Ein Traum geht in Erfüllung: Roboter putzt meine Fenster
Produkttest

Ein Traum geht in Erfüllung: Roboter putzt meine Fenster

Lorenz Keller
19.4.2024

Der Ecovacs Winbot W2 Omni reinigt meine Fenster automatisch und ohne grossen Aufwand. Das Glas ist zwar nicht bis in alle Details sauber. Dennoch reicht das aus, um mich zu begeistern.

Staubsaugen? Mache ich trotz der vielen Saugroboter-Tests auch gerne von Hand. Bügeln? Macht mir richtig Spass. Bad putzen? Schon ok. Aber Fenster putzen? Nein, danke! Für mich eine der schlimmsten Aufgaben im Haushalt, die ich höchstens einmal pro Jahr zähneknirschend erledige.

Was mich vor allem nervt, ist mein eigenes Unvermögen. Ganz ohne Schlieren schaffe ich es nämlich nicht. Da krampfe ich mich ab – und beim ersten Sonnenschein sieht es doch wieder aus, als seien kleine Spiderman mit fettigen Fingern das Fenster hochgeklettert.

Darum träume ich schon seit Jahren von einem Fensterputzroboter. Angesichts der schlechten Testberichte habe ich bisher auf einen Kauf verzichtet. Mein Chef beispielsweise war im Frühling 2023 mit dem Winbot W1 Pro gar nicht zufrieden: zu laut, zu wenig gut, zu umständlich, zu unausgereift.

Nun hat Ecovacs eine neue Version des Winbot auf den Markt gebracht. Der Hersteller hat gezielt die bisherigen Schwachstellen verbessert. Denn Ecovacs selber war mit den Fähigkeiten der Fensterreiniger nicht ganz zufrieden, wie sie bei der Präsentation des neuen Modells Anfang 2024 verraten haben. Sie hätten es technisch einfach nicht besser hingekriegt, das sei nun alles anders.

Zeit also, den Winbot W2 Omni ausführlich zu testen. Kann er meinen Traum verwirklichen? Muss ich nie mehr von Hand Fenster putzen?

So putzt der Roboter die Fenster

Die Bedienung ist kinderleicht: Ich befeuchte das mitgelieferte Mikrofaser-Tuch. Danach befestige ich es mit Klettverschlüssen an der Unterseite des Roboters. Reinigungsflüssigkeit in den Tank füllen, den Winbot an der Basisstation einschalten und an die Scheibe drücken.

Das spezielle Mikrofasertuch befestige ich mit Klettverschlüssen unten am Roboter.
Das spezielle Mikrofasertuch befestige ich mit Klettverschlüssen unten am Roboter.
Quelle: Lorenz Keller

Automatisch saugt sich nun der Roboter fest und gibt mit einer kleinen Ruckler Bescheid, wann ich loslassen kann. Nun fährt der Winbot mit zwei Raupen dem Fenster entlang nach oben bis in die rechte obere Ecke des Fensters. Von dort startet nun die Reinigung in einer engen Schlangenlinie. Der Winbot spritzt dabei regelmässig etwas Reinigungsflüssigkeit auf die Scheibe. Die Kanten werden – je nach gewähltem Modus – nochmals separat gereinigt.

Am Schluss fährt der Roboter wieder an dieselbe Stelle, an der er gestartet ist. Er piepst und eine Stimme teilt mit, dass die Reinigung beendet ist. Ich halte den Griff, drücke den Knopf am Roboter, der Unterdruck löst sich und ich kann ihn abnehmen.

Wie sauber putzt der Winbot W2 Omni?

Die kurze Antwort: gut genug. Die etwas längere: Der Roboter macht die Scheiben sauber, ohne Schlieren zu hinterlassen. Ab und zu bleibt ein kleiner Fleck übrig, nicht jedes Detail ist perfekt.

Vor allem, wenn Schmutz stark auf der Scheibe haftet oder angetrocknet ist, dann bringt der Winbot ihn nicht richtig weg. Da er – im Gegensatz etwa zu Saugrobotern für den Boden – Schmutz nicht erkennt, fährt der Winbot kein zweites Mal über besonders schmutzige Stellen.

Ich könnte manuell über die Smartphone-App ein paar Mal hin und her fahren – einfacher ist es aber meist, wenn ich mit einem Lumpen die Stelle schnell abrubble.

Das musst du bei der Roboter-Reinigung beachten

Es lohnt sich, die Mikrofaser-Pads bei jedem Fensterwechsel anzufeuchten und regelmässig zu wechseln. Der Hersteller hat darum auch gleich zwei Tücher beigelegt.

