inzwischen an. Dabei wird nur eine kleine Milchmenge benötigt und verarbeitet (etwa 15 Milliliter.) Und nein, die Milch wird dabei nicht schlecht: Sie übersteht locker einige Stunden oder Tage ungekühlt – nicht als Babynahrung, aber immerhin bis zur Weiterverarbeitung als Kette, Ohrschmuck oder Ring.

Hättest du’s erkannt? Diese Perle ist aus Muttermilch hergestellt.
Hättest du’s erkannt? Diese Perle ist aus Muttermilch hergestellt.
Quelle: Instagram/Atelier Miah

10. Andere Länder, andere Stillsitten

In der Mongolei wird das Stillen regelrecht zelebriert. Entsprechend lang stillen die Frauen dort: etwa zwei bis drei Jahre. In den USA besteht seit 1999 mit dem «Right to Breastfeed Act» ein Gesetz – das Recht, sein Kind an jedem Ort zu stillen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten besteht ein anderes Gesetz: Stillzwang für die Mütter. Sie sind dazu verpflichtet, ihre Babys mindestens zwei Jahre lang zu stillen. Im Kongo darf auch der Papi stillen. Dabei wird natürlich keine Milch gebildet, aber das Ritual soll die Beziehung zwischen Vater und Kind stärken.

Nicht weniger ausgeklügelt ist die Nabelschnur eines Babys. Spannende Fakten und Infos über sie und deren Narbe – den Bauchnabel – findest du im nachfolgenden Beitrag:

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    von Katja Fischer

Titelfoto: Shutterstock

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