Jeweils zwischendurch von Hand auswaschen reicht beim Frühlingsputz. Danach kommen die zwei Tücher einfach in die Waschmaschine und sind frisch für den Sommer- oder Herbstputz.

Genug Reinigungslösung solltest du auch bereit halten – und regelmässig den Tank füllen. Ohne Flüssigkeit putzt der Winbot deutlich schlechter. Der Tank ist mit 60 Milliliter leider klein. So muss ich nach ein bis zwei grossen Scheiben wieder Reinigungsmittel nachfüllen. Der Hersteller musste hier wohl darauf Rücksicht nehmen, dass der gefüllte Tank nicht zu schwer wird und der Roboter von der Scheibe purzelt.

Die Reinigungsflüssigkeit kommt direkt in den Roboter.
Die Reinigungsflüssigkeit kommt direkt in den Roboter.
Quelle: Lorenz Keller

Das mitgelieferte Fläschchen mit 230 Millilitern ist nach rund 30 Quadratmeter Fensterfläche aufgebraucht, das sind bei mir drei grosse Fenster von innen und aussen geputzt. Da lohnt sich gleich die Literflasche. Allerdings ist die Öffnung des Tanks so klein, dass ich entweder einen Trichter fürs Auffüllen brauche oder besser noch das leere Fläschchen als Zwischenspeicher nutze. Ideal gelöst ist das nicht. Der Tank wird zudem nur von einer Gummi-Kappe geschlossen. Mit einem Schraubverschluss wäre das stabiler.

Was bringt die Basis-Station?

Der Winbot W2 Omni hat eine recht grosse Basisstation – es gibt den W2 aber auch ohne Omni, sprich ohne Basisstation. Damit sparst du rund 100 Franken oder Euro, was ich dir aber nicht empfehle.

Die Basisstation bietet vier verschiedene Funktionen: Sie hat einen Zusatzakku integriert, sie dient als Absturzsicherung, mit einigen Tasten lässt sich der Roboter steuern und ich kann auch gleich Roboter und Zubehör darin verstauen. Das Ganze wiegt 6,9 Kilogramm.

Akku: Der Akku ist dank Basisstation fast doppelt so gross wie in der Version ohne: 4500 mAh statt 2600 mAh. Bei mir hat die Batterie in der intensiven Reinigung inklusive Kanten für rund 25 Quadratmeter Fensterfläche gehalten. In meiner Wohnung sind das etwas mehr als zwei grosse Scheiben innen und aussen. Eine akustische und visuelle Warnung zeigt an, dass der Akku langsam leer ist. Rund 20 Prozent Batteriereserve ist eingeplant, damit der Roboter nicht plötzlich von der Scheibe fällt. Knapp zwei Stunden dauert es, bis der Akku wieder voll geladen ist.

Absturzsicherung: Die Station dient mit ihrem Gewicht als Absturzsicherung. Sie saugt sich zusätzlich am Boden fest und hält so den Roboter, falls er tatsächlich den Halt verlieren sollte. Wichtig vor allem, wenn du an einem Aussenfenster saugst. Im Test ist so eine Situation zum Glück nie vorgekommen. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass der Roboter nicht stabil hält. Wer will, kann die Basisstation zusätzlich mit einem Seil sichern. Das liefert der Hersteller auch gleich mit.

Die Basisstation saugt sich am Boden fest und dient so gleich als Absturzsicherung.
Die Basisstation saugt sich am Boden fest und dient so gleich als Absturzsicherung.
Quelle: Lorenz Keller

Steuerung: Mit drei Tasten auf der Basisstation kann ich alles einschalten, den Reinigungsmodus wechseln und das maximal 5,5 Meter lange Kabel zwischen Roboter und Station einziehen. So gibt es kein Durcheinander.

Zubehör: Nach getaner Putzarbeit lässt sich in der Basisstation bequem alles verstauen: Roboter, Ladekabel, Mikrofaser-Pads und sogar das Fläschchen mit dem Reinigungsmittel. Dank Griff kann ich den Winbot bequem von Fenster zu Fenster tragen und am Schluss irgendwo verstauen.

In der Basisstation kannst du alles direkt verstauen.
In der Basisstation kannst du alles direkt verstauen.
Quelle: Lorenz Keller

Das hat Ecovacs beim neuen Modell verbessert

«Im Orchester der Haushaltsroboter spielt der Winbot die erste Geige. Eine Geige, die verstimmt ist und von einem vierjährigen Kind malträtiert wird. Das Geräusch, das der Roboter von sich gibt, ist schlicht nicht auszuhalten», hat Chef Simon im Test des Winbot W1 geschrieben. Diese Zeiten sind Vergangenheit. Der W2 ist weder laut, noch tönt er unangenehm. Ich habe in einem Meter Abstand etwas über 65 Dezibel gemessen, das ist nicht lauter als etwa die neuste Generation der Roboterstaubsauger.

Mit etwas über 65 Dezibel ist der Roboter nicht besonders laut.
Mit etwas über 65 Dezibel ist der Roboter nicht besonders laut.
Quelle: Lorenz Keller

Dank der Basisstation brauchst du im täglichen Betrieb auch die App nicht. Die verschiedenen Reinigungsmodi kannst du auch direkt an der Basisstation einstellen. Die Login-pflichtige App ist bei der Installation hilfreich, um die Sprache auszuwählen. Und für Benachrichtigungen: In der App ploppt eine Meldung auf, sobald der Roboter mit einem Fenster fertig oder die Akkuladung knapp ist. Da sich der Winbot nicht mit dem WLAN verbindet, musst du in Bluetooth-Reichweite bleiben. Je nach Situation kannst du so auch mal ausser Hörweite des Winbots die Zeit verbringen.

Über die App erfährst du, dass die Reinigung fertig ist.
Über die App erfährst du, dass die Reinigung fertig ist.
Quelle: Lorenz Keller

Hier gibts noch Verbesserungspotential

Für eine Fläche von 5,5 Quadratmetern hat er im intensiven Modus mit Kantenreinigung rund 30 Minuten. Schneller als von Hand ist das sicher nicht. Aber: Das finde ich überhaupt nicht schlimm. Denn ich kann in der Zeit im Homeoffice arbeiten, die Steuererklärung ausfüllen, ein Buch lesen oder eine Serie schauen.

Ich spare aber auch Zeit, in dem ich keine Leiter aufstellen muss für die hohen Fenster. Ich muss noch nicht mal die Möbel ganz wegräumen. Etwas wegziehen und Platz für die Basisstation schaffen, das reicht schon. Der Roboter hat sogar problemlos hinter Dekohängern gereinigt, die an den Vorhangschienen befestigt sind.

Der Winbot braucht nicht viel Platz, so musst du nicht alle Möbel wegräumen.
Der Winbot braucht nicht viel Platz, so musst du nicht alle Möbel wegräumen.
Quelle: Lorenz Keller

Schwieriger sind manchmal Unregelmässigkeiten an den Fenstern. Die Katzentüre hat bei mir keine Probleme bereitet, andere Tester berichten aber, dass auf die Scheibe geklebte Glasbruchsensoren teilweise abgerissen wurden. Das liegt daran, dass der Roboter erst nach physischem Kontakt reagiert und ausweicht. Er hat keine Sensoren, die Hindernisse erkennen.

Natürlich sind wenige und dafür grossflächige Fenster ein grosser Effizienzvorteil. Da lohnt sich der Roboter eher als bei vielen kleinen Glasflächen, die jedes Mal ein Umhängen erfordern. Dank der Basisstation ist der Wechsel von Scheibe zu Scheibe aber sowieso deutlich einfacher und schneller als beim Vorgänger.

Fazit

Der Roboter erfüllt meinen Traum

Ich möchte den Winbot W2 nicht mehr hergeben. Er mag zwar nicht so sauber und schnell putzen, wie Sauberfrauen und Saubermänner das können. Aber er reinigt die Fenster gut genug für meine Ansprüche. Und ich kann in der Zeit etwas anderes machen.

Ich würde dir auf jeden Fall die etwas teurere Version mit Basisstation empfehlen, die ich auch getestet habe. Sie verlängert die Akkulaufzeit und der Roboter ist schneller und einfacher einsatzbereit. Grösstes Manko: Du musst den Winbot mit dem Akku betreiben. Sobald das Ladekabel angeschlossen ist, funktioniert er nicht mehr.

Hast du grossflächige Fenster, dann lohnt sich der Fensterputzroboter auf jeden Fall. Auch die Investition von momentan rund 550 bis 600 Franken oder Euro hält sich in Grenzen – ein Staubsaugerroboter ist eher teurer. Für mich bedeutet das: nie mehr Fenster putzen – höchstens vielleicht ein bisschen Detailarbeit.

Pro

  • Reinigungsqualität reicht aus
  • einfache Bedienung
  • clevere Basisstation
  • unkompliziertes Handling
  • deutlich reduzierte Lautstärke

Contra

  • kein Betrieb direkt am Strom
  • teure Original-Reinigungsmittel
  • langsame Reinigung
Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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